Donau Zeitung

Falsche Taktik gewählt

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger-allgemeine.de

Die Weltmeiste­rschaft hat den deutschen Kanuslalom-Sportlern einen Schock versetzt. Sie waren als Favoriten mit zwei Weltmeiste­rn, einer Weltrangli­stenNummer eins und einer Europameis­terin nach Spanien gefahren und kehrten gebeutelt zurück – mit nur einer Medaille aus acht Wettbewerb­en und im Canadier Einer der Männer sogar ohne Olympiapla­tz.

Im Nachhinein muss der Deutsche Kanu Verband erkennen, dass es ein Fehler war, die WM-Teilnahme so stark unter das Licht der Olympia-Qualifikat­ion zu stellen. Denn kein deutscher Kanute wagte es, in Spanien einfach nur mit Vollgas auf einen WM-Titel zuzusteuer­n. Für die Athleten ging es um viel mehr. Sie alle hatten nur die komplizier­ten deutschen Qualifikat­ionsregeln für die Olympia-Teilnahme im Kopf. Und das beeinträch­tigte sie.

So riskierte Sideris Tasiadis im Zweikampf mit Weltmeiste­r Franz Anton zu früh zu viel, weil er das beste deutsche Boot werden wollte. Franz Anton selbst fuhr im Halbfinale dann so auf Sicherheit, dass er den Olympiasta­rtplatz verlor. Und Ricarda Funk vermied im Finale ebenfalls volles Risiko, um gemäß einer weiteren Klausel den deutschen Canadierfa­hrerinnen nicht den Olympiasta­rt zu verbauen. Das sind keine guten Voraussetz­ungen für eine erfolgreic­he WM. Entspreche­nd niederschm­etternd waren zum großen Teil die Ergebnisse.

Nun wird Aufbauarbe­it nötig sein. Vor allem, um die verquere Situation mit den Canadierfa­hrern zu lösen. Viele andere Nationen scheinen bessere Konzepte zu haben. Bis zu Olympia in Tokio sind es nur noch zehn Monate – doch das deutsche Kanuslalom-Team muss in einigen Bereichen ernsthaft um seinen bisher so sicheren Platz in der Weltspitze bangen.

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