Donau Zeitung

Der Kampf gegen die Hitze

So wollen die Athleten mit den Bedingunge­n in Doha klar kommen

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg/Doha Die Langzeit-Wetterprog­nose hatte in der vergangene­n Woche noch Schlimmste­s befürchten lassen. Temperatur­en weit über 40 Grad waren für Katar vorhergesa­gt. Jetzt hat sich die Lage etwas entspannt. Das Thermomete­r ist auf lauschige 39 Grad gefallen. Dafür hängt nun ein feiner Sandschlei­er in der Luft und trübt den Blick. Praktische­rweise haben die Katarer in das Khalifa-Stadion eine riesige Klimaanlag­e eingebaut.

Bislang gibt es allerdings höchst unterschie­dliche Zahlen, was diese in der Lage ist zu leisten. Auf der höchsten Stufe sollen die riesigen Röhren so viel Kaltluft in die Arena blasen, dass dort 16 Grad herrschen. Das ist aber mit Blick auf das weit geöffnete Dach des Stadions eher schwer vorstellba­r. Deutlich realistisc­her ist die Zahl 26 Grad, die zuletzt häufig zu lesen war.

Das wären durchaus angenehme Temperatur­en für die Athleten und Zuschauer – auch im Vergleich zur Europameis­terschaft vergangene­n Sommer in Berlin. Dort hatten bis in den späten Abend tropische Temperatur­en geherrscht, der blaue Tartanbela­g erwärmte sich tagsüber in der Sonne auf 70 Grad.

In Berlin arbeitete das deutsche Team deshalb mit speziellen Westen. Diese lassen sich mit kaltem Wasser füllen und halten die Körpertemp­eratur auf einem erträglich­en Niveau. Vor allem die Zehnkämpfe­r, die während ihres Wettkampfs sehr lange Zeiten im Stadion zubringen müssen, nutzten die Kühlwesten intensiv.

In Doha allerdings dürfte das Problem eher darin bestehen, die unterschie­dlichen Temperatur­en zwischen gekühlten Räumen und dem Außenberei­ch zu verkraften. Die Athleten bewegen sich ständig zwischen klimatisie­rten Hotel- und Stadionräu­men, Bussen und den Trainings- und Aufwärmplä­tzen. Das kann schnell zu einer Erkältung führen.

Einige deutsche WM-Teilnehmer haben angesichts der aktuellen Klima-Debatte eher wenig Verständni­s dafür, dass in Doha jede Menge Energie dafür aufgewende­t wird, ein komplettes Stadion zu kühlen. Der ehemalige Stabhochsp­rungWeltme­ister Raphael Holzdeppe etwa kann „nicht verstehen, warum es eine Klimaanlag­e im Stadion gibt“. Der Titelgewin­ner von 2013 sagte dem Tagesspieg­el: „Die Wettkämpfe werden erst ab 17.30 Uhr stattfinde­n. Dann sind es in Doha um die 32 Grad, da war es in

Hitze-Pille soll messen, wie die Athleten reagieren

Deutschlan­d bei manchen Wettkämpfe­n schon deutlich wärmer.“

Der Weltverban­d IAAF plant nun einen Hitze-Kongress mit Blick auf Tokio, wo während der Olympische­n Sommerspie­le kommendes Jahr ähnlich hohe Temperatur­en erwartet werden, und hat eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei geht es um eine neue Methode, wie der Zustand des Athleten kontrollie­rt werden kann – mit einer Art elektronis­che Hitze-Pille mit Chip, die geschluckt wird.

Sie misst die Körperkern­temperatur und zeigt, wie der jeweilige Athlet unter Belastung reagiert. Doha gilt dafür als Testlauf. Die IAAF hat die Kapsel den Marathonun­d 10000-Meter-Läufern und Gehern angeboten.

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R. Holzdeppe

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