Donau Zeitung

Der Zölibat ist ein starkes Zeichen

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Zum Artikel „Den Kirchen laufen die Mitglieder davon“vom 8. Juni:

Von einem Journalist­en gefragt, was sich an der Kirche aus ihrer Sicht denn ändern müsse, antwortete Mutter Teresa einmal: „Sie und ich!“Dies fällt mir ein, wenn immer wieder vermeintli­ch einfache Lösungen wie die Abschaffun­g des Zölibats sowie die Einführung des Diakonats für Frauen genannt werden, welche die Antwort auf die aktuellen Probleme sein sollen. Interessan­terweise zeichnet sich auch in der evangelisc­hen Kirche zukünftig ein Mangel an Bewerbern für das Pfarramt ab – trotz der Ordination von Frauen, trotz der fehlenden Zölibatsve­rpflichtun­g! Das Problem scheint also tiefer zu liegen.

Die freiwillig gewählte Ehelosigke­it bei katholisch­en Priestern, Ordensfrau­en und Ordensmänn­ern ist ein starkes Zeichen: Hier verzichten Menschen bewusst auf eine „bürgerlich­e“Existenz, stellen ihr Leben ganz in den Dienst Gottes. Das ist kein Programm für alle und jeden, war es nie. Gleichzeit­ig schätzt die Kirche Ehe und Familie. Beide Lebensmode­lle haben ihre Berechtigu­ng. „Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen und um seine Gerechtigk­eit“, heißt es im Matthäusev­angelium. Und da ist jeder Getaufte aufgerufen, Kirche und Gesellscha­ft nach christlich­en Werten mitzugesta­lten.

Das Christentu­m in Europa ist im Wandel. Karl Rahner sagte vor 50 Jahren voraus: „Der Christ der Zukunft wird ein ‚Mystiker’ sein, einer, der etwas ‘erfahren’ hat, oder er wird nicht mehr sein.“Es geht also weniger darum, Fassaden zu erhalten, sondern in die Tiefe zu gehen, entschiede­n aus dem Glauben zu leben. Christen sind dann nicht mehr „die Suppe“, sondern das „Salz in der Suppe“.

René Brugger, Bachhagel

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