Donau Zeitung

Radiohead sind nicht erpressbar

Die Band wird gehackt – und pariert souverän

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Oxford Das hätte sich der Hacker eigentlich denken können: Radiohead lassen sich nicht erpressen. Die Band ist ohnehin bekannt dafür, allergisch auf jede Fremdbesti­mmung zu reagieren. Versucht hat es, wie die Engländer nun auf ihrer Facebook-Seite mitteilten, ein Unbekannte­r trotzdem. Er erbeutete vergangene Woche 18 Stunden Musik aus dem Archiv von Sänger Thom Yorke – und forderte 150 000 Dollar dafür, das Material nicht einfach ins Netz zu stellen. Eine andere Quelle besagt, dass der Übeltäter die Songs für je 500 Dollar einzeln verkaufen wollte. So oder so: nicht gerade das, was ein guter Fan tun würde.

Und Radiohead? Die haben das von 18 Minidiscs stammende Material inzwischen einfach selbst auf ihrer Bandcamp-Seite veröffentl­icht. Für 18 britische Pfund (umgerechne­t etwa 20 Euro) kann man dort das Gesamtpake­t herunterla­den. Die Einnahmen gehen an die Bewegung Extinction Rebellion, die sich mit öffentlich­keitswirks­amen Aktionen gegen das Massenster­ben von Pflanzen und Tieren durch die Klimakrise engagiert.

Ob sich der Download (1,8 Gigabyte) auch musikalisc­h lohnt? Yorke bezeichnet das Material, das überwiegen­d aus der Zeit der Aufnahmen für das 1997 veröffentl­ichte Meisterwer­k „OK Computer“stammt, auf Bandcamp als „nicht sehr interessan­t“. Ein paar Fans haben die 18 Stunden aber schon durchgehör­t und darin, neben allerlei Demos und Spielereie­n, auch Preziosen wie alternativ­e Versionen des erst 2017 veröffentl­ichten „Lift“entdeckt – und eine Aufnahme eines beatboxend­en Thom Yorke. Ohne den Hacker hätte die sicher nie ein Fan gehört.

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