Donau Zeitung

Streift ein Goldschaka­l durchs Kesseltal?

Nichts Genaues weiß man nicht. Klar ist nur, dass da ein Tier umherstrei­ft, das nicht zu den heimischen Arten passt – und ein verunglück­ter Wolf ist es auch nicht

- VON HERTHA STAUCH

Landkreis Jetzt wird es ernst. Nein – keine Angst –, nicht der Wolf hat derzeit den Landkreis Dillingen im Visier. Es könnte vielmehr der Goldschaka­l sein, auf dessen Spuren sich die Leser unserer Zeitung befinden. Die Pfingstson­ne lockte am vergangene­n Sonntag Ruth und Manfred Becker aus Syrgenstei­n aus dem Haus. Im Wanderführ­er „Wander mit“, den unsere Zeitung herausgege­ben hat, suchten sie sich einen zwölf Kilometer langen Rundweg durch das Kesseltal aus. Dass diese Tour durchaus spannend werden würde, hatte das Paar nicht in diesem Ausmaß erwartet.

Zwischen Fronhofen, das zur Gemeinde Bissingen gehört, und dem Fuchsberg sichten die Wanderer ein Tier, das sie zunächst nicht eindeutig identifizi­eren können, weil es zu weit entfernt ist. Es schnüffelt auf einer abgemähten Wiese herum. „Zuerst dachten wir an einen Wolf, der einen Unfall hatte, weil der Schwanz so kurz war“, rätselt Ruth Becker noch heute. Sicher ist sich das Paar, dass es auch kein Fuchs ist: „Dafür ist das Tier zu groß.“Was ist es dann?

Am Abend glücklich, aber erschöpft wieder zu Hause angekommen, blättern die Syrgenstei­ner in unserer Zeitung und lesen unsere Geschichte vom mutmaßlich­en Goldschaka­l, der auf einer Terrasse in der Marienfeld­siedlung in Wertingen gesichtet wurde. Sofort sind sie sich sicher: „Was wir gesehen haben, ist ein Goldschaka­l“. Ruth Becker hat das Tier auch mit ihrer Spiegelref­lexkamera fotografie­rt, allerdings von einiger Entfernung aus, sodass das Bild beim Heranzoome­n immer unschärfer wird. Dennoch – als sie ihre Fotos auf dem PC betrachtet, kommt sie immer mehr zur Überzeugun­g, dass es sich um einen Schakal handeln kann. Noch lange diskutiert sie am Abend mit ihrem Mann über das Erlebnis, ehe sie die Fotos unserer Zeitung schickt. Scherzhaft meint Ruth Becker am Ende: „Was weiß ich, was das ist, vielleicht ein Wolperting­er?“

Schakal oder Fuchs? Helmut Jaumann, Vorsitzend­er der Kreisjäger­vereinigun­g Dillingen, will es wissen und schaut für unsere Zeitung kritisch auf die Fotos. „Bei den Fotos, die die Leute alle machen, bin ich sehr vorsichtig geworden“, sagt er. Es sei wesentlich einfacher, ein Tier zu erkennen, wenn es sich in Bewegung befindet. Bei stehenden Tieren auf Bildern sei es schwer, diese zu bestimmen. Jaumann will sich letztendli­ch nicht festlegen. „Das Foto mit dem Gesicht nach vorne erinnert mich schon sehr an einen Jungfuchs“, meint er. Jungfüchse seien jetzt etwa zehn Wochen alt und schon unterwegs. Auf den anderen Fotos sei der Fuchs nicht so ganz klar. Was den Jägervorsi­tzenden stutzig macht, ist der Schwanz des Tieres, der eher an einen Schakal erinnere. Letztlich bleiben Zweifel. Denn Jaumann sagt: „Ich bin kein Schakal-Experte – das ist reine Theorie für mich.“

Eindeutige Klarheit herrscht hingegen inzwischen bei einem anderen tierischen Thema, das ebenfalls vergangene Woche unsere Zeitung beschäftig­te. Der Waldrapp ist wieder zurück. Der gänsegroße Vogel, den ein Leser bei Rieblingen mit seiner Handykamer­a aufgenomme­n hatte, war in unseren Breitengra­den ausgestorb­en. Das Tier stammt wahrschein­lich aus dem Auswilderu­ngsprojekt von Burghausen im Landkreis Altötting. Diplombiol­ogin Monika Schirutsch­ke vom LandesWald­rapp bund für Vogelschut­z, Bezirksges­chäftsstel­le Memmingen, bestätigt, dass das in Rieblingen geschossen­e Foto einen Waldrapp zeigt. „Der Waldrapp war bis ins 17. Jahrhunder­t in Mitteleuro­pa heimisch. Derzeit gibt es nur noch sehr wenige Brutplätze, unter anderem in Marokko, in Mitteleuro­pa ist er ausgestorb­en“, schreibt die Biologin an unsere Zeitung.

Beobachtun­gen vom Waldrapp kommen jährlich in Bayern vor, weiß Schirutsch­ke. Allerdings meist nur am Alpenrand. In Burghausen gibt es ein Artenschut­zprojekt, das die Vögel aufzieht und zum Ziel hat, sie wieder hier anzusiedel­n. Ob der Rieblinger aus Burghausen kommt, ist nicht feststellb­ar. Die Vögel werden beringt, und ohne Ringnummer können die Projektbet­reiber nicht sagen, woher der Vogel kommt. Dass es sich aber um einen Waldrapp handelt, ist sicher. Typische Merkmale sind der kahle Kopf, der lange Schnabel und der FedernKopf. kranz um den

 ??  ??
 ??  ??
 ?? Fotos: Ruth Becker ?? Um welches Tier handelt es sich hier? Ruth Becker, die dieses Foto auf dem Fuchsberg im Kesseltal gemacht hat, denkt, es ist ein Goldschaka­l, wie er kürzlich auch in Wertingen gesichtet wurde. Herangezoo­mt ist das Tier etwas besser zu erkennen. Es gleicht teilweise einem Fuchs, ist aber viel größer. Deshalb mutmaßt die Fotografin, dass es ein Goldschaka­l ist.
Fotos: Ruth Becker Um welches Tier handelt es sich hier? Ruth Becker, die dieses Foto auf dem Fuchsberg im Kesseltal gemacht hat, denkt, es ist ein Goldschaka­l, wie er kürzlich auch in Wertingen gesichtet wurde. Herangezoo­mt ist das Tier etwas besser zu erkennen. Es gleicht teilweise einem Fuchs, ist aber viel größer. Deshalb mutmaßt die Fotografin, dass es ein Goldschaka­l ist.
 ?? Foto: Fritz ?? Der Waldrapp.
Foto: Fritz Der Waldrapp.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany