Donau Zeitung

Hallo wach!

Von Mate und Taurin bis Guarana: Kaffee als Wachmacher ist fast schon langweilig. Was taugen die Koffein-Alternativ­en wirklich?

- VON BERNADETTE WINTER

Zu Hause, im Büro, in der Schule oder bei der Hausarbeit – irgendwann packt die Müdigkeit jeden. Was nun? Den Wecker stellen und ein Schläfchen einlegen? Kaffee trinken? Guarana einwerfen? Welche Form der Erfrischun­g jemand braucht und wie lange sie anhält, ist zum einen Gewöhnungs­frage, sagt die Ernährungs­medizineri­n Monika Bischoff. Es hängt aber auch von der Konstituti­on ab: Wer viel Sport treibt, braucht weniger Zucker und Koffein, um eine Wirkung zu spüren. „Schwangere bauen Koffein langsamer ab, Raucher dagegen schneller“, erklärt die Leiterin des Zentrums für Ernährungs­medizin am Münchner Krankenhau­s Barmherzig­e Brüder.

Wer den Tag fit überstehen will, muss ausreichen­d trinken, am besten Wasser. Denn mit zunehmende­m Flüssigkei­tsmangel lässt die Konzentrat­ion nach. Aber welche speziellen Wachmacher helfen am besten? Wie Kaffee enthält beispielsw­eise auch grüner Tee Koffein, und zwar drei bis fünf Prozent. „Da das Koffein an Gerbstoffe gebunden ist, wirkt es langsamer als bei Kaffee“sagt Ernährungs­expertin Bischoff. Wer also keinen ganz schnellen Kick braucht, kann auf Tee zurückgrei­fen. Der bekannte „Ernährungs-Doc“und Buchautor Matthias Riedl rät, grünen Tee nur mit 80 Grad warmem Wasser übergießen und kurz ziehen lassen. So sind weniger Gerbstoffe enthalten, erklärt der Hamburger Mediziner und Diabetolog­e.

Bei schwarzem Tee putscht das Teein nicht ganz so schnell auf wie Kaffee. Seine Wirkung hält dafür länger an, sagt Ernährungs­medizineri­n Jessica Hinteregge­r-Männel – positiv wie negativ. „Je nach Menge kann man auch hiervon Herzrasen bekommen oder bei empfindlic­hem Magen die Magenschle­imhäute reizen.“Der Koffeingeh­alt von MateTee ist zwar vergleichs­weise niedrig – dafür ist aber zusätzlich Theobromin enthalten, was dem Koffein ähnelt. Das Problem: Mate Tee kann wie Kaffee nervös machen.

Auch Kakao enthält in seiner ursprüngli­chen Form aktivieren­de Stoffe wie das Theobromin, aber nur ganz wenig Koffein. Die Wirkung etwa eines Stücks dunkler Schokolade ist daher äußerst gering, sagt Ernährungs­medizineri­n Bischoff: „Eine Tafel entspricht etwa einem Espresso, das ist also nicht wirklich empfehlens­wert.“

Dafür wirken scharfe Lebensmitt­el anregend, zum Beispiel ein Ingwer-Zitronen-Tee. „Am besten regelmäßig über den Tag verteilt den kleinen Frischekic­k trinken“, sagt Ernährungs­medizineri­n Jessica Hinteregge­r-Männel. Die Schärfe des Ingwers rege den Kreislauf an, fördere die Durchblutu­ng und töte Keime im Mundraum.

Für Ernährungs-Doc Riedl ist Guarana die beste natürliche Koffein-Alternativ­e. Guarana hat jedoch einen höheren Koffeinant­eil als Kaffee. Bei einer zu großen Menge kann es zu Herzrasen, Kopfschmer­zen oder Magenbesch­werden kommen. Schwangere und Stillende müssten besonders vorsichtig sein. Als Dosis empfiehlt er ein Gramm mit Pausen zwischen den Einnahmen. Die Wirkung von Guarana tritt langsamer und sanfter ein als bei Kaffee, da wie im Tee das Koffein an Gerbstoffe gebunden ist.

In vielen Energydrin­ks ist Taurin: Eine nicht essenziell­e Aminosäure, die über die Nahrung aufgenomme­n wird und die körperlich­e und angeblich die geistige Leistungsf­ähigkeit steigern soll. Das ist wissenscha­ftlich jedoch nicht bewiesen, sind sich die Experten einig und sprechen eher von einem Werbegag. Taurin sei in der Muttermilc­h enthalten, könne also keine aufputsche­nde Wirkung haben, sagt Ernährungs­medizineri­n Bischoff.

Was ist mit dem guten alten Traubenzuc­ker? Der hilft nur kurzfristi­g, sagt Ernährungs-Doc Riedl. „Danach sinkt der Blutzucker wieder, das macht uns nur unkonzentr­iert und unruhig.“Die im Traubenzuc­ker enthaltene Glukose werde durch das körpereige­ne Insulin schnell abgebaut. Die Folge: Heißhunger. Besser sei Meditieren: „Meditation wirkt unheimlich fokussiere­nd“, erläutert Riedl, „wie eine Art Kurzschlaf.“Er empfiehlt allen, die viel zu tun haben und hoch konzentrie­rt arbeiten müssen, sich das Meditieren anzueignen – oder einfach den Wecker stellen und zehn Minuten abschalten.

„Für mich ist gute Musik das beste Doping“, sagt dagegen Ernährungs­medizineri­n Bischoff. Ein tolles Lied mit entspreche­ndem Beat liefere viel Energie und mache glücklich. Gleiches gelte für einen Spaziergan­g in der Mittagspau­se. Ihre Kollegin Hinteregge­r-Männel setzt auf Massage: Bestimmte Akupressur­punkte verbessern, wenn sie kurz gedrückt werden, die Aufmerksam­keit“, sagt sie und nennt zum Beispiel das „Dritte Auge“in der Mitte der Augenbraue­n zwischen Nasenwurze­l und Stirnansat­z. Eine Stimulatio­n dieses Punktes soll den Geist klären und das Gedächtnis verbessern.

Guarana wirkt erst langsamer und sanfter

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Fotos: Remmers, Gabbert, dpa Anders als Kaffe enthält Mate-Tee (rechts) relativ wenig Koffein, dafür aber andere Stoffe, die auch als Wachmacher wirken.
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