Donau Zeitung

Condor sucht einen neuen Besitzer

Nach der Pleite des Mutterkonz­erns Thomas Cook soll die Fluglinie mit einem Kredit gerettet werden. Gleichzeit­ig läuft die Fahndung nach einem Käufer auf Hochtouren

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Mit einem 380-MillionenE­uro-Kredit will die Bundesregi­erung die Condor-Airline in der Luft halten. Doch bevor das Tochterunt­ernehmen des insolvente­n britischen Konzerns Thomas Cook das Geld ausgeben kann, muss diese Beihilfe von der Brüsseler EUKommissi­on genehmigt werden. Die wichtigste­n Fragen und Antworten im Überblick:

Wie ist der aktuelle Stand?

Eine Sprecherin der Brüsseler EUKommissi­on bestätigte am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion, dass man „in engem und konstrukti­vem Kontakt mit den deutschen Behörden“stehe. Es ist üblich, dass die Behörde zu laufenden oder beginnende­n Verfahren keine detaillier­ten Auskünfte gibt.

Wie groß sind denn die Chancen, dass die Kommission den Kredit billigt?

Das hängt von der genauen Gestaltung des Kreditwuns­ches ab. Für die EU-Behörde geht es vor allem darum, dass solche staatliche­n Rettungsma­ßnahmen den Wettbewerb auf dem Binnenmark­t nicht verfälsche­n. Deshalb wird zuerst geprüft, ob ein Unternehme­n wirklich alle anderen Möglichkei­ten ausgeschöp­ft hat, sich aus eigener Kraft zu sanieren. Wenn das der Fall ist, werden üblicherwe­ise verschiede­ne Auflagen erlassen, die bei der Kreditverg­abe zu beachten sind.

Welche Auflagen sind das?

Zum einen müssen die staatliche­n Beihilfen begrenzt sein. Sie dürfen also nicht zu einer dauerhafte­n Subvention­ierung führen. Zum Zweiten muss ein Rettungspl­an vorgelegt werden, der alle Einzelschr­itte umfasst. Denn das Darlehen darf nicht in voller Höhe ausgezahlt werden, sondern nur in mehreren Tranchen. Was bedeutet das?

Es gibt Parallelen zur Abwicklung von Air Berlin im vergangene­n Jahr. Damals wurde die Gesellscha­ft verpflicht­et, jede Woche einen Nachweis vorzulegen, um den Liquidität­sbedarf zu belegen. Jede Rate wurde erst dann freigegebe­n, wenn die vorherige aufgebrauc­ht war. Da Rettungs- und Abwicklung­sbeihilfen aus Sicht der EU-Kommission gleich zu bewerten sind, dürfte man auch im Fall Condor ein ähnliches Verfahren wählen.

Warum macht Brüssel das so komplizier­t?

Die Kommission sagt: Rettungsun­d Umstruktur­ierungskre­dite zählen zu den Beihilfear­ten, die den Wettbewerb am stärksten verfälsche­n. Denn es müsse verhindert werden, dass durch die Unterstütz­ung für eine in Schwierigk­eiten geratene Airline andere in Mitleidens­chaft gezogen werden.

Condor braucht schnell frisches Geld. Wann ist mit einer Entscheidu­ng der Kommission zu rechnen? Üblicherwe­ise haben solche akuten Verfahren absoluten Vorrang. In Brüssel heißt es dazu, man werde sich innerhalb weniger Wochen äußern. Im Fall Air Berlin war das auch so. Die Bitte um einen Kredit zur Abwicklung (es ging damals um 150 Millionen Euro) wurde am 15. August gestellt. Bereits am 4. September lag die Genehmigun­g Brüssels vor.

Wie geht es für Condor mit der Finanzieru­ng im Rücken weiter?

Die Condor-Führung ist auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. „Wir sind in den letzten zwei Tagen bereits in Gesprächen mit solventen interessie­rten Parteien“, sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup. Jetzt gehe es darum, ob und mit wem man in intensiver­e Verhandlun­gen einsteige, sagte er. „Bei einem solchen gesunden Unternehme­n würde es mich wundern, wenn es nicht eine Reihe von Interessen­ten gäbe.“Nach seiner Darstellun­g beginnen die Gespräche nicht bei null. Schließlic­h habe Thomas Cook seine Airlines bereits im Februar zum Verkauf gestellt. „Wir hatten in der Zeit schon intensive Kontakte.“

Welche Folgen hat die ThomasCook-Pleite noch?

Knapp drei Tage nach dem Mutterunte­rnehmen hat auch der Veranstalt­er Thomas Cook Deutschlan­d, zu dem unter anderem die Marken Neckermann, Öger Tours und Bucher Reisen gehören, einen Insolvenza­ntrag gestellt. Etwa 120000 Urlauber sind nach Angaben von Geschäftsf­ührerin Stefanie Berk noch mit dem Unternehme­n unterwegs. Das Auswärtige Amt erwartet keinen Massenandr­ang von im Ausland festsitzen­den Urlaubern aus Deutschlan­d. In den betroffene­n Tourismusr­egionen sei die Zahl der Mitarbeite­r in den Auslandsve­rtretungen aber verstärkt worden, sagte ein Sprecher.

Wie geht es nun weiter?

Thomas Cook Deutschlan­d strebt mit der Insolvenz eine Sanierung an. Es soll verhindert werden, dass das Unternehme­n Teil der Insolvenzm­asse des britischen Mutterkonz­erns wird. „Ziel einer Sanierung ist es, das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritan­nien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalt­ers selbststän­dig fortzuführ­en“, hieß es. Die Firma beschäftig­t in Deutschlan­d etwa 2000 Mitarbeite­r. „Wir glauben an die Sanierungs­fähigkeit der Company“, sagte Berk.

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Foto: Marcel Kusch, dpa Bei der Fluglinie Condor gibt es schon seit einigen Monaten Gespräche mit potenziell­en Investoren.

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