Springer baut radikal um
„Bild“soll zu einer Live-Plattform werden
Der geplante Einstieg des US-Finanzinvestors KKR bei Axel Springer bringt einen radikalen Umbau für den deutschen Medienkonzern
(Bild, Welt) mit sich. Am Montag unterrichteten die Vorstände Mathias Döpfner und Stephanie Caspar die Mitarbeiter über die Pläne, die weitreichende Folgen haben – möglicherweise auch für den deutschen Fernsehmarkt. Döpfner hatte erst im Juni angekündigt, man wolle „weltweit führender Anbieter von digitalem Journalismus und digitalen Rubrikenangeboten“werden. Wie das geschehen soll, ist nun klarer: Da die Mediennutzung digitaler und verstärkt audio-visuell werde, soll die „journalistische Marke“Bild zu einer „Live-Plattform für News, Entertainment und Sport“werden und „auch auf TV-Bildschirme gebracht werden“. Dadurch könnte den Privatsendern eine Konkurrenz entstehen; befürchtet wird bereits, dass sich in Deutschland ein ähnlich deutlich politisch positionierter und polarisierender Sender wie Fox News (USA) etablieren könnte.
„Bild, BamS – jetzt Glotze“, betitelte Spiegel Online einen Bericht über die Umbaupläne in Anspielung auf ein berühmtes Bonmot des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder und verwies darauf, dass schon Verlagsgründer Axel Cäsar Springer ins Fernsehgeschäft habe einsteigen wollen. In der Tat: Springer forderte 1961 nicht nur die Beteiligung der „Gesamtverlegerschaft“am Fernsehen, 1964 wollte er auch das in Finanznot geratene ZDF übernehmen.
Vor allem in die „Live-VideoStrategie“der Bild werden in den nächsten drei Jahren insgesamt mehr als 100 Millionen Euro investiert – zugleich wird es Kosteneinsparungen im Bereich „News Media National“in Höhe von 50 Millionen Euro geben. In dem Bereich sind Geschäftsmodelle gebündelt, „die durch den zahlenden Leser und durch Werbung finanziert werden“. Personal – branchenintern geht man von einer dreistelligen Zahl aus – will das Medienunternehmen unter anderem in Verlag und Redaktionen abbauen. „Wir wollen Journalismus bei Axel Springer in Deutschland jetzt zukunftsfähig machen – nicht langsam, zäh und in jährlich neuen Sparrunden“, erklärte der Vorstand und schloss auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.
Zum Umbau gehört die Zusammenführung von Bild und Bild am Sonntag unter Leitung von Julian Reichelt, der in den letzten Jahren die Bild stark auf – anders lässt es sich nicht sagen – Krawallkurs brachte. Laut Springer bleiben Bild, Bild am Sonntag, Welt und Welt am Sonntag als gedruckte Zeitungen erhalten. Welt Kompakt und Welt Hamburg werden eingestellt.