Abschied von einer Kleinstadt
Eventplaner, Freizeitgestalter und Berater bei Glaubensfragen – bei der Arbeit als Dekanatsjugendreferent ist jeder Tag eine Überraschung. Was Lorenz Schuster aus seiner Zeit in Dillingen mitnimmt und wohin ihn sein Weg jetzt führt
Dillingen Was soll ich werden? Das ist eine Frage, die viele junge Menschen beschäftigt. In die Fußstapfen der eigenen Eltern treten – das möchten die wenigsten. Auch Dekanatsjugendreferent Lorenz Schuster, der vor zwei Jahren für seine erste Stelle nach Dillingen gekommen war, hatte eine Karriere nach dem Vorbild der eigenen Eltern nie geplant. Über Umwege landete er allerdings doch bei der evangelischen Kirche. Er sagt: „Mein Vater ist Pfarrer, aber einen sozialen Beruf oder eine Arbeit in der Kirche hatte ich nie wirklich auf dem Schirm.“Über einen bekannten Jugenddiakon wurde der 30-Jährige auf den Beruf aufmerksam. Auch wenn er sich sicher war, dass er nicht in diese Richtung gehen wollte, informierte er sich über die Arbeit. „Es ist nicht mein Stil eine Option abzulehnen, bevor ich sie angeschaut habe“, erklärt er. Nachdem er sich über den Studiengang informiert hatte, war Schuster begeistert.
Sechs Jahre studierte der gebürtige Nürnberger anschließend an der dortigen
Besonders Medienprojekte waren dem Diakon wichtig
Evangelischen Hochschule Soziale Arbeit und Diakonik, bevor er im September 2017 seine Stelle in Dillingen antrat. Ähnlich wie bei Lehrern, wurde er nach seinem Abschluss einem Standort zugewiesen. Mit Schwaben und der Region rund um Dillingen hatte der gebürtige Nürnberger bis zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keine Berührung. „Als ich gesehen hatte, dass ich in den Süden Bayerns komme, war ich ein bisschen aufgeregt“, gibt er zu. Vorab könne man bereits Präferenzen abgeben. Außerdem müsse man sich trotz Zuteilung bei der entsprechenden Stelle bewerben. In einem ersten Vorgespräch habe man schnell gemerkt, ob man sich die Zusammenarbeit vorstellen könne, betont der junge Mann in lässiger Jeans und mit Cap.
Bei einer Kombination aus Lebensbegleitung, Eventmanagement, Hilfestellung bei Sinn- und Glaubensfragen und der Freizeitgestaltung für Kinder- und Jugendliche in den evangelischen Kirchengemeinden Dillingen, Gundelfingen, Lauingen, Höchstädt, Haunsheim/Bachtal und Bächingen, wurde dem 30-Jährigen in den vergangenen zwei Jahren nicht langweilig. Er sagt: „Eine Menge Arbeit übernehmen die Ehrenamtlichen – das ist wirklich viel Wert.“Nur gemeinsam sei es möglich, ein abwechslungsreiches Programm für junge Gläubige zu entwickeln. Um einen guten Job machen zu können, sei vor allem die Vernetzung wichtig – und das nicht nur auf kirchlicher Ebene, weiß Schuster inzwischen. Neben Medienprojekten lag ihm vor allem das Jugendgottesdienstprogramm „Drive and Pray“am Herzen. „Wir haben einen Bus organisiert, der zum Jugendgottesdienst fährt und auch wieder nach Hause“, erklärt er. Einzigartig an dem Projekt war allerdings nicht nur der kostenlose Shuttle-Bus. Auch der Gottesdienst wurde von einer Besonderheit geprägt. Der Diakon sagt: „Jugendliche und junge Erwachsene waren aktiv eingebunden und bei der Gestaltung gefragt.“
Dass er für den Beruf des Dekanatsjugendreferenten eher untypisch ist, gibt der 30-Jährige gerne zu. „Viele Menschen in diesem Job kommen aus einer langjährigen Tätigkeit im Ehrenamt.“Das sei bei ihm nicht der Fall. Regelmäßig habe er das auch gespürt. Beispielsweise immer dann, wenn er mit Ehrenamtlichen zusammengearbeitet habe, die bereits sehr viel mehr Erfahrung mit den Abläufen und der Organisation gehabt hätten. „Meine Lernkurve ist bis zu meinem letzten Tag kontinuierlich gestiegen“, erklärt er und lächelt. Es sei ein ungemein großer Schatz, auf eine ganze Reihe von Experten zurückgreifen zu können. Hin und wieder sei das aber auch unglaublich anstrengend.
Da er von einer Großstadt in eine Kleinstadt gezogen war, hatte Schuster zu Beginn noch vieles in Dillingen überrascht. „Man kann sich zwar zuvor einiges überlegen, aber das ist alles nur Theorie“, sagt der 30-Jährige. Gerade von Schwaben aus seinem Freundeskreis sei er vor der Region gewarnt worden. Er erinnert sich schmunzelnd: „Man hatte mir erzählt, dass die Schwaben nicht nur mit ihrem Geld sehr sparsam umgingen, sondern auch mit der Nettigkeit.“Rückblickend könne er das nicht bestätigen. Vielmehr habe er das Gefühl, dass sich die Menschen hier nicht trauten offen zu sagen, was sie störe. Sein beruflicher Weg führt den 30-Jährigen ungeplant von Dillingen weg nach München. Auch dort wird er ab September als Dekanatsjugendreferent tätig sein, allerdings mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Er erklärt: „Das ist eine sehr spannende Aufgabe, die ich mir nicht entgehen lassen wollte.“Da sich vieles im Umbruch befinde, sei das eine ganz besondere Herausforderung. In seiner neuen Funktion möchte Schuster vieles ausprobieren. „Bei der Kommunikation werde ich versuchen, unsere Arbeit wilder und breiter aufzustellen“, betont er und strahlt. Auf die Frage ob er Dillingen vermissen wird, zögert Schuster mit seiner Antwort. „Einerseits bin ich kein großer Kleinstadtfan, andererseits könnte ich es mir sehr gut vorstellen, hier eine Familie zu gründen.“Als Stadt habe Dillingen eine praktische Größe. Man habe alles Wichtige vor Ort und auch der Naherholungswert sei sehr groß, betont er. Besonders die Seen in der Umgebung werde er sehr vermissen.
Eines wird der 30-Jährige sehr vermissen