Auf der Harley durch ein gespaltenes Land
„Easy Rider“machte Peter Fonda zu einem Rebellen des amerikanischen Kinos. Jetzt starb er mit 79 Jahren
Augsburg Die getönte Brille, hinter der sich das Lächeln des Rebellen verbarg, war ein Leben lang sein Markenzeichen. Jetzt ist Peter Fonda im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an den Folgen von Lungenkrebs gestorben. Seine 81-jährige Schwester, die Schauspielerin Jane Fonda, fand schöne Worte zum Abschied. Die Familie würde um den „liebenswerten und gütigen“Mann trauern, aber zugleich seinen „unbeugsamen Geist und seine Lebenslust“feiern.
Als Schauspieler konnte Peter Fonda, was die Kino-Erfolge betraf, nicht mit den Oscar-Gewinnern Jane und Vater Henry konkurrieren. Aber für alle Zeiten verbindet man seinen Namen mit „Easy Rider“, einem Meilenstein der amerikanischen Gegenkultur der späten 60er Jahre. Der Film mit Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson war nicht nur das erste, mit zeitgemäßer Rockmusik gespickte große Road Movie, sondern auch der Beginn der Ära des „New Hollywood“, die eine neue Zeit einläutete, als die alten Studios angeschlagen waren. Peter Fonda hatte die Idee zu dem Film, der eine Rebellion gegen das durch den Vietnam-Krieg gespaltene Land auslöste.
Zwei verkrachte Typen (Fonda und Regisseur Hopper) fahren auf Motorrädern durch ein Amerika, die Dollars von einem Drogendeal in einem mit dem Sternenbanner bemalten Tank. Wim Wenders hat die Sinnsuche der Freaks auf ihren Harley-Davidson-Maschinen jener Tage großartig beschrieben: „Eine Geschichte von langen, leeren Straßen, von leeren Tankstellen, vom Monument Valley, von Vorstädten, in denen die Reklame auf den Dächern doppelt so hoch ist wie die Häuser darunter ...“
„Easy Rider“verhalf einer neuen Generation von Regisseuren wie Bob Rafelson, Jerry Schatzberg sowie dem jungen Martin Scorsese zu kreativen Freiräumen. Oft treffen die wortkargen Anti-Helden auf den banalen Horror einer gewalttätigen Gesellschaft. Fonda selbst wurde als Produzent des Kinohits „Easy Rider“reich und ließ sich von der Rockmusik-Szene hofieren. Er feierte Partys mit den Doors, den Rolling Stones und den Beatles. Der Legende nach inspirierte sein Satz „Ich weiß, wie es ist, tot zu sein“John Lennon zu dessen Song „She Said She Said“. Mit elf Jahren hatte sich Fonda versehentlich in den Bauch geschossen und sich dabei lebensgefährlich verletzt.
Die Schauspielkarriere war ein stetes Auf und Ab. Aber als Regisseur, ob mit dem Western „Der weite Ritt“oder dem Science-Fiction-Film „Expedition in die Zukunft“, begeisterte er seine Fans. „Ulee’s Gold“brachte dem Schauspieler Peter Fonda 1997 sogar Vergleiche mit seinem Vater ein. Als aufrichtigen Bienenzüchter sieht man ihn wie einen verschollenen Raumfahrer im Feld stehen.
Zwei Jahre vor dem Tod Henrys versöhnten sich Vater und Sohn, deren Beziehung lange Zeit problematisch war, tränenreich. Drei Mal war Peter Fonda verheiratet, zuletzt ehelichte er 2011 seine Freundin Margaret.
Dass „Easy Rider“wieder an Bedeutung gewonnen hat, liegt an der Spaltung, die sich nach Ansicht von Soziologen durch die amerikanische Gesellschaft zieht. So wie im Film Minderheiten wie kiffende Hippies den Zorn stiernackiger Kleinbürger auf sich ziehen, werden heute in El Paso Mexikaner erschossen, die man wie Präsident Donald Trump lieber jenseits der USA hinter Mauern sehen würde. Zuletzt gab es warnende Stimmen im Land: Droht ein zweiter Bürgerkrieg, wenn Trump seines Amtes enthoben würde? Sein großer Kritiker Peter Fonda wird es nicht mehr erleben.