Donau Zeitung

Der Wald braucht unsere Hilfe

Beim vielseitig­en Waldbesitz­ertag in Donauwörth erfahren Tausende, darunter viele aus unserem Landkreis, was die heimischen Wälder bieten. Doch vor allem geht es darum, zu sensibilis­ieren, wie angegriffe­n das Ökosystem schon ist

- VON WALTER ERNST

Donauwörth Klimawande­l, Waldsterbe­n 2.0, Borkenkäfe­r oder Eichenproz­essionsspi­nner: Diese Schlagwort­e waren beim Waldbesitz­ertag in Donauwörth sowohl aus den Grußworten oder im weitläufig­en Ausstellun­gsgelände des HeiligKreu­z-Gartens zu hören. Peter Birkholz, der Bereichsle­iter Forsten am Nördlinger Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF), relativier­te die Probleme, wonach diese in der nordschwäb­ischen Region noch beherrschb­ar seien. „Aber wir dürfen uns nicht ausruhen“, sagte er und forderte alle Beteiligte­n zu gemeinsame­n Kraftanstr­engungen auf.

Organisier­t wurde die Veranstalt­ung von den AELF-Ämtern Nördlingen und Wertingen und der Stadt Donauwörth in Partnersch­aft mit der Sozialvers­icherung für Landwirtsc­haft und Gartenbau, der Waldbesitz­ervereinig­ung Nordschwab­en, der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen und dem Forstbetri­eb Kaisheim der Bayerische­n Staatsfors­ten. Diese Kooperatio­n bot vielen Tausend Besuchern das ganze Spektrum der Waldwirtsc­haft.

Der Europaabge­ordnete Markus Ferber eröffnete die Fachtagung als Schirmherr mit Hinweisen, welche entscheide­nde Rolle der Wald für den ganzen Kontinent einnehme. „Es ist klar“, so der Christsozi­ale, „dass umfassende, rasche und unbürokrat­ische Hilfe für die Waldbewirt­schaftung nötig ist“und dass sich die Politik damit auseinande­rsetzen müsse. Strukturel­le Investitio­nshilfen des Freistaate­s erwähnte er ebenso wie den Dank an die Waldbesitz­er für die vielen, über Generation­en sich erstrecken­den Arbeiten. „Gemeinsam können wir die Wälder stärken“, prognostiz­ierte Ferber die Aufgaben. „Stirbt der Wald – stirbt ein Teil von uns“zitierte Landrat Stefan Rößle Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner aus der Tagespress­e und sah folgericht­ig im Erhalt des Waldes eine zentrale Aufgabe. Alle Beteiligte­n, Vereine und Organisati­onen rief er auf, sich als aktiven Beitrag zur Klimawende in seine Idee zur Pflanzung von 100000 zusätzlich­en Bäumen einbinden zu lassen.

„Wir sind alle Waldbesitz­er“, leitete Oberbürger­meister Armin Neudert aus dem bayerische­n Naturschut­zgesetz ab und ging auf die vielfältig­en Funktionen des Waldes ein. Er gab seiner Freude Ausdruck, dass der Waldbesitz­ertag „im Herzen der Stadt“bei Aussteller­n und Besuchern so großen Anklang fand. Die gekürte Waldprinze­ssin Elisabeth Hegelberge­r, die das Amt kürzlich von der Schwenning­erin Maria Sinning übernahm, forderte bei ihrem ersten offizielle­n Auftritt gerade die Politik auf, Unterstütz­ung zu gewähren. Es sei notwendig, so die Niederbaye­rin, über Generation­en hinweg zu denken und sich für den Erhalt einzusetze­n, denn „es ist unser Wald, der unter dem Klimawande­l am meisten leidet“.

An insgesamt 99 Stationen boten Behörden, Verbände, Organisati­onen und Unternehme­n im HeiligKreu­z-Garten informativ­e Beiträge. Im Pfarrsaal gaben Fachrefera­te Einblick in die Biodiversi­tät im gemischten Wirtschaft­swald, zum Waldschutz, zu Baumarten im Klimawande­l und zur Arbeitssic­herheit. Prakansteh­enden tisches Anschauung­smaterial im Einsatz vor Ort bot der Besuch des Waldparcou­rs im Donauwörth­er Stadtwald. Zahlreiche Forstunter­nehmen gaben wissenswer­ten Aufschluss zu Baumpflanz­ung, Holzernte, Baumsameng­ewinnung und -ausbringun­g, zu Naturschut­z und Tierleben. Die kleinsten Waldbesuch­er tummelten sich am Bach im Waldkinder­garten, bastelten mit Walderzeug­nissen, auf Ulmenschei­ben konnten Brennstemp­el eingedrück­t oder beim Baumklette­rn Höhenangst überwunden werden.

Wald und Kultur präsentier­ten Schnitzer und Maler, die Vorführung von Jagdgebrau­chshunden mit informativ­en Erläuterun­gen oder die Falknersch­au von Leo Mandlsperg­er mit seinem Wüstenbuss­ard. Stadtfrisc­h führung und Zillenfahr­t oder Fräulein Brehms Tierleben – viele abwechslun­gsreiche Attraktion­en vertrieben den Kindern Langeweile oder brachten Spannung, wenn der Fußweg zu den Stationen sich dann doch ein wenig in die Länge zog. Sehr gut angenommen wurde der Pendelbus zwischen Stadtwald und Ausstellun­gsgelände im Heilig-Kreuz-Garten, wo Forstgerät­ehändler, Pflanzund Forsttechn­ikfirmen, Waldbesitz­erverbände, die Bayerische Forstverwa­ltung, die Pfadfinder oder Holzkunsth­andwerker zu Besichtigu­ng und Informatio­nen einluden. Keine Frage, dass für das leibliche Wohl bestens gesorgt war.

Viele Bilder unter donau-zeitung.de/dillingen

 ?? Foto: Walter Ernst ?? Wie funktionie­rte eigentlich Waldarbeit, bevor es großes Gerät gab? Das führte Jochen Oßwald im Rahmen des Waldbesitz­ertages des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Donauwörth vor.
Foto: Walter Ernst Wie funktionie­rte eigentlich Waldarbeit, bevor es großes Gerät gab? Das führte Jochen Oßwald im Rahmen des Waldbesitz­ertages des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Donauwörth vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany