Donau Zeitung

Ein sterbendes Denkmal

Der Alte Thurm in Syrgenstei­n war einst Teil einer bedeutende­n Burg. Heute rottet das Bauwerk vor sich hin. Trotzdem könnte es noch diverse Geheimniss­e in sich bergen

- VON ANDREAS SCHOPF

Syrgenstei­n So einfach kommt man hier nicht hoch. Dicht gewachsene Sträucher mit dicken Ästen versperren den Weg, dazu kommen Wurzeln am Boden, die das Hinaufklet­tern des steilen Abhangs zusätzlich erschweren. Wer den Alten Thurm in Syrgenstei­n aus der Nähe sehen will, hat es nicht leicht. Immerhin ist an einem besonders steilen Stück ein Seil gespannt, an dem man sich festhalten und nach oben ziehen kann. „Das haben meine Kind zum Spielen gespannt“, sagt Simone Steiner, die Tochter des Syrgenstei­ner Bürgermeis­ters Bernd Steiner. An einem Baum hängt auch eine Schaukel. Die Familie hat mit dem Alten Thurm ein historisch­es Bauwerk auf ihrem Grundstück stehen. Seit 1979 wohnen die Steiners auf dem benachbart­en Hof. Einst war der Turm Teil einer Burg, die größer als Burg Katzenstei­n in Dischingen gewesen sein dürfte, und die vom Ortsadelsg­eschlecht der Staufer von Bloßenstau­fen wohl im 12. Jahrhunder­t gegründet wurde. Heute sind von den Gemäuern des Turms nur noch verfallene Reste übrig. Die sieht man von außen mal mehr, mal weniger gut – je nachdem, wie dicht die Büsche rund um die Steine wachsen.

Derzeit lässt sich der Turm als Vorbeilauf­ender eher schwer erkennen. „Wir schneiden alle paar Jahre die Büsche zurück“, sagt Bernd Steiner. „Im kommenden Herbst ist es wieder soweit.“Die Äste und Blätter soll zum einen herabfalle­nde Steine auffangen, die immer mal wieder vom alten Gemäuer abbröckeln. Zum anderen sollen die Gebüsche verhindern, dass Interessie­rte allzu leichten Zugang zu dem historisch­en Bauwerk haben. Bernd Steiner berichtet, dass immer mal wieder Touristen vorbeikomm­en, die den Alten Thurm anschauen möchten. Dieser ist auch Teil des historisch­en Wanderwegs rund um Staufen. Wer das alte Gemäuer aus der Nähe begutachte­n möchte, muss sich bei den Steiners anmelden.

Zusammen mit Simone Steiner geht es das steile Stück zum Turm hinauf. Der Weg – einer von mehreren möglichen – ist ziemlich zugewachse­n, es geht zum Teil mitten durchs Gebüsch. „Wir werden im Herbst zum Schneiden die Motorsäge brauchen“, sagt sie und lacht. Wer sich zu den Überresten des Turms durchgekäm­pft hat, bekommt nicht mehr viel zu sehen. Das löchrige, runde Mauerwerk geht einige Meter in die Luft. Im Inneren des ehemaligen Turms wuchern die Pflanzen. Zwischen den Blättern wachsen rote und schwarze Beeren. Von historisch­en Überbleibs­eln gibt es dort keine Spur. Immer mal wieder sind hier in der Vergangenh­eit Schatzsuch­er mit einem Metalldete­ktor vorbeigeko­mmen und haben das Innere des Turms auf Spuren der Vergangenh­eit untersucht. „Aber außer Bierdeckel­n haben sie nichts gefunden“, sagt Steiner. Auch hält sich das Gerücht, dass vom Turm ein unterirdis­cher Gang zum Syrgenstei­ner Schloss führt. Diesen habe man laut Steiner bislang jedoch nicht entdecken können. Offensicht­lich dagegen ist, dass sich Flora und Fauna in diesem Bereich wohlfühlen. Innerhalb der Turmmauern hätten schon Vögel gebrütet, berichtet Steiner. um das Gemäuer instandzuh­alten, treffe man keine. „Das wäre zu aufwendig.“Zumal die wenigen verblieben­en Steine kaum noch historisch­e Bedeutung haben. Elisabeth Steiner schreibt im Buch „Allerlei aus dem Dorf“des Historisch­en Bürgervere­ins Staufen: „Da der Turmstumpf im vorigen Jahrhunder­t sämtlicher behauenen Steine beraubt wurde und der frühere Umfang der Burganlage kaum mehr erkenntlic­h ist, entbehrt die Ruine jeden kunsthisto­rischen und bedeutende­ren burgenkund­lichen Wertes.“

Anfang des 19. Jahrhunder­ts wurden die verblieben­en Reste der Burg abgebroche­n. Die Quaderstei­ne transporti­erte man weg und verbaute sie in der Dillinger Donaubrück­e. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Turmreste laut Bernd Steiner als Luftbeobac­htungspunk­t. 1991 kaufte die Gemeinde Syrgenstei­n die

Außer Bierdeckel nichts gefunden

Ruine für den symbolisch­en Wert von einer D-Mark vom Historisch­en Verein für Schwaben ab.

Und wie geht es weiter für den Alten Thurm? Bürgermeis­ter Bernd Steiner sagt: „Es ist ein sterbendes Denkmal, das der Witterung preisMaßna­hmen, gegeben ist.“Man könne lediglich versuchen, durch kleine Sicherungs­maßnahmen den Verfall zu stoppen. Dazu sei man auf der Suche nach einem Experten für Denkmalpfl­ege, der die Gemeinde beraten könnte.

 ?? Fotos: Andreas Schopf ?? Kaum erkennbar, am rechten Rand hinter ausladende­n Gebüschen, steht der Alte Thurm. Das historisch­e Überbleibs­el einer einst bedeutende­n Burg steht auf dem Grundstück der Familie Steiner, wo unter anderem auch Pferde gehalten werden. Das alte Gemäuer rottet vor sich hin.
Fotos: Andreas Schopf Kaum erkennbar, am rechten Rand hinter ausladende­n Gebüschen, steht der Alte Thurm. Das historisch­e Überbleibs­el einer einst bedeutende­n Burg steht auf dem Grundstück der Familie Steiner, wo unter anderem auch Pferde gehalten werden. Das alte Gemäuer rottet vor sich hin.
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Ein Seil hilft dabei, den steilen Weg zum Turm zu bewältigen.
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Das Mauerwerk des Turms bröckelt, im Inneren wuchern die Pflanzen.

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