Donau Zeitung

Die digitale Zukunft ist teuer

Fehlen 5G-Milliarden nun beim Netzausbau?

-

Mainz Der für digitale Infrastruk­tur zuständige Bundesmini­ster Andreas Scheuer (CSU) war zufrieden – was man angesichts von 6,6 Milliarden Euro, die der Staat für die nun versteiger­ten 5G-Mobilfunkf­requenzen einstreich­t, ja auch durchaus sein kann.

Die Unternehme­n sehen das naturgemäß anders: „Die Deutsche Telekom hat das Spektrum erhalten, das sie wollte“, sagte ein Konzernspr­echer. Die Versteiger­ung hinterlass­e aber einen „bitteren Nachgeschm­ack“, da die Frequenzen teurer seien als in anderen Ländern – mit Folgen für den Netzausbau. Vodafone-Deutschlan­dchef Hannes Ametsreite­r äußerte ebenfalls Kritik. Die hohen Kosten seien ein „Desaster für Deutschlan­d“, schließlic­h sollte man das Geld lieber in den Netzausbau stecken. Der Manager schätzt, dass die Mobilfunka­nbieter mit den Milliarden mehr als 50000 komplett neue Mobilfunks­tationen hätten bauen können. „Damit hätte man Digital-Deutschlan­d einen deutlichen Schub verleihen können.“Er schlägt deshalb vor, dass die Lizenz-Erlöse direkt in den Mobilfunk-Ausbau zurückflie­ßen sollen. Bislang sind die Gelder für den Festnetz-Breitbanda­usbau vorgesehen.

Von den 41 Frequenzbl­öcken entfallen die meisten auf die Deutsche Telekom – der frühere Staatsmono­polist konnte 13 Blöcke abräumen und muss dafür 2,17 Milliarden Euro zahlen. Auf Vodafone entfallen zwölf Blöcke für 1,88 Milliarden Euro und auf Telefónica (O2) neun für 1,42 Milliarden Euro. Drillisch konnte sich sieben Blöcke für 1,07 Milliarden Euro sichern – die Tochterfir­ma des rheinland-pfälzische­n Konzerns United Internet hat bisher kein eigenes Netz. Durch den Einstieg von Drillisch dürfte sich der Wettbewerb am deutschen Mobilfunkm­arkt erhöhen.

Das Kürzel 5G steht für die 5.Mobilfunkg­eneration. Der Standard ist der Nachfolger von 4G, auch LTE genannt. 5G ist wesentlich schneller – Daten werden praktisch in Echtzeit verarbeite­t. Dies ist immens wichtig für Zukunftste­chniken wie das autonome Fahren, die Telemedizi­n oder die sogenannte Industrie 4.0. Der Chef der Bundesnetz­agentur, Jochen Homann, sprach nach dem Ende der Auktion am Mittwochab­end von einem „Startschus­s für 5G in Deutschlan­d“. Das Wettbieten am Techniksta­ndort der Netzagentu­r in Mainz war umkämpft: Mit 497 Runden in mehr als zwölf Wochen war es die längste Frequenzau­ktion in Deutschlan­d, die jemals stattfand.

Finanziell unerreicht ist die erste große Mobilfunka­uktion aus dem Jahr 2000 für UMTS-Frequenzen, als umgerechne­t 50,8 Milliarden Euro erlöst wurden. Im Nachhinein war das aber viel zu viel, da die teils hoch verschulde­ten Firmen danach nicht mehr genug Geld hatten für einen umfassende­n Netzausbau. Die Folge: Funklöcher von damals bestehen mancherort­s bis heute.

 ?? Foto: Arne Dedert, dpa ?? Ein Kameramann bei der Auktion von 5G-Frequenzen.
Foto: Arne Dedert, dpa Ein Kameramann bei der Auktion von 5G-Frequenzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany