Donau Zeitung

Wenn zu Hause ein Baulichtme­er wartet

Der 30. Oktober 2017 ist für eine Familie aus Bissingen ein Tag, den sie nicht so schnell vergessen wird. Auch die Feuerwehrl­eute erinnern sich noch gut an den Brand. Am Sonntag kann man ihre Arbeit genauer kennenlern­en

- VON TANJA FERRARI

Bissingen Der 30. Oktober 2017 ist ein einschneid­ender Tag für Bernadette Finkl und ihre Familie. Weil sie an jenem Brückentag vor knapp zwei Jahren etwas Schönes unternehme­n wollten, fuhren sie gemeinsam zum Baden. Auf dem Rückweg erhielten sie einen Anruf, den sie erst gar nicht so richtig glauben konnten. „Ich war einfach nur schockiert“, erinnert sich die Bissingeri­n. Gerade hatten sie und ihr Mann die Badesachen im Auto verstaut, die Zwillinge angeschnal­lt und wollten sich auf den Heimweg machen – da klingelte ihr Handy. Als sie das Display entsperrte, hörte sie die aufgeregte Stimme ihrer Schwägerin. „Bei dir brennt die Ölheizung“, rief diese ins Telefon. So schnell es ging, fuhr die Familie nach Hause. Den Anblick, der sich ihr an jenem Abend um kurz vor 18 Uhr bot, hat sie noch heute vor Augen. „Schon von Weitem hat man es erkannt. Alles um uns herum war dunkel. Nur unser Haus nicht; dort konnte man unzählige blaue Lichter sehen, von den vielen Einsatzfah­rzeugen“, erklärt sie. Auch den ersten Gedanken, der ihr damals in den Sinn gekommen war, weiß Finkl noch ganz genau. „Ich hatte mich zu meinem Mann auf die Fahrerseit­e gedreht und gesagt: Unser Haus gehört jetzt wohl der Feuerwehr.“

Noch komplett unter Schock stieg die Bissingeri­n aus dem Auto aus. Von ihren Eltern und ihrer Schwägerin wurde sie bereits erwartet. „Ich konnte gar nicht fassen, was da gerade passiert“, sagt sie. Dicke, schwarze Rauchwolke­n stiegen vom Kamin auf und ein beißender, öliger Geruch hatte sich ausgebreit­et. Zuerst habe sie unbedingt in ihr Haus rennen wollen, doch ihr Nachbar, der ebenfalls bei der Freiwillig­en Feuerwehr ist, hat sie davon abhalten können. Er habe sie in den Arm genommen und ihr erklärt, dass alles halb so schlimm sei. Als sie sich beruhigt hatte, brauchte die Feuerwehr ihre Hilfe. Sie musste die Begebenhei­ten des Hauses erklären und einen alternativ­en Eingang zeigen.

Schwere Rauchwolke­n und ausgelaufe­nes Heizöl machten den Feuerwehrl­euten ihre Aufgabe an jenem Abend schwer. Trotzdem war nach knapp 15 Minuten das Feuer gelöscht. Dann ging es an die Glutnester. Damit auch wirklich alles beseitigt werden konnte, hatte der Löschtrupp die komplette Heizung auseinande­rgebaut. Auch bei dem Zweiten Kommandant­en Christian Sinning hat sich der 30. Oktober 2017 im Gedächtnis verankert. „Der Kellerbran­d war einer meiner ersten Einsätze als Leiter, wenn nicht sogar der erste überhaupt“, sagt er. Als er die Benachrich­tigung erhalten hatte, war ihm kurz mulmig geworden. Gerade diese Einsätze seien nicht ganz einfach für die Feuerwehr. Er sagt: „Die Hitze kann im Keller nicht weg und auch die Rauchentwi­cklung ist gefährlich.“Sorgen machte er sich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine und fuhr, so schnell es ging, zum Feuerwehrh­aus. Dort musste er dann erst einmal kurz schlucken. Andreas Korn, der Erste Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Bissingen, fehlte. Unter normalen Umständen würde er den Einsatz leiten. Viel Zeit zum Überlegen blieb Sinning trotzdem nicht. Schnell ging es mit seinen Kameraden zum Einsatzort. Sinning: „Der Brand war dann auch noch in meiner Straße – auch da bin ich kurz zusammenge­zuckt.“Vor dem Haus von Bernadette Finkl wurde er bereits erwartet. Eine Frau war auf ihn zugekommen und hatte ihm alle wichtigen Infos mitgeteilt. „Ich dachte schon, das ist eine Übung – das war fast wie auf der Feuerwehrs­chule.“Sinning und sein Löschtrupp entscheide­n sich dafür, den Brand mit Wasser zu löschen. Weil der Rauch so tiefschwar­z gewesen sei, hätten sie nicht einmal die Hand vor den Augen gesehen, geschweige denn die Flammen.

In dieser Situation habe er alles richtig gemacht, erkennt Korn lobend an, der selbst knapp eine halbe Stunde später am Einsatzort eintraf. Würde man das

Feuer mit Schaum löschen, gebe es oftmals eine zusätzlich­e Hitzeentwi­cklung und es würde auch länger dauern, bis alle Flammen bekämpft seien. Als er damals die Einsatzben­achrichtig­ung erhalten habe, sei er noch unterwegs gewesen. Dass seine Kollegen sich mit einem Kellerbran­d auseinande­rsetzen mussten, habe ihn selbstvers­tändlich nervös gemacht. „Wir haben nicht mehr als 25 bis 30 Einsätze im Jahr, und Brände werden immer weniger“, betont Korn. Dafür würden die Aufgaben immer breiter und vielseitig­er werden. Besonders Verkehrsun­fälle und Einsätze, bei denen Kinder involviert wären, würden einen besonders treffen, betont der Kommandant. Einen genaueren Einblick in die Arbeit können Interessie­rte am Sonntag beim Aktionstag der Feuerwehr erhalten. „Mit unseren Übungen hoffen wir, vor allem auch Jugendlich­e für uns begeistern zu können.“

Kellerbrän­de sind besonders gefährlich

Deine Feuerwehr im Einsatz

Aktionstag Wer sich für die Arbeit der Freiwillig­en Feuerwehr Bissingen interessie­rt, hat am Sonntag, 6. Oktober, ab 10 Uhr die Möglichkei­t, bei verschiede­nen Übungen zuzusehen. Auch ein Feuerlösch­ertraining, bei dem selbst gelöscht werden kann, ist geplant. Das gesamte Programm gibt es auf der Facebookse­ite der Feuerwehr.

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Foto: Tanja Ferrari Bernadette Finkl ist Christian Sinning (links) und Andreas Korn (rechts) für ihren Einsatz bei der Freiwillig­en Feuerwehr Bissingen auch zwei Jahre nach dem Brand in ihrem Keller noch sehr dankbar.

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