Nur ein Augsburger Kanute hat sein Olympiaticket sicher
Aigner qualifiziert sich für Tokio, verpasst aber WM-Medaille. Herzog holt den einzigen Titel. Canadierfahrer erleben ein Debakel
La Seu d´Urgell Mit einer einzigen Medaille und bisher nur drei Olympiastartern in den vier Bootsklassen verfehlten die erfolgsverwöhnten deutschen Kanuten ihre Ziele bei der Weltmeisterschaft in Spanien. Im Kajak Einer verpasste WM-Titelverteidiger Hannes Aigner vom Augsburger Kajak Verein eine Medaille. Er qualifizierte sich mit Platz zwölf aber ebenso für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wie auch die in Augsburg lebende und trainierende Ricarda Funk (Bad Kreuznach) auf Rang fünf.
Die bis dahin fast schon katastrophale Medaillenbilanz der deutschen Kanuten rettete im letzten Rennen gerade noch die neue Weltmeisterin im Canadier Einer, Andrea Herzog aus Leipzig, die damit ebenfalls ihr Olympia-Ticket sicher hat. Die deutschen Canadier-Männer mit der Weltranglisten-Nummer eins, dem Augsburger Sideris Tasiadis im Team, erlebten in Spanien hingegen ein Debakel.
Sie blieben nicht nur ohne WMMedaille, sondern verpassten es sogar, unter die elf besten Nationen zu fahren, um den Olympiastartplatz zu sichern. Die nahezu einzige gute Nachricht: Damit hat Tasiadis trotz seines vorzeitigen Ausscheidens bei der WM noch eine letzte Gelegenheit, sich im nächsten Jahr bei der Europameisterschaft das Olympiaticket zu sichern. „Das ist wie ein Geschenk“, sagte der Schwaben-Kamit Blick auf die turbulenten Tage in Spanien. Seine erste Chance hatte er sich verbaut, als er bei der
WM mit einem zu ungestümen Lauf schon in der Qualifikation gescheitert war. Danach lagen die Olympiahoffnungen im
C1 auf Weltmeister Franz Anton
(KC Leipzig). Er musste dafür besdeutsches Boot werden. Da ihn der dritte Canadierfahrer im Bunde, Florian Breuer vom Augsburger Kajak Verein, trotz verletzungsbedingten Trainingsrückstands aber mit einem ganz starken und fehlerfreien Halbfinalrennen dicht im Nacken saß, fuhr Anton zu sehr auf Sicherheit –und mit Platz 19, gerade mal zwei Plätze vor Breuer, war der Olympiastartplatz futsch.
Damit war mit einem Schlag auch die bisherige Olympia-Qualifikation für das deutsche Canadier-Trio hinnute fällig. Für Tasiadis, Breuer und Anton gibt es nun eine allerletzte Chance: die Europameisterschaft im Mai nächsten Jahres in London. Dort wird von den bisher nicht qualifizierten Nationen wie Deutschland, Italien oder Russland noch ein einziger Olympiaplatz ausgefahren. Das beste Boot qualifiziert sich. Der Kampf ist also wieder offen.
Hannes Aigner hat hingegen endlich Planungssicherheit. Der Augsburger freute sich, in Spanien endgültig die Teilnahme an seinen drittes ten Olympischen Spielen perfekt gemacht zu haben.
Fürs WM-Finale reichte es aber nicht, weil er sich im Halbfinale schon früh zwei Strafsekunden eingehandelt hatte. „Es ist schwierig sich zu freuen und gleichzeitig zu wissen, dass es noch ein bisschen was zu tun gibt“, gestand der 30-Jährige nach seinem Rennen. „Ich war zwar fit und gut vorbereitet, aber manchmal läuft es eben nicht so, wie man sich das vorstellt.“Zeit, den verlorenen WM-Medaillen hinterher zu trauern, haben er und seine Trainingspartnerin Ricarda Funk allerdings nicht. Schon in zwei Wochen steht für die beiden sowie für Andrea Herzog das olympische Test-Event in Tokio an. „Da geht es dann darum, die Strecke kennenzulernen und erste Erfahrungen zu sammeln. Im nächsten Jahr wird es in Japan noch viele Trainingswochen geben. Es wird sicher eine anstrengende Zeit. Aber das wollte ich so und darauf freue ich mich“, sagte Aigner.