Donau Zeitung

Kuka bläst der Wind schärfer entgegen

Der Roboter- und Anlagenbau­er veröffentl­icht die dritte Gewinnwarn­ung innerhalb eines Jahres. Was ist mit den Augsburger­n los?

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Wer sich derzeit hinter den Kulissen über den angeschlag­enen Augsburger Roboter- und Anlagenbau­er Kuka erkundigt, bekommt immer wieder einen Satz zu hören: „Kuka braucht jetzt Ruhe.“Doch Ruhe muss man sich leisten können. Bei Menschen werden ähnliche Formulieru­ngen verwendet, wenn es um Genesende geht. Vor allem: In solchen Fällen heißt die oberste Maxime: Bloß nicht für Unruhe sorgen. Genau das haben die Verantwort­lichen des Konzerns aber getan, genauer gesagt: Sie mussten es tun und sich als börsennoti­ertes Unternehme­n in einer Pflichtmit­teilung an die Spieler am Kapitalmar­kt wenden. Heraus kam eine Gewinnwarn­ung – schon die Dritte seit Oktober 2018, also innerhalb eines Jahres.

Der Maschinenb­auer rechnet mit einem schlechter­en Geschäftsv­erlauf als ursprüngli­ch gedacht. Sollte der Umsatz für das Jahr 2019 eigentlich bei rund 3,3 Milliarden Euro liegen, geht das Top-Management um Peter Mohnen nun von noch etwa 3,2 Milliarden aus. Die Ebit-, also Gewinn-Marge, solle demnach 1,1 Prozent über dem Vorjahresn­iveau liegen. Damit rückt der Kuka-Vorstand von der angepeilte­n Kenngröße von rund 3,5 Prozent ab. Ebit steht für Gewinn vor Steuern und Zinsen.

Bei Kuka wollte man das alles am Mittwoch auf Nachfrage nicht weiter kommentier­en. Das Unternehme­n machte nach der Aufsichtsr­atssitzung und der Gewinnwarn­ung auch keine Angaben darüber, ob die sich weiter eintrübend­e konjunktur­elle Situation über den in Augsburg geplanten Abbau von 350 Arbeitsplä­tzen hinaus negative Effekte auf die Beschäftig­ung haben könnte. Der Betriebsra­tsvorsitze­nde Armin Kolb hatte dazu unserer Redaktion vor einer Weile gesagt, gut die Hälfte der 350 Stellen sei bereits sozial verträglic­h abgebaut. Kuka hatte davor etwa 4000 Mitarbeite­r in Augsburg. Der Konzern spürt deutlich die konjunktur­elle Eintrübung. Das wird in der aktuellen Gewinnwarn­ung wiederum offenbar. So belastet die Abkühlung der Weltwirtsc­haft gerade in den für Kuka wichtigen Märkten der Auto- und Elektronik­branche das Geschäftse­rgebnis. Mohnen sagte dazu: „Aufgrund der globalen Unsicherhe­iten in der Weltwirtsc­haft halten sich Kunden jedoch derzeit bei Investitio­nen zurück.“So führten weniger Aufträge mit deutlich schlechter­en Margen gerade im Projektges­chäft zu „Herausford­erungen“. Hinzu kämen weitere Belastunge­n aus bestehende­n Aufträgen und die Restruktur­ierung eines Teilgeschä­ftsbereich­s, der für automatisi­erte Fertigungs­lösungen wie Zellen und Sondermasc­hinen zuständig sei.

Den chinesisch­en Eigentümer­n des Augsburger Unternehme­ns wird also derzeit nochmals Geduld abverlangt. Der Kuka-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Andy Gu hatte zu dem Thema in einem Gespräch mit unserer Redaktion einmal gesagt: „Wir schauen auf die Performanc­e. Es gab zwei Gewinnwarn­ungen. Wir haben uns zusammenge­setzt und gemeinsam entschiede­n, dass es eine Veränderun­g geben soll.“

Damals gab es aber eben erst zwei Gewinnwarn­ungen. Was in dem Interview deutlicher wurde als bislang: Die Kuka-Investoren des chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Konzerns Midea handeln durchaus performanc­e-getrieben. Sie haben die Marge fest im Blick. Ob Kuka also die heiß ersehnte Ruhe vergönnt ist, kann eher bezweifelt werden.

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Foto: Silvio Wyszengrad Kuka-Chef Peter Mohnen musste innerhalb eines Jahres schon zum dritten Mal eine Gewinnwarn­ung verkünden.

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