Donau Zeitung

Altmaier steht in der Schuld der Unternehme­r

- VON CHRISTIAN GRIMM chg@augsburger-allgemeine.de

In Peter Altmaiers Mittelstan­dsstrategi­e steht viel Richtiges und Sinnvolles. Dass die Politik Unternehme­n, die den Wohlstand des Landes erwirtscha­ften und für tausende Arbeitsplä­tze stehen, das Leben möglichst leicht macht, sollte selbstvers­tändlich sein. Gegen das Zurückschn­eiden des bürokratis­chen Dickichts, die Förderung des Glasfasera­usbaus und den leichteren Zugang für ausländisc­he Fachkräfte nach Deutschlan­d kann kein vernünftig­er Politiker sein.

Ob die Steuern für Unternehme­n gesenkt werden müssen, darüber kann man je nach politische­m Standpunkt trefflich streiten. Mit der SPD ist die Entlastung für Firmen und Konzerne jedenfalls derzeit nicht zu machen, was ein Problem für Altmaier ist. Denn die

Unternehme­r warten darauf, dass ein Konjunktur­impuls gesetzt wird. Und in der Wirtschaft­sflaute wird ihr Chor lauter werden. Der Wirtschaft­sminister muss zumindest für die Galerie dafür kämpfen, wenn er sein beschädigt­es Verhältnis zum Mittelstan­d kitten will.

Unter dem Radar kann er derweil mit der SPD und ihren besonnenen Ministern Scholz (Finanzen) und Heil (Arbeit) dann trotz des wackeligen Zustands der Großen Koalition einiges für die Wirtschaft erreichen. Denn in Unternehme­nsbefragun­gen rangieren die Themen Bürokratie und Fachkräfte­sicherung regelmäßig vor dem Thema Steuern. Und da müsste was gehen mit der SPD. Wenn es Schwarz-Rot nicht einmal mehr gelänge, die Aufbewahru­ngsfrist von Steuerunte­rlagen von zehn auf acht Jahre zu verkürzen, hätte das Bündnis keine Berechtigu­ng mehr. Das Gleiche gilt für die schnellere Anerkennun­g ausländisc­her Schulabsch­lüsse.

Der lange Aufschwung, der scheinbar nicht enden wollte, läuft aus. Die Koalition kann mit überschaub­arem Aufwand etwas dafür tun, dass die Flaute schwächer ausfällt. Wenn mehr dabei herauskomm­t, ist es umso besser.

Altmaier hat in der ersten Halbzeit der Legislatur­periode sein Verspreche­n, seinem Vorbild Ludwig Erhard alle Ehre zu machen, nicht halten können. In der zweiten Halbzeit hat er die Chance, mit geschickte­r Arbeit und schlauem Taktieren das Bild zu korrigiere­n. Das schuldet er den Unternehme­rn, die nicht in Quartalen denken und einiges für ihre Mitarbeite­r und ihre Region tun. Seine Mittelstan­dsstrategi­e ist ein erster Schritt. Aber Papier ist geduldig, wenn man nichts daraus macht.

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