Alarm auf Mallorca
Ausgerechnet die Urlaubsinsel klagt über ausbleibende Gäste
Mit dem Wünschen ist das ja so eine Sache. Verführerisch erscheint so manche Vorstellung, solange sie nur als rosarote Fantasie durch die Köpfe geistert. Doch im Lichte der Wirklichkeit kann auch das Schöne auf einmal seine hässliche Seite offenbaren. Diese Erfahrung machen derzeit die Hoteliers auf Mallorca. Ausgerechnet dort, ausgerechnet in diesem Fegefeuer des Über-Tourismus, ausgerechnet auf der Insel, für die die Reiseströme zunehmend zum Fluch wurden, bleiben heuer die Gäste aus. „Wir hatten für diese Saison zwar einen Rückgang erwartet, aber niemals den Einbruch, den wir zurzeit erleben“, hat diese Woche ein Sprecher der Hoteliers der Zeitung Última Hora gesagt.
Noch nicht einmal die Deutschen mögen ihre bleichen Leiber unter die heiße Balearen-Sonne strecken. Dabei haben die Mallorquiner doch jahrelang gejammert und hätten die Ballermann-Ferienbomber am liebsten mit einem Einreiseverbot belegt. Zu viele Kegelklubs. Zu viele Junggesellenabschiede. Zu viel billiges
Bier und lautes Gegröle.
Mehr Freizeitpark als Reiseziel war die Insel. Lieber wollte man ruhige, wohlhabende Touristen. Gar von einer Urlauber-Obergrenze wurde gemunkelt. Der Haken: Die Ballermänner bleiben weg – und die anderen gehen lieber woanders hin, weil die Insel eben noch immer das Image hat, das sie nun einmal hat.
Die „Briten-Hochburg“Magaluf meldet einen Rückgang von sechs Prozent. „Bei den Deutschen ist der Schwund aber noch größer, rund 12 bis 13 Prozent“, sagt der Chef des Hotelverbandes der Region Calvi, Mauricio Carballeda. Doch wahre Liebe dürfte auch diese Krise überstehen. Schon einmal wendeten die Deutschen Mallorca den Rücken zu, nur um dann noch verliebter zurückzukehren.