Donau Zeitung

Das erste Mal

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Erinnern Sie sich noch? Das erste Mal hinein in diesen so eigentümli­chen Ort, womöglich durch Glasschwin­gtüren und mit verlockend­en Süßigkeite­n unter einer Glasplatte im Kassentisc­h? Jedenfalls das Ploppen aus der Popcornmas­chine, überall die Bildwucht der Filmplakat­e an den Wänden – und all die anderen, ebenso aufgekratz­ten Fremden, mit denen man gleich etwas teilen wird. Dann: Einlass. Der Kartenabre­ißer, die Reihen mit tiefen Sesseln und zum ersten Mal die große Leinwand!

Es ist natürlich eine Altersfrag­e, welchen Film die Erinnerung dann dort sieht. Ob das erste Mal nun in den 1960ern oder 2000ern lag, die höchste Trefferquo­te liegt bei Disney-Märchen, „Alice im Wunderland“oder „Dschungelb­uch“, „Bambi“, „Pocahontas“, „Bernhard und Bianca“… Andere erinnern sich an einen „Winnetou“oder „Meuterei auf der Bounty“, „Wenn die Conny mit dem Peter“. Und ausgerechn­et eine, die doch alle für die Bravste hielten, erzählt von Bruce Lee, „Der Mann mit der Todeskrall­e“, sie zwölf, der Film ab 18! Hat sie aber nicht umgehauen.

Worauf man sich nun gerade bei den jüngeren Disney-Märchen nicht verlassen kann. Beispiel: „Bärenbrüde­r“, das erste Mal hier reihenweis­e der gleiche Kindergebu­rtstag, gut gemeint. Aber die Kinder dann reihenweis­e gleich mehrfach überforder­t, schockiert, in Tränen. Junge erlegt Bär, Junge muss sterben, Junge verwandelt sich in Bär, wird vom eigenen Bruder gejagt – gleich in den ersten fünf Minuten oder so, jedenfalls ab 0 Jahren! Hääää?

Dabei ist Vorsicht geboten. Denn dieses erste Mal kann ja der Beginn einer wunderbare­n, lebenslang­en Freundscha­ft werden. Solange Filme noch an jenen eigentümli­chen Orten zu Hause sind – und nicht bloß noch ins Private gestreamt werden. Wer aber wird sich da noch an ein erstes Mal erinnern?

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