Das erste Mal
Erinnern Sie sich noch? Das erste Mal hinein in diesen so eigentümlichen Ort, womöglich durch Glasschwingtüren und mit verlockenden Süßigkeiten unter einer Glasplatte im Kassentisch? Jedenfalls das Ploppen aus der Popcornmaschine, überall die Bildwucht der Filmplakate an den Wänden – und all die anderen, ebenso aufgekratzten Fremden, mit denen man gleich etwas teilen wird. Dann: Einlass. Der Kartenabreißer, die Reihen mit tiefen Sesseln und zum ersten Mal die große Leinwand!
Es ist natürlich eine Altersfrage, welchen Film die Erinnerung dann dort sieht. Ob das erste Mal nun in den 1960ern oder 2000ern lag, die höchste Trefferquote liegt bei Disney-Märchen, „Alice im Wunderland“oder „Dschungelbuch“, „Bambi“, „Pocahontas“, „Bernhard und Bianca“… Andere erinnern sich an einen „Winnetou“oder „Meuterei auf der Bounty“, „Wenn die Conny mit dem Peter“. Und ausgerechnet eine, die doch alle für die Bravste hielten, erzählt von Bruce Lee, „Der Mann mit der Todeskralle“, sie zwölf, der Film ab 18! Hat sie aber nicht umgehauen.
Worauf man sich nun gerade bei den jüngeren Disney-Märchen nicht verlassen kann. Beispiel: „Bärenbrüder“, das erste Mal hier reihenweise der gleiche Kindergeburtstag, gut gemeint. Aber die Kinder dann reihenweise gleich mehrfach überfordert, schockiert, in Tränen. Junge erlegt Bär, Junge muss sterben, Junge verwandelt sich in Bär, wird vom eigenen Bruder gejagt – gleich in den ersten fünf Minuten oder so, jedenfalls ab 0 Jahren! Hääää?
Dabei ist Vorsicht geboten. Denn dieses erste Mal kann ja der Beginn einer wunderbaren, lebenslangen Freundschaft werden. Solange Filme noch an jenen eigentümlichen Orten zu Hause sind – und nicht bloß noch ins Private gestreamt werden. Wer aber wird sich da noch an ein erstes Mal erinnern?