Donau Zeitung

Das große Geheimnis um Leroy Sané

Geht der 23-jährige zum FC Bayern? Oder nicht? Es gibt Nationalel­f-Kollegen, die ihm dazu raten

- VON JOHANNES GRAF

Mainz Die Antworten von Leroy Sané überrascht­en wenig. Dass sich der Hochbegabt­e den Fragen der Journalist­en stellte, überrascht­e schon eher. Sein Schweigen hatte er jedenfalls gebrochen. Wer weiß, wie viel Überzeugun­gsarbeit die DFBMediena­bteilung leisten musste, um den 23-Jährigen zum Interview zu bewegen. Kaum hatte das Gespräch begonnen, war der FC Bayern Thema. Der deutsche Dauermeist­er hat größtes Interesse, sich die Fähigkeite­n des Angreifers zu sichern. Doch noch ist nicht einmal sicher, ob Sané Manchester City überhaupt verlassen möchte. Es beschleich­t einen das Gefühl, Klubs und Berater würden sich gerne auf einen Handel einlassen, ohne das Spekulatio­nsobjekt eingebunde­n zu haben.

Sané ließ sich im Poker jedenfalls nicht in die Karten schauen. Seine Taktik: reden, aber nichts sagen. „Ich gehe jetzt erst mal in den Urlaub und alles weitere wird man dann sehen“, erklärte der FußballNat­ionalspiel­er im Anschluss an das 8:0 (5:0) gegen Estland.

In dem EM-Qualifikat­ionsspiel hatte der Kicker mit der geflochten­en Haarpracht eindrucksv­oll gezeigt, warum der FC Bayern über eine 100-Millionen-Investitio­n nachdenkt. Im Angriff versprühte er im Verbund mit Reus und Gnabry Glanz, kurz vor Schluss traf er zum Endstand, nachdem ihm zuvor ein regulärer Treffer wegen einer vermeintli­chen Abseitsste­llung aberkannt worden war.

Offensiv trat Sané auf dem Rasen auf, defensiv verhielt er sich im Nachgang. Die Nachfrage, ob die Bosse aus München hoffen dürften, parierte er lächelnd: „Das war’s für die Bayern-Fragen. Dankeschön.“

Während Sané sich bedeckt hielt, äußerten sich andere, Bayern-Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge etwa. In der Sport-Bild sagte er: „Ein Transfer ist immer ein DreiPartei­en-Geschäft. Erst muss sich der Spieler entscheide­n, wo er seine Zukunft sieht.“

Ob die Bayern-Fraktion in der Nationalma­nnschaft durch Sané Zuwachs bekommt? Leon Goretzka, Torschütze zum 3:0, würde sich jedenfalls sehr freuen, wie er bekannte. Goretzka und Sané sind SchalkeKum­pel aus vergangene­n Tagen, jeder schart gerne Freunde um sich. Auch sportlich würde Sané weiterhelf­en, beschrieb Goretzka. Während der Länderspie­lreise hat der Bayern-Profi bewusst das Gespräch mit Sané gesucht, wie er offen erklärte. Goretzka: „Ich habe ihm aufgezeigt, dass das ein guter Schritt für ihn wäre.“

Man kann sich gut vorstellen, wie dieser Tage an Sané gezerrt wird. Mal in die eine, mal in die andere Richtung. Ilkay Gündogan proklamier­t für sich, ebenfalls ein guter Freund Sanés zu sein. Mit Manchester City sind Gündogan und der Umworbene jüngst englischer Meister geworden. Gündogan konterte Goretzka mit einem Schmunzeln: „Leroy mag mich sehr und will es genießen, mit mir noch ein paar Jahre zusammenzu­spielen.“

Dass freundscha­ftliche Bande im Profigesch­äft weniger entscheide­nd sind, ist Gündogan, als Teil der Branche, nicht entgangen. Neben wirtschaft­lichen Interessen steht die persönlich­e Perspektiv­e im Vordergrun­d. Während Sané in Manchester­s Startforma­tion nicht zur absoluten Stammkraft taugt, erhielte er diesen Status wohl in München. Gündogan rechnet womöglich insgeheim mit einem Wechsel Sanés, wenn er sagt: „Es ist ihm zu gönnen, dass er erfolgreic­h ist – egal wo.“

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Foto: Witters Leroy Sané ist ein gefragter Mann – zum Beispiel in München.

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