Mentalität? Qualität?
Der BVB schenkt zum wiederholten Mal Punkte her. Mittlerweile fragt sich die Mannschaft selbst, womit das zu tun hat
Dortmund Ganz so abwegig ist die Frage nach der mangelnden Mentalität bei Borussia Dortmund vielleicht doch nicht. Jedenfalls lassen die Ausführungen der Spieler nach dem zweiten doppelten Punkteverlust des Titelkandidaten binnen einer Woche viel Raum für Deutungen. „Wir spielen nicht wie Männer“, befand Torhüter Roman Bürki nach dem 2:2 gegen das ersatzgeschwächte Werder Bremen. „Die Spiele sind teilweise echt schön anzusehen, aber der Killerinstinkt fehlt. Manchmal würde ich mir wünschen, dass der eine oder andere noch ein bisschen mehr Aggressivität reinwirft“, sagte der Schweizer.
Der diesmal besonnene BVB-Kapitän Marco Reus räumte sechs Tage nach seiner Pöbelattacke in Frankfurt ein: „Insgesamt war es in der zweiten Halbzeit zu wenig. Das müssen wir uns hart ankreiden lassen. Wir haben nicht das investiert, um als Sieger vom Platz zu gehen.“Damit hoben die Spieler die Mentalitätsdebatte selbst wieder auf die Agenda. Darauf bei Sky nach dem 2:2 in Frankfurt angesprochen, als schon da ein 2:1 und ein wichtiger Sieg verspielt wurde, hatte Reus gepöbelt: „Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße. Jede Woche dieselbe Kacke.“Diesmal sprach Reus gemäßigter und bestätigte deutlich: Borussia Dortmund hat ein Problem.
Nur ein Sieg aus den vergangenen fünf Pflichtspielen, elf
Punkte und kein Europapokalplatz mehr nach sechs Spielen in der Bundesliga – das ist nicht der Anspruch des BVB. „Das ist nicht der Start, den wir uns gewünscht haben. Wir hatten uns mehr vorgenommen“, räumte Bürki ein. „Ich mache mir Sorgen, weil wir die Spiele nicht gewinnen. Das hat oberste Priorität“, bekannte Reus. „Am Anfang der Saison ist es wichtig, gut zu starten und den Anschluss nicht zu verlieren. Jetzt haben wir schon einen Rückstand, wir sind in einer Schuld, die Spiele zu gewinnen.“Manch einer hatte aus der Mentalitätsfrage schon eine Qualitätsfrage gemacht. Dies erscheint angesichts von vor der Saison investierten 137 Millionen Euro für fünf Spieler geradezu aberwitzig. Im gegen Bremen schmerzlich in der Abwehr vermissten Weltmeister Mats Hummels, Julian Brandt und Thorgan Hazard kam ausgewiesene Qualität in den schon meisterhaft besetzten Kader hinzu. Neben den Andeutungen zur durchaus fehlenden Mentalität gab es stattdessen viele Floskeln. Mittelfeldstratege Axel Witsel etwa beantwortete jede Frage in Dauerschleife: „Wir müssen hart arbeiten und positiv bleiben.“Dieselbe Aussage gab es auch von Reus vor dem Champions-League-Spiel am Mittwoch bei Slavia Prag. Dann könnte der zuletzt starke Hummels in die ohne ihn anfällige Verteidigung zurückkehren. Ohne den 30-Jährigen hatte Dortmund in Frankfurt den schmerzhaften Ausgleich kassiert, und ohne Hummels genügten auch gegen Bremen Tore von Mario Götze (9. Minute) und Reus (41.) nicht zum Sieg. (dpa)
Tore 0:1 Rashica (7.), 1:1 M. Götze (9.), 2:1 Reus (41.), 2:2 Friedl (55.) Zuschauer: 81 365
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