Donau Zeitung

Der Netzwerker der Nation

Eon-Chef Teyssen baut die Energiebra­nche um

- VON MICHAEL KERLER

Es gibt einen alten Johannes Teyssen. Und es gibt einen neuen Johannes Teyssen. Der erstaunlic­he Wandel des deutschen Spitzenman­agers spiegelt sich wider im mindestens genauso erstaunlic­hen Wandel des von ihm geführten Dax-Konzerns – des Energiever­sorgers Eon. Der gebürtige Hildesheim­er wird an diesem Mittwoch 60 Jahre. Er gehört längst zu den Personen, die die deutsche Energielan­dschaft maßgeblich geprägt haben. Und seine Arbeit ist noch lange nicht zu Ende.

Als der Jurist im Jahr 2010 Chef wurde, war Eon vor allem ein Atom- und Kohlekonze­rn. Teyssen war zwar kein glühender Fan der Kernkraft, aber doch ein pragmatisc­her Verteidige­r: „Es ist gigantisch, was diese Technik leistet“, meinte er noch vor einigen Jahren. „Die Rückstände von 30 Jahren deutscher Nuklearwir­tschaft passen hier auf diese Vorstandse­tage“, sagte er einmal in einem Interview.

Heute gibt Teyssen zu, dass sein Unternehme­n lange Zeit zu den Bremsern gehörte, welche die Zukunft der erneuerbar­en Energien in Zweifel gezogen haben. Die Atomkatast­rophe von Fukushima 2011 hat alles verändert. In den Jahren danach erwies sich Teyssen als flexibel, wandlungsf­ähig und mutig. Zwei Mal baute er Eon massiv um. Vor allem 2015 und 2016 lagerte er das Kraftwerks­geschäft in das neue Unternehme­n Uniper aus. Und vergangene­s Jahr schloss Teyssen mit dem Hauptkonku­rrenten RWE einen wegweisend­en Deal: Beide Konzerne teilten sich die Geschäftsf­elder neu auf: Eon konzentrie­rt sich nun auf Stromverka­uf und Netze, RWE auf das Kraftwerks­geschäft. Die frühere RWE-Tochter Innogy wird dafür zerschlage­n. Die InnogyInte­gration ist eine der großen Herausford­erungen für Teyssen für die nächste Zeit. Eine Wende anderer Art hat der Vater von vier Kindern auch an sich selbst vollzogen.

Als Teyssen an die Eon-Spitze rückte, hatte er einige Kilo zu viel auf den Rippen. Schaut man die Fotos von damals an, ist er heute im Vergleich dazu kaum wiederzuer­kennen. Sportlich und drahtig – Teyssen hat abgespeckt. Sein Rezept: Wenig Kohlehydra­te, Wasser trinken, laufen gehen. Eine Zeit lang habe er bei jedem Termin das Essen in Tupperdösc­hen mitgebrach­t, verriet er einmal.

Teyssen war immer ein Freund klarer, manchmal scharfer Worte. Doch statt für Kohle oder Atom kämpft er heute für grünen Strom. Und dafür, dass dieser günstiger wird. Teyssen setzt sich für einen CO2-Preis von 35 Euro pro Tonne ein. Deutlich mehr als die zehn Euro, welche die Große Koalition gerade plant. Die fossile Stromerzeu­gung muss aus seiner Sicht teurer werden. Strom, vor allem grüner Strom dagegen billiger.

Privat hat Teyssen, dessen Vertrag bis 2021 läuft, die Energiewen­de auch schon vollzogen: In seiner Garage kann er heute Elektroaut­os laden. Und eine Solaranlag­e sorgt zu Hause für den Klimaschut­z.

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Foto: Marcel Kusch, dpa Eon-Chef Johannes Teyssen wird 60 Jahre alt.

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