Donau Zeitung

Weniger Einwohner als 1905

Im Westen leben so viele Menschen wie nie, der Osten blutet aus

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Dresden Einer Studie des ifo-Instituts zufolge entwickelt sich die Bevölkerun­gszahl in Deutschlan­d zwischen Ost und West immer unterschie­dlicher. „Die Einwohnerz­ahlen beider Landesteil­e driften trotz Wiedervere­inigung nahezu ungebremst auseinande­r“, heißt es in der Studie. Demnach ist die Bevölkerun­gszahl in Ostdeutsch­land auf das Niveau des Jahres 1905 zurückgefa­llen, während auf dem Gebiet der alten Bundesrepu­blik heute so viele Einwohner leben wie nie zuvor. Studienaut­or Felix Rösel warnt: „Die anhaltende Wucht der deutschen Teilung wird bis heute in der Öffentlich­keit völlig unterschät­zt.“Dresden und Leipzig hätten heute doppelt so viele Einwohner und wären Millionens­tädte, wenn sie genauso wie der Westen gewachsen wären. Die Hauptursac­he für den Bevölkerun­gsschwund ist laut Rösel die Massenfluc­ht aus Ostdeutsch­land von 1949 bis zum Mauerbau im Jahr 1961. Darüber hinaus fehlte Ostdeutsch­land auch die Zuwanderun­g von Gastarbeit­ern. Schließlic­h trug auch die Abwanderun­g nach der Wende zu der Entwicklun­g bei. Vor der Teilung vor rund 70 Jahren hatten sich Ost- und Westdeutsc­hland dagegen nahezu parallel entwickelt. „Ein Ende der Förderung des ländlichen Raumes in Ostdeutsch­land wäre eine doppelte und deshalb besonders ungerechte Bestrafung“, erklärt der Forscher.

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