Donau Zeitung

Sebastian Kurz wird wieder Österreich­s Kanzler

Wahl Nach seinem triumphale­n Sieg kann sich der 33-Jährige den Koalitions­partner aussuchen

- VON MICHAEL STIFTER

Wien Der jüngste Altkanzler der Welt feiert ein spektakulä­res Comeback. Sebastian Kurz ist der klare Sieger der Parlaments­wahl in Österreich. Seine konservati­ve ÖVP legte deutlich zu und landete am Sonntag unangefoch­ten auf dem ersten Platz. Der 33-Jährige wird damit wieder ins Kanzleramt einziehen und kann sich seinen Koalitions­partner nun aussuchen. Für ein Bündnis mit der sozialdemo­kratischen SPÖ würde es ebenso reichen wie für eine Neuauflage der umstritten­en, aber bei vielen Österreich­ern noch immer populären Koalition mit der rechtspopu­listischen FPÖ. Es könnte aber auch eine Premiere auf Bundeseben­e geben, nämlich ein Bündnis mit den Grünen, die ihr bestes Ergebnis aller Zeiten bejubelten. Das wäre jedenfalls eine Koalition der Gewinner. Im Wahlkampf lagen ÖVP und Grüne allerdings weit auseinande­r.

Der Ibiza-Skandal um den früheren Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache und Ungereimth­eiten in den Parteifina­nzen, die kurz vor der Wahl bekannt wurden, haben der FPÖ massiv geschadet. Die Rechtspopu­listen landeten mit den größten Verlusten aller Parteien abgeschlag­en auf dem dritten Platz. Schon knapp dahinter folgen die Grünen, die 2017 noch aus dem Nationalra­t geflogen waren und ihr Ergebnis nun fast vervierfac­ht haben.

SPÖ-Spitzenkan­didatin Pamela Rendi-Wagner erreichte zwar ihr Minimalzie­l, zweitstärk­ste Kraft zu werden, hat aber dennoch wenig Grund zur Freude. Die Sozialdemo­kraten, die jahrzehnte­lang den Kanzler gestellt hatten, haben ihren historisch mit Abstand schlechtes­ten Wert kassiert. Nie war der Rückstand auf die Konservati­ven größer als an diesem Sonntag.

Die vorgezogen­e Neuwahl war nötig geworden, nachdem das türkis-blaue Bündnis von ÖVP und FPÖ nach Bekanntwer­den des Ibiza-Videos geplatzt war, in dem Strache zu sehen ist, wie er einer vermeintli­chen russischen Oligarchen­nichte staatliche Aufträge für Geld angeboten hatte. Kurz kündigte der FPÖ daraufhin die Zusammenar­beit auf. Anschließe­nd stürzten die Freiheitli­chen den Regierungs­chef gemeinsam mit der SPÖ per Misstrauen­svotum im Parlament. Seit Juni regierte Übergangsk­anzlerin Brigitte Bierlein Österreich.

„Es waren schwere vier Monate, und heute hat uns die Bevölkerun­g zurückgewä­hlt“, sagte Kurz am Sonntagabe­nd vor seinen begeistert­en Anhängern. Zu Koalitions­optionen wollte er sich noch nicht äußern. Grünen-Spitzenkan­didat Werner Kogler wiederum, der Kurz im Wahlkampf noch als „Schnösel-Machiavell­isten“bezeichnet hatte, forderte, angesproch­en auf ein mögliches Bündnis mit der ÖVP, ein klares „Zeichen der Umkehr“vom Bald-wieder-Kanzler.

Unsere Wien-Korrespond­entin Mariele Schulze Berndt bewertet das Ergebnis im Kommentar. Mehr zur Wahl finden Sie auf der Politik.

Sogar für ein Bündnis mit den Grünen reicht es

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