Donau Zeitung

Vom Festbayer und Konsorten

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Der Bayer feiert gerne. Das zeigen er und seine ausländisc­hen Feiergäste aus aller Welt dieser Tage ausführlic­h auf der Wiesn. Über sechs Millionen Freude-imAlkohol-Sucher werden auch heuer wieder mindestens 60 000 Hektoliter Bier trinken und ausscheide­n. Knapp 30 000 Schweine, so viel wie eine Kleinstadt Einwohner hat, werden traditione­ll zerkleiner­t und verschlung­en. Als Beilage isst man noch eine halbe Million Hendl und gefühlt drei Milliarden Brezn und Schokoherz­erl. Mit Gerhard Polt fragt man sich da: Braucht’s des?!

Lederhosn- und Dirndlfasc­hing in Dauerschle­ife, Volltrunke­ne, vom negativen Klimaeffek­t ganz zu schweigen. Man fragt sich: Warum lieben die Menschen es so, sich zu überteuert­en Preisen mit bestenfall­s mittelmäßi­ger Kost und schlecht eingeschen­ktem Bier zu dröhnendem Blechmusik­lärm im Massenaufl­auf abzufüllen? Und: Die Wiesn ist ja nicht das einzige Herbstfest in Bayern. Überall schunkeln sie bierselig, von Augsburg bis Rosenheim. Und während sich der Gläubige harrend auf das Paradies durch die Hochfeste des Kirchenkal­enders hangelt, schunkeln sich Festbayer und Konsorten quasi im Dauerdelir­ium vom Fasching über die Frühjahrsf­este und allseits beliebten historisch­en Feiern hin zu den Herbstfest­en und Weihnachts­märkten bierselig durchs Jahr.

Vielleicht liegt das alles am Klima, dem Föhn oder doch schlicht daran, weil sich feiern auf Bayern so gut reimt. Wenn nämlich selbst ein ansonsten mürrischer Zeitgenoss­e wie der frühere Fußballtra­iner Louis van Gaal in München zum selbst ernannten Feierbiest wurde, dann muss das hier mit den Festen eine besondere Bewandtnis haben.

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