Überall wird gefahren – außer in Deutschland
Hockenheim fällt aus dem Rennkalender. Mit dabei sind dafür unter anderem Vietnam und Holland. Es ist alles eine Frage des Geldes
Spa-Francorchamps Mit dem Aus für den Großen Preis auf dem Hockenheimring ist der Totalschaden für Deutschland im Rekordjahr der Formel 1 perfekt. Trotz erstmals 22 Rennen wird 2020 kein deutscher Grand Prix mehr stattfinden, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten vorläufigen Saisonkalender der Motorsport-Königsklasse hervorgeht. Während Ex-Weltmeister Sebastian Vettel und Co. auch auf neue Märkte wie Vietnam drängen und in die Niederlande zurückkehren, bleibt Deutschland wie zuletzt 2017 außen vor.
Alles, was den Betreibern der Strecke in Nordbaden bleibt, ist die minimale Hoffnung, vielleicht noch als Ersatzausrichter nachzurücken. „Sollte es bei anderen Rennstrecken Schwierigkeiten geben, wären wir für 2020 gesprächsbereit“, sagte Jochen Nerpel, der neben Jorn Teske die Geschäfte auf dem Traditionskurs führen wird.
Am 4. Oktober muss der vorgeschlagene Terminkalender vom Weltrat des Internationalen Automobilverbandes FIA erst noch offiziell verabschiedet werden. Bis zuletzt gab es Gespräche zwischen den Hockenheim-Verantwortlichen und den Formel-1-Bossen, den Zuschlag erhielten aber doch andere.
Schon Ende Juli hatte der scheidende Geschäftsführer Georg Seiler befürchtet, dass Deutschland einer der Streichkandidaten im MammutKalender sei. Offene Fragen für das nächste Jahr gibt es aber weiter: Der Vertrag für den Grand Prix von Italien in Monza ist noch nicht unterschrieben, auf den Strecken für die neuen Rennen in Hanoi und dem niederländischen Zandvoort laufen noch die Arbeiten. Der Hockenheimring kann sich aufgrund gesunkenen Zuschauerinteresses die Antrittsgebühr nicht mehr leisten. In den vergangenen Jahren richteten die Betreiber bereits nur noch alle zwei Jahre den Großen Preis aus. Der Nürburgring steht bereits seit einiger Zeit aus finanziellen Gründen nicht mehr als Alternative zur Verfügung. „Für uns war die Konstellation 2020 nicht darstellbar“, sagte Nerpel und verwies auf die hohen Zuschüsse anderer Kurse durch Sponsoren oder den Staat. „In diesen Dimensionen können wir nicht mitspielen. Wir können uns als Hockenheimring kein Defizit leisten.“
Das spektakuläre Rennen in diesem Jahr konnte erst durch eine Sponsorschaft von Mercedes gerettet werden. „Da haben wir gesehen, wie schnelllebig das Geschäft sein kann“, sagte Nerpel. Gespräche mit potenziellen Partnern für die Zukunft laufen bereits. „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, versicherte Nerpel. Während die AutoNation Deutschland leer ausgeht, wird nach einer späten Einigung wieder in Spanien und auch Mexico City gefahren. Der viermalige Weltmeister Vettel muss so in seinem letzten Vertragsjahr bei Ferrari ohne Heimspiel auskommen.
Starten wird die WM-Saison 2020 am 15. März im australischen Melbourne, enden wird sie am 29. November in Abu Dhabi.