Dem Vergessen entrissen
Norman Ohler über den NS-Widerstand
Dieses Buch ist ein doppelter Triumph. Zum einen gelingt es dem auch mit Romanen erfolgreichen Norman Ohler, ein Sachbuch wieder so spannend zu erzählen, wie er es 2015 mit „Der totale Rausch“über Drogen im Dritten Reich bereits vermochte. Und zum anderen erinnert er nun in „Harro & Libertas“an Menschen, deren Andenken die Nazis – auf das Betreiben von Hitler – mit allen Mittel zu tilgen versuchten.
Es geht um den Widerstand in der Berliner Boheme – mit dem Spitznamen „Rote Kapelle“belegt und damit als Kommunisten bezeichnet. Tatsächlich aber handelte es sich um einen größeren Kreis von aufge- klärten Patrioten um Harro SchulzeBoysen und seine Frau Libertas. Erzählt wird, mit welcher demokratischen Verve die Zeitschrift „Gegner“betrieben wurde, in der alle Meinungen aufeinandertreffen sollten – was die aufkommende NSHerrschaft hart, mitunter tödlich bestrafte. Und mit welcher Chuzpe dann pfiffige Flugblätter lanciert wurden und mit welchem Mut Harro, nachdem ihm familiäre Fürsprache doch noch zu einer militärischen Karriere verholfen hatte, diese dann dazu nutzte, den Russen die Angriffspläne von Hitler zu verraten – was Stalin als Fake und Falle abtat. Das beeindruckt ebenso wie das Ringen um die Liebe des Titel-Paares. Norman Ohler leistet hier eine historisch wichtige Entdeckungsarbeit mit großem literarischem Können.