Die Pflichtaufgaben reizen Wittislingens Haushalt aus
Größte Investitionen sind Restzahlungen für die Oberbechinger Straße, eine neue Wasserleitung und die Deponie
Wittislingen Die ganz großen Projekte sucht man vergeblich im Haushalt der Marktgemeinde Wittislingen für das laufende Jahr. „Wir machen unsere Hausaufgaben“, stellt der Zweite Bürgermeister Paul Seitz fest, der den zurzeit kranken Ulrich Müller vertritt. Die größten Investitionen sind in diesem Jahr eine Restzahlung für die bereits fertig sanierte Oberbechinger Straße in Höhe von 200000 Euro, eine neue Wasserleitung für den Juraweg für 150000 Euro sowie die Rekultivierung der Deponie, die mit 300000 Euro zu Buche schlägt. Für Straßensanierungen – unter anderem für die Riedhauser Straße – stellt die Gemeinde 100 000 Euro bereit. Für die Feuerwehr stehen hohe Kosten an, aber erst 2020 und 2021, denn die Ehrenamtlichen brauchen ein neues Fahrzeug.
Nun kann Wittislingen seine geplanten Ausgaben nicht mit den Einnahmen allein decken. Im Finanzplan sind eine Entnahme aus den Rücklagen in
Höhe von rund 440000 Euro und eine Kreditaufnahme von 480000 Euro vorgesehen. Kämmerin Stefanie Reschnauer erklärt, dass sich das aktuell anbiete. Für Kredite sind die Zinsen extrem niedrig, eine hohe Rücklage bringt kaum Erträge, es könnten sogar Strafzinsen drohen.
Trotzdem, wenn die Marktgemeinde den eingeplanten Kredit voll ausschöpft, würde sie ihre Schulden auf fast vier Millionen Euro erhöhen. Das ist gerade noch im Rahmen: Bei einer Haushaltsklausur wurde beschlossen, dass die Schulden in Wittislingen 4,2 Millionen nicht übersteigen sollen.
Um das auch in den nächsten Jahren zu erreichen, muss die Kommune bei ihren Einrichtungen das Defizit verringern. Der Friedhof macht laut Haushaltsplan in diesem Jahr ein Minus von fast 60 000 Euro, die Abwasserbeseitigung kostet die Kommune 133000 Euro, die Wasserversorgung 143000 Euro und der Kindergarten mit Kinderkrippe gar 328000 Euro. „Das halten wir nicht aus auf lange Zeit“, erklärt Seitz. Also müssen Kosten eingespart oder Gebühren erhöht werden – es könnte also teurer werden für die Wittislinger.
Was beim Vergleich der Schätzungen des Haushaltes vom vergangenen Jahr mit den letztendlich tatsächlichen Ergebnissen auffällt, ist, wie vorsichtig die Kommune kalkuliert hat. „Reich rechnen tun wir uns nicht gerade“, sagt Seitz, die vorsichtige Planung sei jedoch genau richtig. 2018 konnten dem Vermögenshaushalt letztendlich rund 700000 Euro zugeführt werden, eingeplant waren 60 000 Euro. Das lag auch daran, dass nicht alle Projekte wie gewünscht angegangen werden konnten. Ähnlich lief es aber schon in den Jahren zuvor, wenn auch mit weniger extremen Unterschieden. Auch die Gewerbesteuer schätzt der Markt konservativ auf 440000 Euro, das wären etwa 15 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. „Wenn man sich 2014 bis 2018 ansieht, erkennt man, dass der Trend gepasst hat. Aber Hellseher sind wir nicht.“Unternehmen und vor allem Menschen anzusiedeln, ist weiterhin das Ziel der Gemeinde. Damit sollen die Einnahmen erhöht werden, und dafür will der Markt Wittislingen auch investieren. Der Breitbandausbau, der zu einem großen Teil vom Freistaat gefördert wird, sei dafür sehr wichtig, erklärt Seitz. Unternehmen seien darauf angewiesen, und auch die Bürger wünschten sich verständlicherweise schnelles Internet. Eingeplant ist der Ausbau aber erst 2020 und 2021. Viele Gemeinden haben aktuell Probleme bei diesem Thema, weil Firmen fehlen, die die Arbeiten umsetzen. Es seien Altlasten, wie etwa die längst fällige Renaturierung der Deponie, die es der Gemeinde aber schwer machen. „Wir haben in den letzten Jahren Investitionen tätigen müssen, die lange aufgeschoben worden sind“, erklärt Seitz. Etwa das Regenüberlaufbecken, das ein Loch in den Haushalt gerissen hatte.
Der Haushalt für 2019 wurde in der Juni-Sitzung des Gemeinderates verabschiedet. Die beiden SPDRäte stimmten wie bereits in den vergangenen Jahren gegen den Finanzplan, weil sie die Erhöhung der Verschuldung nicht mittragen wollen. Besonderer Streitpunkt waren außerdem 144 000 Euro, die Wittislingen für die Benutzung des Gemeinschaftsraumes im Altenheim Benevit bezahlt.
Nicht alle Projekte konnten angegangen werden