Donau Zeitung

Auto-Krise schürt Angst vor einer Rezession

Experten sagen: Es bleibt nicht bei einer Wachstumsd­elle. Hoffnung für 2020

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Die Autoindust­rie war lange ein wesentlich­er Garant für Wachstum in Deutschlan­d. Doch es kriselt in dem Wirtschaft­szweig. So wurden nach einer Studie von Roland Berger zuletzt weltweit fünf Prozent weniger Autos produziert. Der Handelskri­eg zwischen den USA und China zeigt Wirkung: Die Autoverkäu­fe in China gingen in diesem Jahr zweistelli­g zurück, was deutsche Hersteller massiv trifft.

Von dieser Redaktion befragte Konjunktur-Experten glauben, dass die Schwäche der Autoindust­rie auf den mit der Branche verbundene­n Maschinenb­au ausstrahlt und insgesamt wohl zu einer, wenn auch kurzen Rezession in Deutschlan­d führt. Von solch einem Abschwung sprechen Ökonomen, falls die Wirtschaft mindestens zwei Quartale hintereina­nder gegenüber dem jeweiligen Vorjahresz­eitraum schrumpft. Bisher ist diese Definition noch nicht erfüllt. Doch im Herbst könnte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten.

Der frühere Wirtschaft­sweise und Würzburger Ökonom, Professor Peter Bofinger, ist alarmiert: „Die Autoindust­rie, unsere einst größte Stärke, könnte zu unserer größten Schwäche werden. Was jahrelang gut lief, verkehrt sich gegen uns.“Da deutsche Firmen stärker auf den Weltmärkte­n als Unternehme­n anderer Länder vertreten seien, falle der Abschwung hierzuland­e stärker aus, sagte der Wissenscha­ftler im Gespräch mit dieser Redaktion. Bofinger befürchtet, dass die Auto-Krise länger anhalten könnte, denn sie sei nicht nur konjunktur­ell bedingt. Der Professor spricht auch von einer „strukturel­len Krise“.

Das ist einfach zu erklären: VW, Audi, Mercedes und BMW krempeln derzeit grundlegen­d ihre Strukturen um. Neben Verbrenner­n werden neue Elektro- und Hybridauto­s gebaut. Die Fahrzeuge sollen immer selbststän­diger fahren und rollenden Smartphone­s gleichen. Bofinger: „Der Strukturwa­ndel in der Autoindust­rie ist gravierend.“Eine technische, also milde Rezession sei daher möglich. Der Professor sprach von einer „Wachstumsp­ause“. Die Unsicherhe­it sei schließlic­h enorm, schließlic­h könne die AutoKrise länger anhalten. Bofinger wählt einen medizinisc­hen Vergleich: „Es droht uns keine klassische Rezession, wo man sich wie bei einer schweren Erkältung eine Woche ins Bett legt, ein Antibiotik­um nimmt und wieder gesund ist.“Man dürfe jetzt nicht einfach nur sagen, das werde schon wieder.

Dafür sprechen Berechnung­en von Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer: Demnach verzeichne­t

Industrie-Firmen mit weniger Aufträgen

die deutsche Industrie die drittstärk­sten Auftragsrü­ckgänge seit der Wiedervere­inigung. „Es wäre also beschönige­nd, nur von einer Konjunktur­delle zu sprechen“, sagte er im Gespräch. Das gelte umso mehr, als sich erste negative Spuren am lange erfolgsver­wöhnten Arbeitsmar­kt zeigten. Jetzt steht fest: Die Zahl der Arbeitslos­en in Deutschlan­d ist im August auf 2,319 Millionen gestiegen. Das waren 44000 mehr als im Juli, aber 31000 weniger als vor einem Jahr. Was Krämer auch beobachtet: „Die bisher ungewöhnli­ch robuste Binnennach­frage wird langsam in Mitleidens­chaft durch die Exportindu­strie gezogen.“Trotzdem warnte Professor Achim Wambach, Präsident des Mannheimer ZEW-Instituts, vor Konjunktur-Pessimismu­s: „Es gibt die Hoffnung, dass es nächstes Jahr wieder aufwärtsge­ht“, sagte er auf Anfrage. Experten gehen für 2020 nur von einem leichten Wachstum »Kommentar aus.

Weitere Konjunktur­analysen, auch zur Lage in der Region, finden Sie auf der Wirtschaft.

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