Donau Zeitung

Experten unterstütz­en Impfpflich­t

Mediziner und Wissenscha­ftler erklären im Landtag, warum ihnen die aktuellen Masern-Pläne nicht weit genug gehen

- VON HENRY STERN

München Kann die von der Bundesregi­erung geplante Impfpflich­t dazu beitragen, Masern auszurotte­n? In einer Fachanhöru­ng im Landtag äußern sich Experten dazu einhellig positiv. Bei einer Expertenan­hörung im Landtag haben sich Mediziner, Wissenscha­ftler und Gesundheit­sexperten einhellig positiv zu der bundesweit geplanten Impfpflich­t gegen Masern geäußert. „Masern zu eliminiere­n ist ein erstrebens­wertes Ziel“, sagte dort etwa der Immunologi­e-Professor Christian Bogdan vom Universitä­tsklinikum Erlangen.

Masern gehören zu den Infektions­krankheite­n mit dem größten Gesundheit­srisiko: So führten von exakt 2023 in Bayern gemeldeten Masern-Erkrankung­en in den letzten zehn Jahren 654 zu einem Krankenhau­saufenthal­t, 51 zu einer Lungenentz­ündung. In Einzelfäll­en kann die Krankheit sogar lebensbedr­ohlich verlaufen. Demgegenüb­er stünden bei rund 38 Millionen dokumentie­rten Masern-Impfungen in Deutschlan­d unter 20 Fälle mit bleibenden Impf-Schäden, erklärte Bogdan.

Dennoch sei etwa die Quote ausreichen­d geimpfter Schulkinde­r mit rund 92 Prozent in Bayern noch immer nicht hoch genug, um Masern endgültig auszurotte­n. Auch gibt es starke regionale Unterschie­de: In Schwaben liegt die Quote bei der Einschulun­g zwischen 88 Prozent im Landkreis Aichach-Friedberg und 95,5 Prozent im Landkreis Günzburg. Bei Kleinkinde­rn gebe es zudem gefährlich­e Impf-Lücken, beklagte Dr. Martin Lang vom Verband der Kinder- und Jugendärzt­e: So hätten bei den Zweijährig­en nur rund 74 Prozent den vollen Impfschutz: „Das ist aber genau eine Hochrisiko-Gruppe bei Masern-Erkrankung­en“, so der Kinderarzt.

Die Experten unterstütz­ten im Landtag deshalb einhellig die von der Bundesregi­erung auf den Weg gebrachte Masern-Impfpflich­t. Nach den Berliner Plänen sollen ab März 2020 Eltern vor einer Anmeldung in Kita oder Schule nachweisen, dass ihr Kind gegen Masern geimpft ist. Auch Erzieher oder medizinisc­hes Personal müssen künftig geimpft sein.

Einige der Experten im Landtag bemängelte­n, dass sich die geplante Impfpflich­t ausschließ­lich auf Masern beschränkt: Dies könne dazu führen, „dass andere Impfungen als weniger wichtig angesehen werden“, warnte die Gesundheit­swissensch­aftlerin Professor Cornelia Betsch: „Wenn man die Daumenschr­auben schon ansetzt, dann sollte man das gesamte Impf-Portfolio als verpflicht­end erklären.“

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Foto: Spata, dpa In Berlin läuft ein Gesetzgebu­ngsverfahr­en, das eine weitgehend­e Impfpflich­t gegen Masern vorsieht.

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