Donau Zeitung

Dem Vergessen entrissen

Norman Ohler über den NS-Widerstand

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Dieses Buch ist ein doppelter Triumph. Zum einen gelingt es dem auch mit Romanen erfolgreic­hen Norman Ohler, ein Sachbuch wieder so spannend zu erzählen, wie er es 2015 mit „Der totale Rausch“über Drogen im Dritten Reich bereits vermochte. Und zum anderen erinnert er nun in „Harro & Libertas“an Menschen, deren Andenken die Nazis – auf das Betreiben von Hitler – mit allen Mittel zu tilgen versuchten.

Es geht um den Widerstand in der Berliner Boheme – mit dem Spitznamen „Rote Kapelle“belegt und damit als Kommuniste­n bezeichnet. Tatsächlic­h aber handelte es sich um einen größeren Kreis von aufge- klärten Patrioten um Harro SchulzeBoy­sen und seine Frau Libertas. Erzählt wird, mit welcher demokratis­chen Verve die Zeitschrif­t „Gegner“betrieben wurde, in der alle Meinungen aufeinande­rtreffen sollten – was die aufkommend­e NSHerrscha­ft hart, mitunter tödlich bestrafte. Und mit welcher Chuzpe dann pfiffige Flugblätte­r lanciert wurden und mit welchem Mut Harro, nachdem ihm familiäre Fürsprache doch noch zu einer militärisc­hen Karriere verholfen hatte, diese dann dazu nutzte, den Russen die Angriffspl­äne von Hitler zu verraten – was Stalin als Fake und Falle abtat. Das beeindruck­t ebenso wie das Ringen um die Liebe des Titel-Paares. Norman Ohler leistet hier eine historisch wichtige Entdeckung­sarbeit mit großem literarisc­hem Können.

 ?? Kiepenheue­r & Witsch, 496 S., 24 ¤ ?? Norman Ohler: Harro und Libertas – Eine Geschichte von Liebe und Widerstand.
Kiepenheue­r & Witsch, 496 S., 24 ¤ Norman Ohler: Harro und Libertas – Eine Geschichte von Liebe und Widerstand.

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