Donau Zeitung

Brand-Serie: Ein Ort in Angst

Nachdem in Gessertsha­usen im Landkreis Augsburg zuletzt mehrere Strohballe­n und Lagerräume in Flammen standen, trifft es nun ein Wohnhaus. Erstmals werden Menschen verletzt

- VON PHILIPP KINNE

Gessertsha­usen Eine Brand-Serie erschütter­t die Gemeinde Gessertsha­usen (Landkreis Augsburg). In der Nacht zum Mittwoch brach in einem Jugendwohn­heim mitten im Ort ein Feuer aus. Es ist bereits der fünfte Brand mit ungeklärte­r Ursache – und das in nur etwa sieben Wochen. Die Polizei geht davon aus, dass das kein Zufall ist. Sie sucht nach einem Brandstift­er in dem Ort mit etwa 4200 Einwohnern. Die Menschen in Gessertsha­usen sind verunsiche­rt. Einige haben Angst. Sie fragen sich: Wo brennt es als Nächstes?

Als in der Nacht zum Mittwoch gegen 1 Uhr das Feuer in dem Wohnheim ausbrach, befanden sich fünf Jugendlich­e zwischen 14 und 19 Jahren sowie ein Betreuer im Haus, erklärt die Polizei. Vier der Jugendlich­en wurden verletzt. Vor Ort wurden sie wegen einer Rauchvergi­ftung versorgt. Mittlerwei­le geht es ihnen wieder gut. Doch ihr Zuhause ist vorübergeh­end unbewohnba­r. Im Dachgescho­ss des Hauses entwickelt­e sich starker Rauch. Die Feuerwehr musste die Dachhaut öffnen, um löschen zu Wie groß der Schaden ist, ist noch unklar. Am Mittwochna­chmittag suchte die Kriminalpo­lizei in dem Haus an der Hauptstraß­e nach Hinweisen auf einen Brandstift­er. Die Kinder und Jugendlich­en mussten in einer anderen Einrichtun­g untergebra­cht werden. Das jüngste Feuer, mitten im Ort, ist der traurige Höhepunkt einer Serie. Erstmals gab es Verletzte.

Nur drei Tage zuvor, in der Nacht zum Sonntag, stand ein Lagerhaus am Gessertsha­user Ortsrand in Flammen. Rund 100 Feuerwehrl­eute mussten ausrücken. In der Halle lagerte der Futtervorr­at für die Gessertsha­user Tierklinik. Rund 600 Heuballen mit je 250 Kilogramm hat das Feuer restlos vernichtet. Laut Tierarzt Dr. Robert Fitz liegt der Schaden bei mehr als 110 000 Euro. Die Klinik droht nun, auf den Kosten sitzen zu bleiben, da die Brandversi­cherung nicht das Inventar der Halle abdecke, sagt Fitz. Mit dem Futtervorr­at hätten die Tiere in der Klinik ein ganzes Jahr lang versorgt werden können. Nun müsse man für viel Geld neues Heu kaufen.

Vor dem Brand am Wochenende stand ein Geräteschu­ppen der Gessertsha­user Feuerwehr in Flammen. Begonnen hatte die Brand-Serie mit brennenden Strohballe­n auf einem Feld zwischen Gessertsha­usen und Margertsha­usen. Schon damals, vor etwa sieben Wochen, ging die Polizei von einem Brandstift­er aus, suchte diesen aber vergeblich.

In der Gemeinde herrscht seither Aufregung. Christian Schaller wohnt nur einen Ort weiter und sieht sich am Mittwochvo­rmittag die Brandschäd­en nach dem jüngsten Feuer an. „Jetzt ist Schuss mit lustig“, sagt der 49-Jährige. Denn diesmal gab es Verletzte. Diesmal brach das Feuer mitten im Ort aus. „Da ist eine Grenze überschrit­ten.“Schaller habe in seinem Haus vorsorglic­h Feuerlösch­er bereitgest­ellt. „Wir müssen jetzt aufpassen“, sagt er.

Der Bürgermeis­ter Jürgen Mögele versucht, die Menschen in der Gemeinde zu beruhigen. Man solle Ruhe bewahren, die Profis ermitteln lassen. Doch in Gessertsha­usen gibt es kein anderes Thema mehr. „Nakönnen. türlich haben die Leute Angst“, sagt eine Verkäuferi­n. Im ganzen Dorf spreche man nur noch über die fünf Brände. „Einige meiner Freunde haben jetzt Kameras aufgestell­t“, sagt Andreas Hafner. Er habe viele Freunde bei der Feuerwehr und sei sich sicher: „Das alles ist kein Zufall.“Er vermutet, dass der jüngste Brand in einem Wohnhaus mit den anderen zusammenhä­ngt. Nun hofft er, dass die Polizei den Täter schnell schnappt, „damit endlich wieder Ruhe einkehrt“.

Nun kursieren in Gessertsha­usen viele Gerüchte zu den Bränden. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass bei den beiden ersten Fällen derselbe Landwirt betroffen gewesen sei. Er wohnt gleich neben dem Jugendwohn­heim, in dem es nun brannte. Dass die Brandansch­läge gegen ihn persönlich gerichtet sind, glaubt er nicht. Seine verbrannte­n Strohballe­n seien ersetzbar, aber dass es nun Verletzte gebe, mache ihn fassungslo­s. „Wer macht so was?“, fragt der Landwirt und blickt auf die Schäden am Haus der Nachbarn. Die Beamten fahren rund um die Tatorte derzeit häufiger Streife. Eine heiße Spur gibt es aber wohl noch immer nicht.

Futtervorr­at der Tierklinik brennt nieder

 ?? Foto: Andreas Lode ?? In diesem Wohnhaus an der Hauptstraß­e in Gessertsha­usen ist in der Nacht zum Mittwoch ein Brand ausgebroch­en. Es ist bislang der traurige Höhepunkt einer Serie von Bränden in der Gemeinde. Die Polizei geht davon aus, dass das kein Zufall ist.
Foto: Andreas Lode In diesem Wohnhaus an der Hauptstraß­e in Gessertsha­usen ist in der Nacht zum Mittwoch ein Brand ausgebroch­en. Es ist bislang der traurige Höhepunkt einer Serie von Bränden in der Gemeinde. Die Polizei geht davon aus, dass das kein Zufall ist.

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