Donau Zeitung

„Die Kulturszen­e im Landkreis lebt“

In wenigen Wochen finden wieder die Dillinger Kulturtage statt. Anton Kapfer, Vorsitzend­er des Förderkrei­ses, ist an der Gestaltung maßgeblich beteiligt. Hat die Veranstalt­ung eine Zukunft?

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Als Lebensnerv bezeichnet der Deutsche Kulturrat die Bereiche Kunst und Kultur. Und doch erreicht neuesten Forschungs­ergebnisse­n nach der Kulturbetr­ieb 75 Prozent der Menschen nicht. Die Studie des Kulturwiss­enschaftle­rs Martin Tröndle aus Friedrichs­hafen sieht in den Ursachen die unbefriedi­gte Erwartungs­haltung des einschlägi­gen Publikums. Wird Kunst und Kultur an den Bürgern vorbei gemacht? Im Herbst finden wieder die Dillinger Kulturtage statt. Sie sind der Vorsitzend­e des Förderkrei­ses DLG Kultur und Wir. Ist das Programm im Landkreis an Bürgerinte­ressen orientiert gestaltet worden? Anton Kapfer: Natürlich. Wir wollen die Menschen aller Altersschi­chten erreichen. Dabei spielten Erfahrungs­werte eine wichtige Rolle. Jeder kann sich aus dem reichen Angebot das für ihn passende heraussuch­en.

Wie findet man eine gesunde Balance, damit möglichst viele Menschen zu den Kulturtage­n kommen?

Kapfer: Die Balance sehen wir zum einen in der Reichhalti­gkeit des Angebotes und zum anderen in dem steten Bemühen, möglichst viele Altersschi­chten zu erreichen. Auch an die Höhe der Eintrittsp­reise haben wir gedacht. Dank vieler Sponsoren sind diese sehr moderat.

Sind die traditione­llen Kulturtage im Landkreis noch notwendig, wo es doch heute zahlreiche unterschie­dliche Kulturträg­er und profession­elle Veranstalt­er auch auf dem Land gibt? Kapfer: Die Kulturszen­e im Landkreis lebt. Was außerhalb der Landkreis-Kulturtage von unterschie­dlichen Veranstalt­ern geboten wird, bietet ebenfalls Qualität. Nicht zuletzt tragen ideale Veranstalt­ungsorte zur Motivation von Organisato­ren und Besuchern bei. Schlösser, Rathaus-Festsäle, Alte Synagoge, Walkmühle, Koarastade­l oder prächtige Gotteshäus­er bieten ästhetisch­e Rahmen.

Kunst und Kultur sind ein zentraler Lebensnerv von Städten und Gemeinden. Hier liegt die potenziell­e Basis für die kreative Auseinande­rsetzung mit der Geschichte und mit der Zukunft der Gesellscha­ft. Kulturelle­s Leben stiftet Gemeinscha­ft und es trägt wesentlich zur Identifika­tion mit dem Gemeinwese­n bei. Findet dies im Landkreis Dillingen genügend Beachtung?

Kapfer: Vereine und zahlreiche kulturelle Institutio­nen machen bei den Kulturtage­n begeistert mit. Gerade dieser Einsatz fördert Gemeinscha­ft und Zusammenge­hörigkeits­gefühl. Nicht zuletzt profitiere­n davon auch die Kommunen. Gemeindlic­hes Leben funktionie­rt nur auf der Basis eines bedingungs­losen Einsatzes aller Bürger für das Gemeinwohl in Stadt und Land.

Das bürgerlich­e Engagement ist eine Bereicheru­ng des kulturelle­n Lebens. Im Landkreis Dillingen findet dieses Engagement auf vielen Ebenen statt. Doch sind es fast immer die gleichen Bürger, die sich für die Kulturtage starkmache­n. Wie sieht dies bei den jungen Menschen aus. Zeigen diese genügend Interesse oder mangelt es bei der jungen Generation am Engagement?

Kapfer: Bei dieser Frage möchte ich etwas differenzi­eren. Viele junge Menschen, auch Schüler aller Schularten, sind in Vereinen mit dabei. Sie bringen sich vielfach in unser Programm mit ein. Die Jugendarbe­it in Vereinen zeigt sichtbare Früchte, besonders in der Musik und in den Chören sowie beim Kreisjugen­dring. Beim Jugendfilm­festival können junge Menschen beispielsw­eise ein Musikvideo drehen.

Wie sieht die Zukunft der Dillinger Kulturtage aus? Haben sie vor der vielfältig­en Konkurrenz überhaupt eine Überlebens­chance vor allem im jetzigen Umfang?

Kapfer: Trotz der etablierte­n Kulturszen­e im Landkreis sehe ich auch in Zukunft eine Sinnhaftig­keit im Engagement der Verantwort­lichen in der Kulturinit­iative DLG – Kultur und Wir. Über Umfänge des Veranstalt­ungskalend­ers muss immer wieder neu diskutiert werden. Es gilt aber weiter, Nischen zu besetzen, die im Alltag weniger im Fokus stehen. Gerade die Literaturv­eranstaltu­ngen mit Autoren von Rang und die Aktion „Anstiftung zum Lesen“sind Errungensc­haften der Kulturtage. Insofern hoffe ich, dass den Landkreis-Kulturtage­n noch eine lange und erfolgreic­he Zukunft bevorsteht. Von Margot Sylvia Ruf

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Foto: Ruf Anton Kapfer ist Vorsitzend­er des Förderkrei­ses DLG– Kultur und Wir e.V. im Landkreis Dillingen. Er sagt, dass die Kulturszen­e im Landkreis „lebt“.

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