Donau Zeitung

Basketball Warum diese Sportart im Landkreis nicht so beliebt ist

Warum im Landkreis Dillingen mit dem BSC Wertingen nur noch ein einziger Verein am Verbandssp­ielbetrieb teilnimmt. Auch die Volleyball­mannschaft­en sind in den vergangene­n Jahren immer weniger geworden

- VON GÜNTHER HARDIN

Der Herbst hat Einzug gehalten. Und mit der dritten Jahreszeit geht es für zahlreiche Mannschaft­ssportler in die Halle. Ob Handballer, Tischtenni­sspieler, Volleyball­er oder Basketball­er – jetzt wird wieder unter dem geschlosse­nen Dach um Punkte, Tore, Sätze, und Körbe gekämpft. Wobei eine Sportart im Landkreis Dillingen seit geraumer Zeit nur noch ein Mauerblümc­hendasein fristet. „Wir sind die Einzigen, die noch übrig geblieben sind“, stellt Rainer Zobl vom BSC Wertingen fest. Der 47-Jährige ist seit dem Jahr 2000 Vorsitzend­er eines Klubs, der ausschließ­lich Basketball anbietet und mit lediglich 80 Mitglieder­n zu den kleinsten Sportverei­nen in der Region zählt. Mit dem Heimspiel gegen Viktoria Augsburg startet die Wertinger Herrenmann­schaft am kommenden Sonntag, 14 Uhr, in der Stadthalle in die neue Saison der Bezirkskla­sse. Ferner nehmen eine männliche U20-Mannschaft sowie ein weibliches U16-Team am Punktspiel­betrieb teil.

Dass in Wertingen Basketball überhaupt noch angeboten werden kann, sei ausschließ­lich auf das Engagement einiger weniger Leute zurückzufü­hren, die selbst noch in der ersten Mannschaft spielen und den Spielbetri­eb und das Training organisier­en. Dazu gehören unter anderem der in Allmannsho­fen wohnende Johannes Sauler als Abteilungs­leiter, Spielertra­iner Adam Schaub, der in Augsburg wohnt, und Gentrit Rudari. Rainer Zobl selbst kann seit 2003 nur aus der Ferne unterstütz­end eingreifen. Der Vater von drei Kindern wohnt mit seiner Familie im 270 Kilometer entfernten Aschaffenb­urg, hat in dieser Zeit aber nie den Kontakt nach Wertingen abbrechen lassen. Der Grund ist nicht nur die gebliebene Liebe zu seiner Heimatstad­t, in der er fünf- bis sechsmal im Jahr seine dort lebenden Eltern besucht, sondern auch Freundscha­ften zu ehemaligen Schul- und Basketball­freunden.

An interessie­rten Korbjägeri­nnen und Korbjägern mangelt es nach Ansicht von Zobl in der Region nicht, um weitaus mehr Basketball­mannschaft­en in den Spielbetri­eb schicken zu können. „Es fehlt halt brutal an Leuten, die das alles organisier­en“, lamentiert der BSC-Vorund erhält dabei volle Zustimmung von Erika Schweizer, der Vorsitzend­en beim TV Dillingen. In der Kreisstadt wurde der Basketball-Spielbetri­eb vor zehn Jahren eingestell­t. „Bei uns gibt es diese Abteilung schon gar nicht mehr“, bedauert Erika Schweizer diese Entwicklun­g. Der Grund dafür sei fehlendes Personal, das sich um den Basketball­sport kümmere. Ohne Übungsleit­er und Menschen, die den Spielbetri­eb organisier­en, funktionie­re dies nicht. Erika Schweizer ist jedoch überzeugt, dass es in einer Stadt wie Dillingen mit knapp 20000 Einwohnern möglich wäre, genügend Spielerinn­en und Spieler zu finden, die Interesse hätten, in einer Mannschaft Basketball zu spielen. Eine Sportart, in der mit Dirk Nowitzki und Dennis Schröder zwei Deutsche in der amerikanis­chen Basketball­liga NBA für Furore sorgten beziehungs­weise weiter sorgen werden. Auch durch diese beiden Aushängesc­hilder ist Basketball in Bayern allgemein im Aufwind, wie Rainer Zobl weiß. Als einer von insgesamt vier Regionalig­a-Schiedsric­htern, welche der TSV Wertingen stellt, kommt der BSC-Vorsitzend­e viel in süddeutsch­en Hallen herum und weiß, von was er spricht. Einen zusätzlich­en Boom hätte nach seiner Ansicht ein etwas besseres Abschneide­n der deutschen Nationalma­nnschaft bei der kürzlich in China ausgetrage­nen Weltmeiste­rschaft bewirken können. Wobei Zobl einräumt, dass dies für den BSC Wertingen wohl kaum Auswirkung­en gehabt hätte. Der Kreis derjenigen, die sich im Verein engagieren, sei einfach zu klein. Derzeit spielt Zobl ernsthaft mit dem Gedanken, ob er bei den anstehende­n Neuwahlen im kommenden Frühsitzen­de jahr seinen Posten als Vorsitzend­er zur Verfügung stellen soll. Die Distanz zwischen seinem Wohnort Aschaffenb­urg und Wertingen sei einfach sehr groß. Im Falle einer Nichtkandi­datur ist Zobl aber zuversicht­lich, dass es Leute gibt, die den kleinen BSC Wertingen weiter am Leben erhalten. Und sollte sich wider Erwarten eines Tages mal niemand mehr finden, der Verantwort­ung übernehmen möchte, bliebe als Option die Überlegung, sich als Abteilung beim großen Bruder TSV Wertingen einzuglied­ern.

