800 Millionen für den neuen deutschen Wald
Dürre-Schäden größer als erwartet. Soldaten sollen fehlende Waldarbeiter ersetzen
Berlin Um den deutschen Wald steht es schlimmer als befürchtet. Gut 180000 Hektar wurden in den vergangenen Jahren durch Dürre, Waldbrände oder Schädlingsbefall zerstört. Das entspricht der Fläche von gut 250000 Fußballfeldern, mehr als doppelt so viel wie bislang angenommen. Die Folgen des Klimawandels hätten den Wald deutlich schneller getroffen als erwartet, betonte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner beim „Waldgipfel“in Berlin. Nun gelte es, den Umbau der Waldbestände umso rascher voranzubringen. „In einem gesunden, nachhaltig bewirtschafteten Wald liegt ein enormes Klimaschutzpotenzial“, sagte sie. Insgesamt würden Bund und Länder dafür in den nächsten vier Jahren rund 800 Millionen Euro bereitstellen. Nach Bayern fließen davon 100 Millionen.
Zunächst einmal sollen die Mittel der akuten Schadensbegrenzung dienen. Denn durch Hitzewellen, Feuer und Borkenkäferplage sind seit 2017 gewaltige Mengen an Schadholz entstanden. Trockene und abgestorbene Bäume begünstigen die Vermehrung der Schädlinge und sind ein Sicherheitsrisiko – etwa entlang von Straßen. Staatliche, kommunale und private Waldbesitzer kommen mit der Beseitigung der Schäden kaum mehr hinterher. Waldarbeiter fehlen.
Weil der Holzpreis im Keller ist, können die Arbeiten zum Teil auch nicht mehr finanziert werden. „Der Bund wird nicht die Schäden ersetzen“, sagte Klöckner. Aber er werde die Waldbesitzer gezielt unterstützen, die in den vergangenen Jahren viel Geld verloren hätten, weil etwa Setzlinge durch die Hitze verdorrt seien. Einzelheiten zur Auszahlung der Hilfen nannte Klöckner nicht. Sie kündigte an, dass auch Soldaten der Bundeswehr bei Bedarf mithelfen sollen, das Schadholz aus den Wäldern zu räumen.
Der bevorstehenden Wiederaufforstung mit Millionen von Bäumen liege das Leitbild naturnaher, klimaresistenter Mischwälder zugrunde. Statt wie in der Nachkriegszeit vor allem Fichten und Kiefern zu pflanzen, sollten die Forstbetriebe auf einen Mix aus Laub- und Nadelbäumen setzen. Einheimische Arten sollen bevorzugt werden. Der Forst der Zukunft könne aber nicht völlig sich selbst überlassen werden, wie dies manche Umweltschützer forderten, warnte die Ministerin. Der Wald sei ein Wirtschaftsfaktor und bleibe dies auch künftig. Nachhaltiges Bauen mit Holz etwa werde eine immer wichtigere Rolle spielen.
Der Forstwirtschaftsrat nannte die finanziellen Zusagen des Bundes einen wesentlichen ersten Schritt. Allerdings werde deutlich mehr Geld gebraucht. Die Grünen begrüßen zwar die Zuschüsse. Gleichzeitig aber warnen sie: „Die Millionen jetzt einfach wie Herbstlaub in der Fläche zu verstreuen für Pflanzungen mit fragwürdigen Erfolgsaussichten und unklarer Zielrichtung, wäre herausgeworfenes Geld.“
Mit dem Klimawandel, genauer mit dem neuesten Report des Weltklimarates und dem alternativen Nobelpreis für Greta Thunberg, beschäftigt sich auch die