Strengere Tests für Mediziner
Kammer will 120 Minuten Prüfung für ausländische Fachärzte
München Die bayerische Landesärztekammer will für Mediziner aus Nicht-EU-Staaten die Prüfungsstandards deutlich erhöhen. Die bisherige Prüfung, in der Ärzte etwa aus Russland, Serbien oder dem arabischen Raum ihre fachlichen Fähigkeiten belegen müssen, um eine Anerkennung als Facharzt zu bekommen, solle von derzeit 30 Minuten auf bis zu 120 Minuten verlängert werden, sagte ÄrztekammerPräsident Gerald Quitterer anlässlich des Bayerischen Ärztetags in München.
Die Bewerber sollen auch schriftliche Prüfungsteile ablegen müssen, indem sie beispielsweise einen Arztbrief schreiben. Die Delegierten werden über einen entsprechenden Antrag entscheiden. Bei der Ärztekammer seien zwar keine Berichte über Mediziner aus dem Ausland bekannt, die wegen einer unzureichenden Qualifikation Kranke falsch behandelt hätten, sagte Quitterer. Es sei aber „eine Frage der Patientensicherheit, etwas zu ändern, bevor Schäden eintreten“. Es habe sich gezeigt, dass die jetzige Prüfung zu kurz sei, um die Qualifikation von Bewerbern gründlich abzuklären. Abseits dieser Prüfung gibt es noch eine FachsprachenPrüfung, die Voraussetzung ist, damit eine im Ausland erworbene Approbation überhaupt in Deutschland anerkannt wird. Aktuell haben gut 50 Prozent der Bewerber die Prüfung im ersten Anlauf bestanden. Bei denen, die die Prüfung wiederholen, liege die Bestehensquote bei 80 Prozent.
Derzeit arbeiten nach Angaben der Kammer 8613 ausländische Ärzte in Bayern, davon 3826 aus NichtEU-Staaten. Damit stammen 13 Prozent der berufstätigen Mediziner aus dem Ausland, knapp sechs Prozent aus Ländern außerhalb der Europäischen Union.
Gefahren für die Sicherheit der Patienten sieht die Kammer durch das Finanzierungssystem der Krankenhäuser durch sogenannte Fallpauschalen. Nach Einschätzung des Kammer-Vizepräsidenten Andreas Botzlar sorgen sie immer stärker dafür, dass Kliniken ihre Behandlung so organisieren, dass sie möglichst hohe Erstattungen durch die Krankenversicherer bringt. „Der Fokus muss weg von der Gewinnerzielung“, sagte Botzlar und forderte: „Es darf nicht erste Aufgabe eines Krankenhauses sein, ein sich selbst tragender Wirtschaftsbetrieb zu sein.“»Kommentar