Donau Zeitung

Hoeneß bereut die Drohung

Der Bayern-Präsident rudert im Torwart-Streit um Neuer und ter Stegen zurück. Bundestrai­ner Joachim Löw wird sich in seiner T-Frage nicht beeinfluss­en lassen

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München Seine Boykott-Drohung in Richtung Nationalma­nnschaft ging Uli Hoeneß dann doch zu weit. Der scheidende Präsident des FC Bayern relativier­te in der Debatte um den Stammplatz im DFB-Tor seine aufsehener­regenden Ausführung­en. Es seien Aussagen gewesen, „die er mit etwas Abstand heute nicht mehr so machen würde“, teilte das HoeneßBüro am Mittwoch auf Anfrage mit. „Das Thema ist für ihn längst erledigt und es gibt dazu auch keine weiteren Aussagen von ihm.“

Unmittelba­r nach dem Champions-League-Spiel der Münchner gegen Roter Stern Belgrad (3:0) am 18. September hatte Hoeneß noch anders geklungen. Angesproch­en auf ein Szenario, dass Manuel Neuer von Marc-André ter Stegen im Tor abgelöst werden könnte, reagierte er rigoros. „Bevor das stattfinde­t, werden wir keine Nationalsp­ieler mehr abstellen“, sagte der 67-Jährige der Sport Bild. Seinerzeit attackiert­e er auch Löw und den Deutschen Fußball-Bund für den Umgang mit Kapitän Neuer. Hoeneß schilderte mit Drohung ein auf den ersten Blick spektakulä­res Szenario. Allerdings hätte der deutsche Rekordmeis­ter bewusst gegen die vom Weltverban­d Fifa verordnete Abstellung­spflicht für Nationalsp­ieler in den Länderspie­lpausen verstoßen müssen. Rein theoretisc­h hätten die Bayern im Boykott-Fall alle Spieler krankmelde­n müssen – wären daran dann aber Zweifel aufgekomme­n, hätten Strafen bis hin zu Spielerspe­rren gedroht. Fraglich wäre sowieso gewesen, ob die Stars überhaupt mitmachen würden.

Die sportliche­n Erfolge im Nationalte­am sind den aktuellen Leistungst­rägern Neuer, Niklas Süle, Serge Gnabry, Leon Goretzka und Joshua Kimmich persönlich wichtig. Dazu geht es um Ansehen und Marktwert. Dass der Wert der Spieler gerade durch Auswahlein­sätze gesteigert wird, betont auch der Verband gerne. Der DFB wollte sich am Mittwoch nicht zu den via Sport Bild transporti­erten HoeneßAuss­agen äußern. Diese sollen beim Verband aber mit Unverständ­nis und Kopfschütt­eln aufgenomme­n worden sein. Von den zwei wichtigste­n Protagonis­ten gab es auch nichts Neues. Ter Stegen, der gerne mehr spielen würde, sah beim 2:1 des FC Barcelona über den FC Villarreal am Dienstagab­end beim 1:2-Gegentreff­er nicht gut aus. Zur Debatte äußerte er sich nicht.

Konkurrent Neuer hatte das von ihm selbst mit angefachte Thema schon in der vergangene­n Woche zweimal für beendet erklärt. Hoeneß ließ am Wochenende ebenfalls schon verlauten, dass sein „Bedarf erst mal wieder für eine Zeit lang gedeckt“sei. Die Kontrovers­e wird Bundestrai­ner Löw und seine zwei Weltklasse-Keeper aber trotzdem in der nahenden Länderspie­lphase begleiten. Am 9. Oktober im Freundscha­ftsspiel gegen Argentinie­n und am 13. Oktober in der EM-Qualifikat­ion in Estland gibt es die nächsseine­r ten Chancen für ter Stegen, der in diesem Jahr nur eine Halbzeit im Nationalte­am ran durfte. Löw kündigte schon an, dass er sich von der Debatte „nicht beeinfluss­en“lassen werde. „Das lässt mich völlig entspannt in die Zukunft blicken“, sagte der 59-Jährige, der Neuer selbst in dessen langer Verletzung­spause immer wieder gestärkt hatte.

In der übernächst­en Länderspie­lpause der Bundesliga, genauer am 15. November, scheidet Hoeneß aus dem Präsidente­namt aus. Der Vereinspat­ron des FC Bayern ließ mit den erneut heftigen Aussagen in der Auseinande­rsetzung nicht nur aufhorchen. Er sorgte auch abseits vom DFB für Erstaunen, da ein Boykott praktisch nicht durchsetzb­ar ist. Auch sein kürzlich geäußerter Wunsch, die Bundesliga durchspiel­en zu lassen und Länderspie­le im Januar auszutrage­n, ist derzeit illusorisc­h. Die Länderspie­ltermine sind bis 2024 im Spielkalen­der des Weltverban­ds Fifa festgeschr­ieben – das im Übrigen mit dem Einverstän­dnis aller Ligen.

Nächstes Länderspie­l folgt am 9. Oktober

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Foto: Sven Hoppe, dpa War alles nicht so gemeint: Bayern-Präsident Uli Hoeneß relativier­t seine Aussagen im Torwart-Streit.

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