Der Nasenpapst
Der prominente Schönheitschirurg Professor Werner Mang wird 70. Wen er schon unter dem Messer hatte und welches besondere Geschenk es zum runden Geburtstag geben soll
Lindau Nach dem Frühstück bricht Werner Mang erst mal eine Nase. Seine Arbeitstage taktet der wohl bekannteste Schönheitschirurg Deutschlands seit 30 Jahren nach einem strengen Prinzip: 7.30 Uhr Nasen-OP, 10 Uhr Facelift, danach Fettabsaugen und Body Contouring. Auch mit 70, die Mang am Mittwoch wird, sei er in seiner Bodenseeklinik in Lindau oft der Letzte, der das Licht ausschaltet, erzählt Mang. „Meine Frau sagt schon lange: ,Hör auf zu arbeiten und genieße das Leben.‘ Aber die Chirurgie macht mich glücklich und hält mich jung.“
Eine der bedeutendsten Nasen in seinem Leben war die von Götz George, sagt Mang. Der Schauspieler hatte sich bei einem „Tatort“-Dreh in den 80ern eine Nasen- bein-Trümmerfraktur zugezogen. Mang richtete – und wurde bekannt. Seither ist auch er Gast in Talkshows und auf vielen Events der Stars und Sternchen. Die Wände in seinem Büro in der Klinik sind übersät mit Fotos: Begegnungen mit Prominenten wie Arnold Schwarzenegger, Siegfried & Roy, Verona Poth oder Reiner Calmund. Auf dem Schreibtisch stehen Bilderrahmen von seinen Eltern, den beiden Kindern, seiner Frau und ihm Arm in Arm, mit Naomi Campbell. In den Gängen hängen Zeitungsartikel über den „Schönheitspapst“. Ein Titel, den er belächelt. „Lagerfeld der Schönheitschirurgie“gefalle ihm besser, sagt er. „Das zeigt, dass meine Arbeit kreativ ist.“Kritiker bezeichnen ihn als „Aufschneider“. Mang selbst bezeichnet sich als „Workaholic“. Einer, der diszipliniert und hart arbeite – und so zum Multimillionär wurde.
Schon seit seiner Jugend interessiert er sich für Gesichter – wegen eines Unfalls: Mang war 14, machte mit einem Freund einen Radausflug und sah, wie dieser mit einem Auto zusammenprallte. „Die Ärzte flickten ihn zusammen. Das ist doch das Beste, wenn nach einem Unfall das Gesicht wiederhergestellt wird.“50 Prozent der Operationen in der Bodenseeklinik sind deren Angaben nach medizinisch notwendig, Unfallrekonstruktionen oder Missbildungskorrekturen. Mang sagt, er sehe die Schönheitschirurgie als Spiegel der Gesellschaft. Derzeit beobachte er, wie Internet-Stars als Vorbilder fungieren und teils absurde Ideale vermitteln. „Viele Jugendliche kommen zu mir mit dem Wunsch, Influencern oder dem ,Selfie-Ich‘ ähnlicher zu werden. Das ist fatal und kann für Betroffene in einer psychischen Sackgasse enden.“Was zu unnatürlich ist, führe er nicht durch. Gleichzeitig hat er in den vergangenen Jahren einen Silikon-Nasenspan für den chinesischen Markt entwickelt, um Nasen nach dem europäischen Modell aufzubauen. Ein Milliardenmarkt, wie Mang sagt.
Vor einigen Jahren bröckelte das Image der schillernden Figur. Mang als Direktor der Bodenseeklinik und ein weiterer Arzt waren angeklagt, weil letzterer ohne Approbation operierte. Er hatte zwar eine Zulassung, aber wegen Steuerhinterziehung war diese vorübergehend entzogen worden. „Beim Einstellungsgespräch habe ich den Fehler gemacht und mir nicht die Zeugnisse vorlegen lassen“, sagt Mang heute. Das Amtsgericht erließ gegen beide Strafbefehle.
Mang erzählt, er habe sich viel mit Religionen beschäftigt, den Koran gelesen, sei in einem buddhistischen Kloster gewesen, lese die Bibel regelmäßig. Auch ein Foto mit Papst Benedikt XVI. hängt in der Klinik. Darauf überreicht der Professor ihm ein Lehrbuch – über Schönheitschirurgie.
Seine Tochter solle später in die Geschäftsführung der Mang Medical AG einsteigen, berichtet der Vater. Er möchte seinen Beruf aber noch ausüben, solange er gesund ist – und derzeit fühle er sich wie 50. Den 70. Geburtstag feiert Mang nicht, wie er sagt. Zum 30. Jubiläum seiner Bodenseeklinik lade er aber zu einem „Festchen“am 6. September ein. Die Stadt Lindau hat ein besonderes „Geschenk“parat: Ein Platz nahe der Klinik bekommt seinen Namen.