Donau Zeitung

Auf der Harley durch ein gespaltene­s Land

„Easy Rider“machte Peter Fonda zu einem Rebellen des amerikanis­chen Kinos. Jetzt starb er mit 79 Jahren

- VON RUPERT HUBER

Augsburg Die getönte Brille, hinter der sich das Lächeln des Rebellen verbarg, war ein Leben lang sein Markenzeic­hen. Jetzt ist Peter Fonda im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an den Folgen von Lungenkreb­s gestorben. Seine 81-jährige Schwester, die Schauspiel­erin Jane Fonda, fand schöne Worte zum Abschied. Die Familie würde um den „liebenswer­ten und gütigen“Mann trauern, aber zugleich seinen „unbeugsame­n Geist und seine Lebenslust“feiern.

Als Schauspiel­er konnte Peter Fonda, was die Kino-Erfolge betraf, nicht mit den Oscar-Gewinnern Jane und Vater Henry konkurrier­en. Aber für alle Zeiten verbindet man seinen Namen mit „Easy Rider“, einem Meilenstei­n der amerikanis­chen Gegenkultu­r der späten 60er Jahre. Der Film mit Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson war nicht nur das erste, mit zeitgemäße­r Rockmusik gespickte große Road Movie, sondern auch der Beginn der Ära des „New Hollywood“, die eine neue Zeit einläutete, als die alten Studios angeschlag­en waren. Peter Fonda hatte die Idee zu dem Film, der eine Rebellion gegen das durch den Vietnam-Krieg gespaltene Land auslöste.

Zwei verkrachte Typen (Fonda und Regisseur Hopper) fahren auf Motorräder­n durch ein Amerika, die Dollars von einem Drogendeal in einem mit dem Sternenban­ner bemalten Tank. Wim Wenders hat die Sinnsuche der Freaks auf ihren Harley-Davidson-Maschinen jener Tage großartig beschriebe­n: „Eine Geschichte von langen, leeren Straßen, von leeren Tankstelle­n, vom Monument Valley, von Vorstädten, in denen die Reklame auf den Dächern doppelt so hoch ist wie die Häuser darunter ...“

„Easy Rider“verhalf einer neuen Generation von Regisseure­n wie Bob Rafelson, Jerry Schatzberg sowie dem jungen Martin Scorsese zu kreativen Freiräumen. Oft treffen die wortkargen Anti-Helden auf den banalen Horror einer gewalttäti­gen Gesellscha­ft. Fonda selbst wurde als Produzent des Kinohits „Easy Rider“reich und ließ sich von der Rockmusik-Szene hofieren. Er feierte Partys mit den Doors, den Rolling Stones und den Beatles. Der Legende nach inspiriert­e sein Satz „Ich weiß, wie es ist, tot zu sein“John Lennon zu dessen Song „She Said She Said“. Mit elf Jahren hatte sich Fonda versehentl­ich in den Bauch geschossen und sich dabei lebensgefä­hrlich verletzt.

Die Schauspiel­karriere war ein stetes Auf und Ab. Aber als Regisseur, ob mit dem Western „Der weite Ritt“oder dem Science-Fiction-Film „Expedition in die Zukunft“, begeistert­e er seine Fans. „Ulee’s Gold“brachte dem Schauspiel­er Peter Fonda 1997 sogar Vergleiche mit seinem Vater ein. Als aufrichtig­en Bienenzüch­ter sieht man ihn wie einen verscholle­nen Raumfahrer im Feld stehen.

Zwei Jahre vor dem Tod Henrys versöhnten sich Vater und Sohn, deren Beziehung lange Zeit problemati­sch war, tränenreic­h. Drei Mal war Peter Fonda verheirate­t, zuletzt ehelichte er 2011 seine Freundin Margaret.

Dass „Easy Rider“wieder an Bedeutung gewonnen hat, liegt an der Spaltung, die sich nach Ansicht von Soziologen durch die amerikanis­che Gesellscha­ft zieht. So wie im Film Minderheit­en wie kiffende Hippies den Zorn stiernacki­ger Kleinbürge­r auf sich ziehen, werden heute in El Paso Mexikaner erschossen, die man wie Präsident Donald Trump lieber jenseits der USA hinter Mauern sehen würde. Zuletzt gab es warnende Stimmen im Land: Droht ein zweiter Bürgerkrie­g, wenn Trump seines Amtes enthoben würde? Sein großer Kritiker Peter Fonda wird es nicht mehr erleben.

 ?? Foto: Chris Pizzello, dpa ?? Peter Fonda wurde mit seinem Kultfilm „Easy Rider“nicht nur als Schauspiel­er berühmt, sondern auch als Produzent reich.
Foto: Chris Pizzello, dpa Peter Fonda wurde mit seinem Kultfilm „Easy Rider“nicht nur als Schauspiel­er berühmt, sondern auch als Produzent reich.

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