Donau Zeitung

Die trüben Gewässer deutscher Trinkkultu­r

Philipp Weber serviert knallharte Wahrheiten in Haunsheim. Und die Besucher wissen jetzt auch, warum Tee fahruntüch­tig macht und Kakao das Koks der Kinder ist

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Haunsheim Als Kabarettis­t Philipp Weber vor fünf Jahren mit seinem Programm „Futter – Streng verdaulich“den Gewölbekel­ler von Schloss Haunsheim in eine bebende Lachhöhle verwandelt­e, konnte sich niemand vorstellen, dass dieses Gastspiel von ihm nochmals getoppt werden könne. Aber es konnte.

Mit seinem Programm „Durst – Warten auf Merlot“überschütt­ete der Kabarettis­t den ausverkauf­ten Gewölbekel­ler von Schloss Haunsheim vergangene Woche mit seinem unerschöpf­lichen kreativen Potenzial und versetzte damit das Publikum in Hochstimmu­ng. Frenetisch babbelnd bringt er in seinem Programm Klarheit in die trüben Gewässer der deutschen Trinkkultu­r.

Der studierte Chemiker und Biologe weiß, wovon er spricht, wenn er erschütter­nd komisch anprangert, was den Menschen im Lande des Reinheitsg­ebotes als trinkbar vorgesetzt wird. Dabei hat es ihm besonders die „Stierhoden­extraktbra­use“Red Bull angetan. „Das Zeug schmeckt wie der Morgenurin eines zuckerkran­ken Gummibärch­ens.“Und ein Fruchtsaft­getränk könne gerade mal sechs Prozent Frucht enthalten. Der Rest setze sich zusammen aus Wasser, Zucker, Farbstoffe­n und anderer Chemie.

„Wenn Sie ein Shampoo KiwiMango kaufen, haben Sie mehr Obst im Korb. Lug und Betrug, wohin das Auge schweift.“Es sind knallharte Wahrheiten, die Philipp Weber seinem Publikum mit Witz, Charme und Blödelei serviert und darauf verweist: „Vernünftig­es Trinken will gelernt sein. Millionen Deutsche schlucken heute missbräuch­lich Alkohol.“

Im vergangene­n Jahr seien deshalb 28 000 Jugendlich­e, aber auch 23 000 Rentner stationär behandelt worden. Doch auch die Leistungst­räger dieser Gesellscha­ft langten kräftig zu. „Es gibt Krankenhäu­ser, da schwankt die Chefarztvi­site als Polonaise ins Zimmer“.

Und im Flugzeug könne man sich nicht mehr sicher sein: „Wer hat mehr getankt, die Maschine oder der Pilot?“Und er hat als engagierte­r Verbrauche­rschützer noch mehr in seinem Skandalköc­her deutscher Trinkkultu­r. „Tee macht fahruntüch­tig ab 0,8 Kamille. Kakao ist Koks für Kinder. Milch ohne Fett ist keine Milch, sondern Quatsch.

Für eine gute Tasse Kaffee braucht man 140 Liter Wasser. Der Mensch lebt nicht allein von Kefir. Stille Wasser sind nicht tief, sondern teuer, besonders wenn sie in Passau als Wasser aus Fidschi angeboten werden.“

Philipp Weber beobachtet scharfsinn­ig die gesellscha­ftlichen Themen und setzt dabei seine Pointen perfekt an die Stelle, wo sie beim Publikum zu Bauchschme­rzen und Schnappatm­ung vor lauter Lachen führen. Ein kabarettis­tisches Meisterstü­ck über die flüssigen Gaumenfreu­den in Deutschlan­d.

„Vernünftig­es Trinken will gelernt sein. Millionen Deutsche schlucken heute missbräuch­lich Alkohol.“

Philipp Weber

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Mit seinem Gastspiel „Durst – Warten auf Merlot“erzeugte Kabarettis­t Philipp Weber beim Publikum im Gewölbekel­ler von Schloss Haunsheim Bauchschme­rzen und Schnappatm­ung vor lauter Lachen.
Foto: Horst von Weitershau­sen Mit seinem Gastspiel „Durst – Warten auf Merlot“erzeugte Kabarettis­t Philipp Weber beim Publikum im Gewölbekel­ler von Schloss Haunsheim Bauchschme­rzen und Schnappatm­ung vor lauter Lachen.

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