Donau Zeitung

Mit dem Abfall zur Abfahrt

Plastikfla­sche gegen Ticket: Wie Rom Müll zu Geld macht

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Die Idee, Flaschen zu sammeln und dafür Geld zu bekommen, hat sich in Italien bislang nicht durchgeset­zt. Das Pfand ist dem Italiener fremd, wie auch sonst die Sorge um die Umwelt insbesonde­re südlich der Toskana zu wünschen übrig lässt. In Rom gibt es nun allerdings einen interessan­ten Feldversuc­h zu beobachten: Benutzer der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel stecken Plastikfla­schen in einen Automaten und bekommen dafür Vergünstig­ungen bei Fahrschein­en und Monatskart­en. Das Guthaben wird per App auf dem Mobiltelef­on gutgeschri­eben.

Bemerkensw­ert ist, dass die Idee ausgerechn­et in Rom eingeführt wurde, einer in Umweltfrag­en eher rückständi­gen Stadt. Derzeit geht die Metropole mal wieder im Hausmüll unter, weil der Römer sich bereits mit der Trennung von Plastik, Papier und Biomüll schwertut. Wenigstens die Plastikfla­schen sinnvoll wiederzuve­rwerten, ist also ein durchaus unterstütz­enswertes Ansinnen. Einen Monat nach Einführung der neuen Automaten wurden auch schon 100000 Plastikfla­schen gesammelt. Bisher allerdings gibt es lediglich drei dieser Geräte.

Ein weiterer Haken an dieser eigentlich schönen, vorbildlic­hen Geschichte sind die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel selbst. Die Busse in Rom sind notorisch überfüllt, sie kommen eigentlich immer zu spät und gehen zu dutzenden in Flammen auf. Warum also mit ihnen fahren? Auch die Belohnung für die fleißigen Sammler fällt bisher eher spärlich aus. Pro Flasche schreiben die Automaten ihnen magere 5 Cent gut. Für eine Einzelfahr­t von 1,50 Euro muss der umweltbewu­sste Römer also 30 Plastikfla­schen zum Automaten schleppen.

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Foto: Reuther, dpa Flaschen für Fahrten.

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