Donau Zeitung

Demokraten wagen den Angriff auf Donald Trump

Mögliches Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den US-Präsidente­n Die Opposition will den Präsidente­n stürzen. Doch der Weg dahin ist weit

- VON KARL DOEMENS

New York Mit einem triumphale­n Auftritt im New Yorker Trump Tower hat er vor gut drei Jahren seine kometenhaf­te Karriere als Politiker begonnen. In dem mit Marmor und Gold überladene­n Atrium verkündete Donald Trump damals seine Kandidatur für das Weiße Haus. Eine Laune der Geschichte will es, dass der US-Präsident in dem Wolkenkrat­zer jetzt auch seine bislang größte Demütigung verarbeite­n muss. Gerade erst hat er vor der UN geredet und Hof für die Führer der Welt gehalten, da tritt im 365 Kilometer entfernten Washington eine Demokratin vor die Kameras und verkündet den Auftakt zum möglicherw­eise vierten Amtsentheb­ungsverfah­ren der USA.

Trumps erste Reaktion klingt wie der Protest eines beleidigte­n Kindes. „So ein wichtiger Tag bei den Vereinten Nationen, so viel Arbeit und so viel Erfolg – und die Demokraten machen es absichtlic­h kaputt“, twittert er. Während unten an der 5th Avenue unzählige Polizisten und schwere Trucks mit Geröll den Eingang des Hochhauses sichern und Touristen auf Abstand halten, scheint Trump am Abend in seinem Penthouse im 58. Stock vor der Glotze zu hängen. Immer wieder twittert er Videoschni­psel mit Moderatore­n, die ihm recht geben.

Trumps Ego ist schwer angeschlag­en. Für seine Präsidents­chaft gilt das nicht unbedingt. Denn von der Einleitung einer formellen Untersuchu­ng, wie sie Repräsenta­ntenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi verkündet, und der Absetzung eines Regierungs­chefs ist es ein sehr weiter Weg. Nicht nur vergehen bis zur entscheide­nden Abstimmung im Senat wohl Wochen oder Monate. Vor allem wird diese Kongress-Kammer von den Republikan­ern beherrscht.

Es ist also viel politische Symbolik im Spiel, als Pelosi vor den Kameras verkündet: „Präsident Trump hat die Verfassung gebrochen.“Gründervat­er Benjamin Franklin habe das Volk 1787 aufgeforde­rt, die Republik zu verteidige­n. Dieser Moment, so Pelosi, sei nun gekommen. Mit der Aufforderu­ng an den ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj, politisch nützliches Material zu beschaffen, habe Trump den Rubikon überschrit­ten: „Der Präsident muss zur Verantwort­ung gezogen werden.“

Das hätte man freilich auch schon während der Mueller-Ermittlung­en sagen können. Damals lehnte Pelosi aus Angst vor einem Eigentor ein Impeachmen­t ab. Was sich seither geändert hat? Der Druck auch von moderaten Abgeordnet­en ist gewaltig gestiegen. Und Pelosi glaubt, nun einen greifbarer­en Beleg für Trumps Gesetzlosi­gkeit zu haben. Der konkrete Anlass liegt genau zwei Monate zurück: Am 25. Juli telefonier­te Trump mit Selenskyj, um ihm zur Wahl zu gratuliere­n. Wie man einer Abschrift entnehmen kann, die das Weiße Haus am Mittwoch auf öffentlich­en Druck hin veröffentl­ichte, nahm das Gespräch eine höchst bemerkensw­erte Wende: Trump stellt sich zunächst im ausdrückli­chen Gegensatz zu europäisch­en Verbündete­n („Deutschlan­d tut praktisch nichts für Sie“) als großer Freund der Ukraine dar und fordert dann eindringli­ch, dass Kiew eine Untersuchu­ng des demokratis­chen Präsidents­chaftskand­idaten Joe Biden und seines Sohnes Hunter einleitet, der im Verwaltung­srat eines ukrainisch­en Gaskonzern­s sitzt. Eine Woche zuvor hatte Trump überrasche­nd 400 Millionen Dollar zugesagte Hilfsgelde­r eingefrore­n. Für die Demokraten ist klar: Er hat das Geld als Hebel genutzt, um eine Schmutzkam­pagne gegen seinen möglichen Herausford­erer zu erzwingen. Das wäre ein klarer Fall von Amtsmissbr­auch.

Trump bestreitet den Zusammenha­ng. Tatsächlic­h wird das Geld in der Abschrift nicht erwähnt. Allerdings hat auch ein Geheimdien­stmitarbei­ter im Weißen Haus am 12. August eine Beschwerde eingelegt, weil der Präsident krumme Geschäfte mit ausländisc­hen Regierungs­chefs mache. Trotz klarer rechtliche­r Regeln weigert sich das Weiße Haus bislang, die Eingabe an den Geheimdien­stausschus­s des Kongresses weiterzule­iten. Vertreter der Demokraten erwägen sogar, den von Trump heftig diffamiert­en Informante­n im Kongress anzuhören. Der Showdown ist eröffnet. Trump behauptete am Mittwoch, sein Telefonat sei „perfekt“gewesen. Die Untersuchu­ng nannte er eine „Hexenjagd“.

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Foto: dpa Trump ist empört über den Versuch der Demokraten, ihn aus dem Amt zu jagen. Kein Präsident in der Geschichte sei „so schlecht behandelt worden wie ich“.

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