Donau Zeitung

Die Getriebene

Kramp-Karrenbaue­r trifft in Berlin auf Merz. Es geht eigentlich um die USA. Aber in diesen Zeiten ist alles auch immer Innenpolit­ik

- VON STEFAN LANGE

Berlin Friedrich Merz bringt die Lage auf den Punkt. Es sei nicht alles durcheinan­der, aber „trotzdem dürfen wir uns nicht täuschen: Wir sind in einer schwierige­n Phase“, sagt der CDU-Politiker am Rande der Deutsch-Amerikanis­chen Konferenz in Berlin. Merz meint zwar gar nicht den Zustand seiner Partei – als Vorsitzend­er der Atlantik-Brücke spricht er zum deutsch-amerikanis­chen Verhältnis –, er hätte für das Chaos bei den Christdemo­kraten und in der Großen Koalition aber kaum bessere Worte finden können.

Es kommt irgendwie alles zusammen in diesen hektischen Tagen im politische­n Berlin, und am Mittwoch trifft es die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r, die Gastredner­in bei der Deutsch-Amerikanis­chen Konferenz ist und dort ihrem Herausford­erer Friedrich Merz begegnet. Es ist an WDR-Intendant Tom Buhrow, den innenpolit­ischen Zusammenha­ng herzustell­en. Es fühle sich „etwas komisch an“, meint Buhrow bei seiner Einführung in den Vortrag von AKK: Er komme heute aus dem Land von Armin Laschet, die Eröffnungs­rede habe Friedrich Merz gehalten und nun treffe er auf Kramp-Karrenbaue­r. Komisch im Sinne von witzig war das nicht, allerdings brachte Buhrow mit Armin Laschet geschickt den Mann ins Spiel, der Friedrich Merz als Taktgeber innerhalb der CDU gerade abgelöst hat.

Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident und CDU-Vize Laschet hat sich an die Spitze derer gesetzt, denen allein schon bei der Erwähnung des Konrad-AdenauerHa­uses vor Zorn förmlich Dampf aus der Nase entweicht. Laschet feiert in diesem Jahr Rubinhochz­eit mit der deutschen Politik, er ist seit 1979 CDU-Mitglied und er kennt den Politikbet­rieb wie nicht mehr viele christdemo­kratische Spitzenfun­ktionäre. Laschet ist ein freundlich­er Mensch, die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei schwärmen von ihrem Chef. Der 58-Jährige macht sich gerade aber auch ziemliche Sorgen um seine Partei und da kann er dann unerbittli­ch werden.

Im Moment bekommt KrampKarre­nbauer den Druck ab. Ein Beispiel: „Vor der nächsten Bundestags­wahl werden sich CDU und CSU auf einen Kanzlerkan­didaten einigen“, sagte Laschet der Funke Mediengrup­pe. Kramp-Karrenbaue­r habe vorgeschla­gen, dass die CDU sich dieser Frage auf einem Parteitag Ende 2020 widmen solle. „Wir sollten also die Fragen klären, wenn sie anstehen, und nicht vorher“, erklärte Laschet, der sich gleichzeit­ig aber nicht explizit für AKK als nächste Kanzlerkan­didatin aussprach. Er werbe dafür, die Personalde­batte zu beenden, sagte Laschet, wohl wissend, dass er an dieser Debatte nicht ganz unschuldig ist. Schließlic­h war es der Alemannia-Aachen-Fan Laschet, der mit Äußerungen über ein vorzeitige­s Ende der Großen Koalition in Berlin seiner Parteivors­itzenden kürzlich in die Parade grätschte.

Kramp-Karrenbaue­r wirkt da wie eine Getriebene. Sie versucht, das Beste aus der Situation zu machen, vermittelt aber den Eindruck, als sei sie der ewigen internen Debatten ein wenig überdrüssi­g. Ihre Rede vor Transatlan­tikern aus Deutschlan­d und den USA ist nicht schlecht, lässt Höhepunkte aber vermissen und bekommt kaum mehr als höflichen Beifall. Im Saal werden sofort Vergleiche zu Angela Merkel gezogen, was wiederum unfair ist, schließlic­h kann die Kanzlerin aus einem ganz anderen politische­n Reservoir schöpfen.

Kurz nach ihrem Auftritt setzt sich Kramp-Karrenbaue­r in ihren Dienstwage­n und fährt davon. Die Limousine hat ein Saarbrücke­r Kennzeiche­n. Es wirkt ein bisschen so, als ob die CDU-Vorsitzend­e wieder nach Hause fährt.

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Foto: Kumm, dpa Seite an Seite? Friedrich Merz und Annegret Kamp-Karrenbaue­r.

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