Der Kampf gegen die Hitze
So wollen die Athleten mit den Bedingungen in Doha klar kommen
Augsburg/Doha Die Langzeit-Wetterprognose hatte in der vergangenen Woche noch Schlimmstes befürchten lassen. Temperaturen weit über 40 Grad waren für Katar vorhergesagt. Jetzt hat sich die Lage etwas entspannt. Das Thermometer ist auf lauschige 39 Grad gefallen. Dafür hängt nun ein feiner Sandschleier in der Luft und trübt den Blick. Praktischerweise haben die Katarer in das Khalifa-Stadion eine riesige Klimaanlage eingebaut.
Bislang gibt es allerdings höchst unterschiedliche Zahlen, was diese in der Lage ist zu leisten. Auf der höchsten Stufe sollen die riesigen Röhren so viel Kaltluft in die Arena blasen, dass dort 16 Grad herrschen. Das ist aber mit Blick auf das weit geöffnete Dach des Stadions eher schwer vorstellbar. Deutlich realistischer ist die Zahl 26 Grad, die zuletzt häufig zu lesen war.
Das wären durchaus angenehme Temperaturen für die Athleten und Zuschauer – auch im Vergleich zur Europameisterschaft vergangenen Sommer in Berlin. Dort hatten bis in den späten Abend tropische Temperaturen geherrscht, der blaue Tartanbelag erwärmte sich tagsüber in der Sonne auf 70 Grad.
In Berlin arbeitete das deutsche Team deshalb mit speziellen Westen. Diese lassen sich mit kaltem Wasser füllen und halten die Körpertemperatur auf einem erträglichen Niveau. Vor allem die Zehnkämpfer, die während ihres Wettkampfs sehr lange Zeiten im Stadion zubringen müssen, nutzten die Kühlwesten intensiv.
In Doha allerdings dürfte das Problem eher darin bestehen, die unterschiedlichen Temperaturen zwischen gekühlten Räumen und dem Außenbereich zu verkraften. Die Athleten bewegen sich ständig zwischen klimatisierten Hotel- und Stadionräumen, Bussen und den Trainings- und Aufwärmplätzen. Das kann schnell zu einer Erkältung führen.
Einige deutsche WM-Teilnehmer haben angesichts der aktuellen Klima-Debatte eher wenig Verständnis dafür, dass in Doha jede Menge Energie dafür aufgewendet wird, ein komplettes Stadion zu kühlen. Der ehemalige StabhochsprungWeltmeister Raphael Holzdeppe etwa kann „nicht verstehen, warum es eine Klimaanlage im Stadion gibt“. Der Titelgewinner von 2013 sagte dem Tagesspiegel: „Die Wettkämpfe werden erst ab 17.30 Uhr stattfinden. Dann sind es in Doha um die 32 Grad, da war es in
Hitze-Pille soll messen, wie die Athleten reagieren
Deutschland bei manchen Wettkämpfen schon deutlich wärmer.“
Der Weltverband IAAF plant nun einen Hitze-Kongress mit Blick auf Tokio, wo während der Olympischen Sommerspiele kommendes Jahr ähnlich hohe Temperaturen erwartet werden, und hat eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei geht es um eine neue Methode, wie der Zustand des Athleten kontrolliert werden kann – mit einer Art elektronische Hitze-Pille mit Chip, die geschluckt wird.
Sie misst die Körperkerntemperatur und zeigt, wie der jeweilige Athlet unter Belastung reagiert. Doha gilt dafür als Testlauf. Die IAAF hat die Kapsel den Marathonund 10000-Meter-Läufern und Gehern angeboten.