Vom Festbayer und Konsorten
Der Bayer feiert gerne. Das zeigen er und seine ausländischen Feiergäste aus aller Welt dieser Tage ausführlich auf der Wiesn. Über sechs Millionen Freude-imAlkohol-Sucher werden auch heuer wieder mindestens 60 000 Hektoliter Bier trinken und ausscheiden. Knapp 30 000 Schweine, so viel wie eine Kleinstadt Einwohner hat, werden traditionell zerkleinert und verschlungen. Als Beilage isst man noch eine halbe Million Hendl und gefühlt drei Milliarden Brezn und Schokoherzerl. Mit Gerhard Polt fragt man sich da: Braucht’s des?!
Lederhosn- und Dirndlfasching in Dauerschleife, Volltrunkene, vom negativen Klimaeffekt ganz zu schweigen. Man fragt sich: Warum lieben die Menschen es so, sich zu überteuerten Preisen mit bestenfalls mittelmäßiger Kost und schlecht eingeschenktem Bier zu dröhnendem Blechmusiklärm im Massenauflauf abzufüllen? Und: Die Wiesn ist ja nicht das einzige Herbstfest in Bayern. Überall schunkeln sie bierselig, von Augsburg bis Rosenheim. Und während sich der Gläubige harrend auf das Paradies durch die Hochfeste des Kirchenkalenders hangelt, schunkeln sich Festbayer und Konsorten quasi im Dauerdelirium vom Fasching über die Frühjahrsfeste und allseits beliebten historischen Feiern hin zu den Herbstfesten und Weihnachtsmärkten bierselig durchs Jahr.
Vielleicht liegt das alles am Klima, dem Föhn oder doch schlicht daran, weil sich feiern auf Bayern so gut reimt. Wenn nämlich selbst ein ansonsten mürrischer Zeitgenosse wie der frühere Fußballtrainer Louis van Gaal in München zum selbst ernannten Feierbiest wurde, dann muss das hier mit den Festen eine besondere Bewandtnis haben.