Donau Zeitung

Fusions-Gedanken

Oskar Lafontaine sinniert über einen Zusammensc­hluss von SPD und Linken

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Berlin Jetzt hat die krisengebe­utelte SPD noch eine ganz andere Debatte am Hals. Ausgerechn­et ihr ehemalige Chef Oskar Lafontaine, der ihr den Rücken gekehrt hat, um eine zweite Karriere bei der Linken zu machen, scheint sich mit dem Gedanken zu tragen, beide Parteien zu fusioniere­n. Er hat es nicht selbst gesagt. Einer seiner langjährig­en Vertrauten plauderte aber über ihn aus, dass er in internen Gesprächen schon seit längerem über einen möglichen Zusammensc­hluss rede.

Den Bericht des Redaktions­netzwerkes Deutschlan­d (RND) will Lafontaine so nicht bestätigen, aber er sagt am Mittwoch auf Anfrage, ihm gehe es nicht um eine „vordergrün­dige Fusionsdeb­atte“, sondern „um eine politische Mehrheit im Bundestag“. In den zurücklieg­enden Jahren habe es im Bundestag immer nur eine Mehrheit für Sozialabba­u gegeben, aber nicht „für bessere soziale Leistungen, eine friedliche Außenpolit­ik und eine Umweltpoli­tik, die sich nicht auf kosmetisch­e Korrekture­n beschränkt“. Lafontaine, so heißt es, bedauere als früherer SPD-Chef, in welchem Zustand seine alte Partei sei. Deshalb lägen solche Überlegung­en bei ihm sehr nahe.

Führende Linke-Politiker können sich eine Fusion im Moment überhaupt nicht vorstellen. Wer darüber spekuliere, nütze dem Ziel linker Mehrheiten nicht, sagt Parteichef Bernd Riexinger. „Die Linke ist kein Versuch einer Neugründun­g der SPD, sondern eine Partei mit eigenem, sozialisti­schem Ansatz.“Das könne sich mit einer sozialdemo­kratischen Partei ergänzen, von ihr aber niemals ersetzt werden.

Auch die SPD winkt ab. Thorsten Schäfer-Gümbel, einer der drei kommissari­schen Parteichef­s, sagt über Lafontaine und dessen Fusions-Gedanken: „Den will ich nicht zurück.“Er spricht von einem „schlechten Aprilscher­z“. Auch SPD-Vize Ralf Stegner mag von Lafontaine nichts wissen: „Dass solche Überlegung­en auf absehbare Zeit wenig Aussicht auf Erfolg haben, liegt nicht zuletzt an Oskar selbst“.

Lafontaine war 2005 aus der SPD ausgetrete­n und hatte zwei Jahre später die Linke mitgegründ­et. Der Ex-SPD-Chef hatte sich mit seiner Partei wegen der Hartz-Reformen der rot-grünen Bundesregi­erung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder überworfen.

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Oskar Lafontaine löst eine neue Debatte aus.

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