Kindern den Krieg erklären
TV-Serie wagt sich an ein ernstes Thema
SWR-Redaktionsleiterin Stefanie von Ehrenstein schwebte etwas völlig Neues vor: eine Serie für Kinder über den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust, „die die Kinder nicht überfordert oder ängstigt“– aber dennoch ein ehrliches und verständliches Bild dieser Zeit entwerfe. Daraus entstand „Der Krieg und ich“. Der Kinderkanal KiKA zeigt die acht Episoden ab 31. August samstags und sonntags jeweils um 20 Uhr in Doppelfolgen. Ab 3. November läuft die Serie, die für Kinder ab acht Jahren geeignet ist, auch im Ersten.
Aber wie lässt sich ein derart ernstes Thema für Kinder aufbereiten? Vor allem mithilfe einer Idee, die nicht neu, aber dennoch brillant ist: Auch weil es viel zu aufwendig wäre, für eine Kinderfernsehproduktion Kriegsszenen nachzustellen, verlegten die Verantwortlichen von „Der Krieg und ich“die Handlung teilweise in eine Spielzeugwelt. Ohne dass es lächerlich wirkt. Diese Szenen ergänzen zeitgenössisches Dokumentarmaterial und eingesprochene tagebuchartige Texte. Regisseur Matthias Zirzow, der mit Maarten van der Duin und Ramona Bergmann auch die Drehbücher geschrieben hat, nutzt die SpielzeugSzenen unter anderem für ein kurzes Innehalten. Inhaltlich wird in „Der Krieg und ich“der Zweite Weltkrieg aus unterschiedlichsten – internationalen – Kinderperspektiven gezeigt. Vorlagen waren authentische Erlebnisberichte: Der zehnjährige Anton will unbedingt zur Hitlerjugend, weil dort alle seine Freunde mitmachen. Die 13-jährige Sandrine lebt im 1942 noch unbesetzten Südfrankreich und hilft geflüchteten Juden, sich zu verstecken. Calum ist 15, lebt in Schottland und wird Zeuge, wie deutsche Bomben seine Heimatstadt Clydebank in Schutt und Asche legen.
Die Serie ist eine gemeinsame Produktion des SWR mit der Firma LOOKSfilm und dem polnischen Toto Studio. LOOKSfilm hat unter anderem bereits „14 – Tagebücher des Ersten Weltkrieges“sowie „Kleine Hände im Großen Krieg“(beide 2014) produziert. Diese sind ähnlich konzipiert wie „Der Krieg und ich“, befassen sich aber mit dem Ersten Weltkrieg. Nach Einschätzung der SWR-Redaktion für Kinderund Familienprogramm waren sie jedoch in den Programmstrecken für Kinder nicht einsetzbar.
Und so wird „Der Krieg und ich“von einem medienpädagogischen Zusatzprogramm flankiert. Die Internetseite www.derkriegundich.de bietet zusätzliches Material in Wort und Bild, etwa über die Widerstandsbewegung „Die Weiße Rose“oder ein Interview mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano. Hier gibt es auch Erklärstücke zu Begriffen wie „Judenstern“oder „Hitlerjugend“. „Planet Schule“, das öffentlich-rechtliche Bildungsangebot von SWR und WDR, stellt zudem auf www.planet-schule.de umfangreiche Unterrichtsmaterialien und ein Glossar zu „Der Krieg und ich“bereit.