Vor jedem Schultag hatte ich Angst
Schwester Gerda Friedel, Provinzoberin bei den Dillinger Franziskanerinnen, hatte gleich mehrere Stärken in der Schule. „In meinen Lieblingsfächern Geografie, Kunst, Geschichte und Sport hatte ich immer eine Eins“, sagt sie. „Und dass zur Zeit der Mondlandung sich meine Lehrerin bei mir immer die aktuellsten Bücher zum Themenbereich Raumfahrt oder Sonnensysteme ausgeliehen und das Gespräch gesucht hat, da ich dazu mehr wusste als sie, hat mich auch ein bisschen stolz gemacht.“Trotzdem sei sie der „gefühlten“Erwartungshaltung ihrer Mutter notenmäßig nie nachgekommen. „Von daher waren alle Zeugnistage stimmungsmäßig eher gedämpfte Tage“, sagt Schwester Gerda. Schlechte Erinnerungen hat sie vor allem an eine Lehrerin. „Sie hat durch ihre Art des Unterrichtens unglaubliche Angst vor der Schule aufgebaut. Ich konnte nicht mehr ruhig schlafen, hatte wirklich Angst vor jedem Schultag“, erinnert sich die Ordensschwester. Natürlich sei sie dann notenmäßig abgerutscht. „Gott sei Dank dauerte diese Horrorzeit nur ein Jahr.“Im Jahr darauf habe ihr ein Lehrer, ausgerechnet der Mann der besagten Lehrerin, die Freude an der Schule zurückgegeben. „Bei ihm bin ich wieder eine gute Schülerin geworden.“Besondere Erinnerungen hat sie an einen „Kraftprotz“in der Volksschulklasse, der schwächere Schüler gehänselt und geschlagen hat. „Einmal bin ich dazwischen gegangen, als Mädchen!“, betont sie. „Natürlich drohte er mir Prügel an. Ich war wahnsinnig aufgeregt und hatte entsetzliche Angst vor dem Unterrichtsende und gebetet, dass er mich vergessen möge.“Aber natürlich habe er schon vor dem Schulgelände auf sie gewartet und mit ihm viele, viele Schüler. „Wir haben uns richtig geprügelt. Mit einer blutigen Nase und einem zerrissenen Pullover zog er dann von dannen. Ich war da einfach beweglicher, schneller und auch sehr kräftig durch die Arbeit am Bauernhof. Abends kam dann sein Vater mit dem zerrissenen Pullover zu uns. Meine Eltern wussten von nichts….“