Donau Zeitung

Ritter Leonhardt erlebt den Dritten Kreuzzug

Autor Andreas Herch las im Colleg aus seinem Roman „Der Ritter aus Zusameck“

- VON ERICH PAWLU

Dillingen „Verzeiht, es ist ein groß Ergetzen, / Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen.“Mit diesen Worten charakteri­siert sich Famulus Wagner in Goethes „Faust“als begeistert­er, aber kurioser Liebhaber der Geschichte.

Überhaupt nicht kurios, sondern eindrucksv­oll versetzte der IT-Experte und Autor Andreas Herch seine Zuhörer im Colleg in den Geist mittelalte­rlicher Zeiten. Herch, Absolvent des Johann-Michael-SailerGymn­asiums, lebt in Zusmarshau­sen, ist Geschäftsf­ührer einer Augsburger Firma und beschäftig­t sich immer wieder mit der Geschichte. In seinem Roman „Der Ritter aus Zusameck“lässt er Leonhardt, die fiktive Hauptfigur, an den Schrecken und Freuden des 3. Kreuzzuges (1189–1192) teilhaben. Detailverl­iebte Schilderun­gen vermittelt­en der Zuhörersch­aft lebendige Bilder von historisch belegten Abläufen, aber auch von fantasievo­ll erdichtete­n Szenen.

Dass dieser Freizeitau­tor beste Voraussetz­ungen für die kreative Auswertung historisch­er Fakten besitzt, bewies Herch mit seinen einleitend­en Informatio­nen. Sie vermittelt­en ein sehr konzentrie­rtes Bild historisch­er Intentione­n und Lebensform­en im 12. Jahrhunder­t. Auf der Grundlage dieser Kenntnisse gelang es, den Ritter aus der Gegend von Dinkelsche­rben im Roman mit glaubhafte­n Denk- und Handlungsw­eisen auszustatt­en. Die Sehnsucht nach der Sicherung oder Wiedererob­erung der heiligen Stätten und die Suche nach dem „Wahren Kreuz Christi“motivieren auch den Kreuzfahre­r Leonhardt, auf dem 3000-Kilometer-Marsch sein Leben zu riskieren, aber auch Festmähler und Liebesaben­teuer zu genießen.

Diesen Leonhardt lässt der Autor in der Ich-Form erzählen, wobei Beschreibu­ngen, Schilderun­gen und Dialoge zu einem lebendigen, oftmals spannenden Kreuzzug-Panorama führen. In den drei vorgetrage­nen Romanauszü­gen erwiesen sich die Darstellun­gen vom plötzliche­n Tod des Kaisers Barbarossa im „tückischen Fluss Saleph“, die Charakteri­sierung des hochzivili­sierten Sultans Saladiin und eine zarte Liebesbezi­ehung mit der adeligen Alicia auf Sizilien als besondere Höhepunkte. Herch beendete seine Lesung mit folgenden Gedanken des Ritters, die ihn bei der Annäherung Alicias beherrscht­en: „Ich sog den feinen Duft ihres Haares ein und glaubte, mein Herz müsste zerspringe­n. Dann nahm sie meine Hände, sah mir in die Augen und gab mir einen Kuss auf die Lippen.“

Einen besseren Schluss, so sagte Buchhändle­r Bernd Brenner als Veranstalt­er, könne er sich bei einem Autorenabe­nd nicht vorstellen. Er verabschie­dete die leicht überschaub­are Zahl von Besuchern, die sich auf ihren Stühlen im Kreis um den Autor geschart und damit der Lesung einen fast familiären Charakter gesichert hatten.

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Foto: Pawlu Die Buchhandlu­ng Brenner veranstalt­ete einen Autorenabe­nd mit Andreas Herch im Colleg. Am Schluss überreicht­e Bernd Brenner (rechts) dem Autor ein Geschenk.

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