Schlaflos in Metropolis
Warum Stadtflucht wieder Konjunktur bekommen sollte
Es gab einmal eine Zeit, da waren die Begriffe Land- und Stadtflucht modern. Bei Ersterem geht es darum, dass die Menschen ihre Sachen packen und in die Städte ziehen, um dort ihr Glück zu versuchen. Bei der Stadtflucht geht es in die umgekehrte Richtung. Tendenzen diesbezüglich sind nicht neu. Der 1877 im schwäbischen Calw geborene Schriftsteller Hermann Hesse etwa hat stets gern das Leben im Stillen weit draußen abseits der Städte beschworen, in Essays Zivilisationskritik geübt und gedacht – und damit vielen aus der Seele gesprochen.
Eine Weile – etwa in den 1970ern und 1980ern – hatte man ebenfalls das Gefühl, dass es die Menschen wieder hinaus aufs Land zieht. Das „Häuschen im Grünen“war damals für viele ein Traum. Doch dieser Wind hat sich völlig gedreht. Überall auf der Welt explodieren die Metropolen. Vor allem in Asien gibt es inzwischen Städte, die mehr Einwohner haben als ganze Staaten. Auch im beschaulichen Bayern gehen die Einwohnerzahlen in München, Augsburg oder Nürnberg immer weiter nach oben. Dabei tut das Leben in den Städten den Menschen doch gar nicht immer gut.
Alles teurer, der ganze Stress, lange Warteschlangen allerorten. Und die Städter finden auch noch schlechter in den Schlaf, wie der Gesundheitsreport 2019 der Krankenkasse Barmer belegt. In Ballungszentren funktioniere das Ein- und Durchschlafen deutlich weniger gut, heißt es da. Vielleicht ist das ja ein Zeichen. Zum Innehalten. Zum Umbesinnen. Und darüber nachzudenken, ob man wirklich den Traum vom Leben in der Metropole leben möchte. Denn es ist ja offenkundig: Auf dem Land, da träumt es sich halt deutlich besser.