Untote in Centerville
Jim Jarmusch treibt wieder seinen Spaß mit Zombies und Weltuntergang
738 Einwohner und einen „wirklich netten Ort“verspricht das Ortseingangsschild von Centerville – dem Austragungsplatz von Jim Jarmuschs neuem Film „The Dead Don’t Die“. Die beiden Polizeioffiziere Cliff Robertson (Bill Murray) und Ronnie Peterson (Adam Driver) ermitteln in einem Fall von Geflügeldiebstahl. Aber schon bald kommen auf die beiden gewichtigere Aufgaben zu. Es naht eine Apokalypse. Uhren, Handys, Radio funktionieren nicht mehr und die Sonne will am Abend einfach nicht untergehen. Schuld daran ist das PolarFracking, mit dem Regierung und Industrie neue Energiereserven erschließen, was eine Verschiebung von der Erdachse zur Folge hat.
Zudem werden die Toten in den Gräbern zu neuem Leben erweckt. Der erste Zombie, der sich aus dem Erdreich wühlt, ist Iggy Pop. Allzu viel Make Up musste der legendäre Rockstar dafür nicht auftragen. Bald schon ist Centerville voll mit Untoten. Aber in der Kleinstadt kennt jeder jeden und das gilt auch für die Untoten, die ihren prämortalen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. Einige irren mit dem Smartphone umher. Andere versuchen mit recht eckigen Bewegungen ihre Tennis-Karriere wieder aufzunehmen. Iggy Pop schüttet lustvoll gurgelnd literweise Kaffee in den verfaulten Körper.
Driver und Murray erweisen sich im Jarmusch-Universum als Optimalpaar und beflügeln sich gegenseitig im schauspielerischen Minimalismus. Komik und Melancholie liegen dicht beieinander. Der Film erreicht aber nicht jene groteske, emotionale Tiefe, wie sie Jarmusch im Vampirfilm „Only Lovers Left Alive“(2013) gelungen ist. Über einige Strecken schleppt sich der Film etwas ungelenk durch sein morbides Szenario und der pessimistischen Botschaft, die Tom Waits vorträgt, fehlt es dann doch an Subtilität.
The Dead Don’t Die (1 Std. 43 Min.), Gruselfilm, USA/Schweden 2019 Wertung ★★★✩✩