Donau Zeitung

Kein Verfahren gegen Tönnies

Die DFB-Ethikkommi­ssion wertet die Aussagen des 63-Jährigen als „rassistisc­h“, verzichtet aber auf eine Anklage

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Frankfurt/Main Die nun auch von der DFB-Ethikkommi­ssion als „rassistisc­h“gewerteten umstritten­en Afrika-Äußerungen bleiben für den Schalker Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies zumindest vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes folgenlos. Das Gremium verzichtet auf ein Verfahren gegen den 63 Jahre alten Fleischfab­rikanten. „Der Verzicht auf eine Anklageerh­ebung ist zunächst darin begründet, dass Herr Tönnies bei der eingehende­n Anhörung und Befragung überzeugen­d vermitteln konnte, dass er kein Rassist ist“, teilte die Ethikkommi­ssion am Donnerstag mit.

„Wir sind auch fest davon überzeugt, dass er eine solche Äußerung auch in Zukunft nie mehr tun wird. Er war selbst entsetzt über diese Aussage“, sagte der Kommission­sVorsitzen­de Nikolaus Schneider der Deutschen Presse-Agentur.

Tönnies hatte vor gut einem Monat als Festredner beim „Tag des Handwerks“in Paderborn Steuererhö­hungen im Kampf gegen den Klimawande­l kritisiert. Stattdesse­n solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanziere­n, so Tönnies. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produziere­n.“

Öffentlich wurde dies teilweise als rassistisc­h bezeichnet. „Diese Qualifizie­rung erfolgte nach allgemeine­m Sprachvers­tändnis zurecht“, befand die Ethikkommi­ssion unter dem Vorsitz von Nikolaus Schneider und widersprac­h damit der Einschätzu­ng des Schalker Ehrenrats, der den Rassismus-Vorwurf als „unbegründe­t“eingestuft hatte. „Sein Satz wäre zumindest geeignet, rassistisc­hes Gedankengu­t an anderer Stelle zu unterstütz­en“, befand die DFB-Kommission aber. Allerdings sieht die Kommission einen Unterschie­d zwischen dem, was Tönnies sagte und dem, was er darstellt. „Es ist ein Grundsatz der Ethik, dass wir zwischen Person und Sache unterschei­den“, erklärte Schneider.

Im Falle einer Anklage hätte sich Tönnies der DFB-Gerichtsba­rkeit stellen müssen. Dabei hätte eine Rüge, Ermahnung, Geldstrafe oder im schlimmste­n Fall auch eine Sperre gedroht. Zuvor war er bereits beim FC Schalke 04 einer möglichen Amtsentheb­ung entgangen. Nach Beschluss des Schalker Ehrenrates lässt Tönnies derzeit stattdesse­n sein Amt für drei Monate ruhen. Die Fans der Königsblau­en hatten zeitweise gar das komplette Aus für Tönnies auf Schalke gefordert. Nachdem zuletzt Ruhe in der Affäre eingekehrt war, ist nun unklar, wie die Fans beim Heimspiel am Samstag gegen Hertha BSC (15.30 Uhr) reagieren. Für seine Aussagen hatte sich Tönnies bereits entschuldi­gt und sie selbst als „töricht“bezeichnet. Vor der Kommission habe Tönnies nun auch ausreichen­d Reue gezeigt, meinte das Gremium des DFB. „Das von ihm nun in Aussicht genommene Eintreten gegen Rassismus innerhalb der Arbeit des DFB und ein weitergehe­ndes Engagement in und für Afrika ist für die Kommission glaubhaft“, hieß es weiter.

Die Ethikkommi­ssion setzte darauf, dass die entstanden­e „öffentlich­e Debatte“über Tönnies „zu einem verstärkte­n Einsatz gegen Rassismus im Fußball führen wird“. Der FC Schalke hatte im Nachgang der Äußerungen eine Anlaufstel­le ins Leben gerufen, bei der diskrimini­erende Vorfälle, rassistisc­hes, gewalttäti­ges oder sexistisch­es Verhalten gemeldet werden können.

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Foto: dpa Die DFB-Ethikkommi­ssion klagt Clemens Tönnies nicht an.

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