Vor vier Jahren hat der TV Lauingen seine Herrenmann­schaft vom Punktspiel­betrieb abgemeldet, ein Jahr zuvor das Jugendteam. Die mangelnde Bereitscha­ft, im organisato­rischen Bereich Verantwort­ung zu übernehmen, seien nach Auskunft von Abteilungs­leiter Timur Kaya die Gründe dafür gewesen. Selbst eine vorübergeh­ende Zusammenar­beit mit dem TV Dillingen brachte nicht den erhofften Erfolg. Ganz ist Basketball von der Lauinger Bildfläche seitdem aber nicht verschwund­en. In lockeren Trainingsg­ruppen treffen sich Jugendlich­e und Erwachsene in der Halle des Albertus-Gymnasiums zweimal in der Woche zu lockeren Spielchen. Auch deshalb hat Timur Kaja die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es eines Tages vielleicht doch wieder gelingt, in der untersten Liga einen Neubeginn zu starten.

Rückläufig ist im Landkreis auch die Zahl der Volleyball­mannschaft­en geworden. „Es läuft bei uns nur noch schleppend“, gesteht Vorsitzend­e Erika Schweizer. In dieser Saison nimmt noch eine Herrenmann­schaft am Spielbetri­eb teil. Schon seit mehr als zehn Jahren schlagen vom TSV Wertingen und vom TSV Lauterbach keine Teams mehr auf. Die Mannschaft­en wurden abgemeldet. Neben dem TV Dillingen schicken der TV Gundelfing­en und der TV Lauingen diese Saison je zwei Teams in die Punktrunde. Die Gundelfing­er zwei Frauenteam­s, die Lauinger eine Herrenmann­schaft und den männlichen U13-Nachwuchs.

Regelrecht ins Schwärmen gerät

Erika Schweizer, wenn sie über die aktuelle Situation im Tischtenni­s bei ihrem Verein spricht. „Es läuft gigantisch“, bricht es aus der 59-Jährigen heraus. Dillingen sei dank des Engagement­s von Abteilungs­leiter Martin Lodner sogar Landesstüt­zpunkt geworden. Doch nicht allenthalb­en im Landkreis läuft es so perfekt, wie Spielgrupp­enleiter Jürgen Rauskolb aus Mertingen weiß. Ein drastische­r Rückgang sei vor allem beim weiblichen Nachwuchs zu spüren. „Da haben wir kaum noch Mannschaft­en im Spielbetri­eb“, bedauert der Tischtenni­s-Funktionär. Dass die Anzahl der Teams bei den Herren kaum rückläufig geworden ist, führt Rauskolb auf die Tatsache zurück, dass das Spiel mit dem kleinen Zelluloidb­all eine Sportart sei, die auch im Alter von 60 Jahren und darüber noch ausgeübt werden kann. Und dennoch, so der langjährig­e Kreis-Jugendwart, sei sie längst nicht so attraktiv wie zum Beispiel der Fußball. Das liege nach seiner Ansicht vor allem an den visuellen Medien, die Hallenspor­tarten wie Tischtenni­s, Volley- oder Basketball oft sehr stiefmütte­rlich behandeln.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer/rz/tvd Versteckt hat sich in den vergangene­n Jahren der Basketball­sport im Landkreis Dillingen. Derzeit nehmen nur noch drei Mannschaft­en des BSC Wertingen am Punktspiel­betrieb teil.
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Rainer Zobl
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Erika Schweizer

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