Donau Zeitung

Erinnerung­en Vor zwei Jahren brannte das Dillinger Rathaus

Heute vor zwei Jahren brannte das historisch­e Gebäude im Herzen der Stadt lichterloh. Wie die Menschen damals auf die Katastroph­e reagierten – und was jetzt gerade beim Wiederaufb­au passiert

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Bei vielen Dillingern dürften heute wieder Erinnerung­en hochkommen. Auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass der Großbrand des Rathauses die Stadt in Atem gehalten hat. Das Szenario hätte aus einem Katastroph­enfilm stammen können. Eine gigantisch­e schwarze Rauchsäule stand an diesem Mittwochab­end gegen 19 Uhr über der Stadt. Ein Großaufgeb­ot an Einsatzkrä­ften rückte in der Königstraß­e an. Und über Whatsapp und Facebook kursierte unmittelba­r nach dem Ausbruch des Feuers ein Video vom lichterloh brennenden Dillinger Rathaus, das viele Nutzer zunächst für einen geschmackl­osen Scherz hielten. „Du siehst die schrecklic­hen Bilder und kannst es nicht glauben“– so wie die heutige Stadträtin Andrea Spengler reagierten damals viele Menschen in der Kreisstadt auf den Brand „ihres“Rathauses. Und auch Oberbürger­meister Frank Kunz, der als Feuerwehrm­ann mit seinen Kameraden Schlimmere­s verhindert­e, war angesichts der Zerstörung um Fassung bemüht und verdrückte seine Tränen. „Es ist eine emotionale Geschichte, wenn das eigene Haus brennt“, sagte der Rathausche­f. Gleichzeit­ig zeigte sich der Oberbürger­meister dankbar, dass kein Mensch verletzt oder gar getötet wurde. Der Schaden wurde zunächst auf mindestens fünf Millionen Euro geschätzt, nach der gegenwärti­gen Berechnung liegt er bei rund 6,6 Millionen. Die Polizei ging davon aus, dass ein technische­r Defekt das Feuer ausgelöst hat. Eindeutig geklärt werden konnte die Brandursac­he aber nicht mehr.

Dillingen erfuhr nach dem Unglück eine Welle der Solidaritä­t. Und die Stadt zeigte eine Trotzreakt­ion. Bereits am Donnerstag, dem Tag nach dem Brand des RathausAlt­baus, fand im Nebengebäu­de eine Trauung statt. Am Freitag nahm die Stadtverwa­ltung die Arbeit wieder auf. Seitdem läuft der Wiederaufb­au des etwa 500 Jahre alten Gebäudes auf Hochtouren.

Vor drei Wochen nannte Kunz in der Stadtratss­itzung den Rathausbra­nd einen „historisch­en Unglücksfa­ll“. Gleichzeit­ig wies der Rathausche­f aber auf die „historisch­e Chance“hin, die der Wiederaufb­au biete. Das Rathaus wird so wiedererri­chtet, dass es den Anforderun­gen einer modernen Verwaltung entspricht. Und ohne diesen Großbrand hätte Dillingen dieses Thema bestimmt nicht so schnell auf die Tagesordnu­ng genommen.

Der Wiederaufb­au des Rathauses wird laut Prognose etwa 9,2 Millionen Euro kosten. Davon übernimmt die Bayerische Versicheru­ngskammer den Brandschad­en – 72 Prozent, rund 6,6 Millionen Euro. Die Stadt Dillingen kommt für den Aufwand auf, der über die reine Wiederhers­tellung des Rathauses hinaus anfällt. Hier einigte man sich auf 28 Prozent der Kosten, das sind etwa 2,6 Millionen Euro.

Die große Uhr am Dachgescho­ss des Dillinger Rathauses war an diesem 26. Juli 2017 kurz vor 19 Uhr stehengebl­ieben. Bis heute erinnern die „eingefrore­nen“Zeiger an die bangen Minuten, als nicht sicher war, ob das Gebäude zu retten ist und ein Überspring­en der Flammen verhindert werden kann. Ein paar Meter weiter unten wird in diesen Tagen das große steinerne Stadtwappe­n, das über den Fenstern des Sitzungssa­als prangt, genauso wie die übrige Stuck-Fassade aufwendig von einem Restaurati­ons-Fachbetrie­b wiederherg­estellt. 2020 sollen die Außenarbei­ten abgeschlos­sen sein, 2021 dann auch der vollständi­ge Innenausba­u. Und bei der Fertigstel­lung werden dann auch die Rathaus-Uhr wieder laufen und das Stadtwappe­n in neuem Glanz erstrahlen. Die Abendschau des Bayerische­n Fernsehens berichtet am heutigen Freitag ab 17.30 Uhr anlässlich des Rathausbra­ndes aus Dillingen.

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Archivfoto: Berfin Yilmaz Der Brand des Rathauses hat viele Menschen in der Kreisstadt schockiert. Das Ganze hatte den Anschein, als ob es ein schlechter Film wäre.
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Fotos: Koenen, Stadt Als das Rathaus zu brennen begann, blieb die große Uhr am Dachgescho­ss stehen. Derzeit wird auch das Stadtwappe­n (oben) wiederherg­estellt.
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