Unerhört souverän
Frank Peter Zimmermann als Solist
Bad Wörishofen Zu den Errungenschaften des „Festivals der Nationen“, das in diesem Jahr zum 25. Mal stattfindet, zählt die Konzentration auf das Wesentliche, auf Musik höchster Qualität, auf die ungestörte Zelebration höchster Tonkunst. Zu den entsprechenden Konzerterlebnissen zählte am Mittwoch auch der Auftritt der Bamberger Symphoniker. Und es behauptete sich neben dem Orchester unter Chefdirigent Jakub Hrusa der großartige Geiger Frank Peter Zimmermann:
Von Anfang an stimmig, unprätentiös und leidenschaftlich gestalteten er und das Orchester Bohuslav Martinus zweites Violinkonzert – ein hinsichtlich seiner stilistischen Einordnungen sich etwas unentschieden gebendes Werk. Doch in Bad Wörishofen schien die Komposition wie geschaffen für Kurortmusik mit hohen Anspruch.
Zimmermann spielte unerhört souverän, flexibel, mit einem durch alle Lagen hindurch weichen und warmen Ton – wunderbar. Besonders beeindruckend: Zimmermann schien sich mit intuitiven interpretatorischen Raffinessen selbst zu überraschen. Und wie begleiteten die Bamberger Symphoniker? Sie folgten Zimmermann bedingungslos, seine Interpretation gleichsam verdoppelnd. Das regte an, das inspirierte, das erfrischte.
Dabei erklang das Orchester mit großer Substanz, geerdet, da von den Tiefen her gedacht – auch im zweiten Teil des Abends mit Brahms’ erster Sinfonie. In dem für romantische Orchesterbesetzungen vergleichsweise kleinen Wörishofer Kursaal derart ansprechend zu musizieren, ist beachtlich. Man staunte nur so, wie es den Bambergern gelang, ihre Heimspielakustik des Bamberger Keilberth-Saals „einzupacken“und in Bad Wörishofen wieder „auszupacken“. Auch dafür: stürmischer Applaus.
Und die Bamberger wussten sich zu revanchieren – mit gleich zwei Zugaben vom Feinsten: den Ungarischen Tänzen 17 und 21 von Brahms, für Orchester arrangiert von Dvorak.